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Pandemonia 73 - Geruch II

Da ich bereits gestern über Gerüche schrieb und die Nacht ohne Träume und aufgekratzt verlief, haue ich heute eine zweite kurze Geruchserkenntnis heraus, die mir beim abendlichen Gang durch die Straßen kam: Ich lief also über Gehwegplatten mit einem Bier in der Hand und etwas Harndrang durch die Gegend und sah von weitem drei junge Männer in Sportkleidung und Bauchtaschen geschmückt, Boxbewegungen und Tanzmoves machend mir entgegenkommen. Ich betrachtete sie fasziniert, atmete aber trotzdem kurz etwas heftiger, man kann ja nie wissen, ein und ein zu langes Nasenhaar kitzelte meine Nase von innen. Als die Gruppe und ich aufeinander trafen, sprach mich ein Mitglied an. Seine Stimme klang sanft und noch nicht sehr tief, aber die Phase des Stimmbruchs in dem die Tonhöhe unkontrollierbar kippt war bereits überwunden. Aus seinem Mund erreichten mich folgende Worte: "Entschuldigen SIE! Haben Sie vielleicht ein Taschentuch?" Vollkommen verdutzt ob dieser respektablen Höflichkeit und dem Inhalt der Anfrage, denn ich hatte vermutet, ich würde nach Tabak oder Zigaretten gefragt, tastete ich meine Jacke ab und antwortete mit: "Äh, nein, leider nicht." Worauf man mir einen angenehmen Abend wünschte. Unsere Wege trennten sich. Was mir außer leichter Verwirrung und Respekt blieb, war der Duft von Waschmittel, der mir stets auffällt, wenn ich jungen Menschen in Sportkleidung und mit Bauchtaschen bewährt, begegne. Eine Wolke häuslicher Sicherheit die sich dank Mutters hygienischer Verantwortung schützend um die Heranwachsenden legt, die selbstbewusst die Welt erkunden.

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