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Gesunder Mansonverstand/Üwel

Auf einer öffentlichen Toilette liefen Märchenhörspiele und ich dachte: "Wenn deine Texte genutzt werden, um Fürze zu übertönen, hast du's geschafft." Keller sind Orte der Dunkelheit, aber es gibt Tageszeiten zu denen auch dort hin Licht fällt. Am frühen Morgen dringt es durch die kleinen Schächte, die früher zum Schütten der Kohle genutzt worden, in die Gemäuer ein. Dünne Streifen oder dicke Striche schneiden hell über eingestaubten Besitz, der nicht wert genug ist, um in der Wohnung zu stehen aber auch zu schwer oder zu sperrig ist, um ihn schnell entsorgen zu können. Natürlich leben dort auch die Gegenstände, von denen man glaubt, sie könnten doch noch von Nutzen sein. Der Hang zum Messitum beginnt in den nicht sichtbaren Bereichen. Und so fristen dort Wasserkocher und zerlegte Pressspanmöbel gemeinsam ihr Dasein. Ich hatte den Auftrag, genau solche, aus zusammengeleimten Spänen hergestellte Platten in einen Keller zu bringen. Über Nacht hatte ich sie, die vorgaben mas
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Ein Pullover aus dem Haar anderen Menschen/Blätterpanzer

Am ersten warmen Tag des Jahres tauchen die Schildkröten aus den tiefen des Tümpels auf und beleben ihre Leiber in der Sonne, auf ihren Panzern bleibt eine Kruste von Schlamm und Algen zurück, die langsam trocknet und zu Staub zerfällt. Ich lege mich mit leicht verstopfter Nase für ein paar Minuten hin. Das linke Bein habe ich über den Rand des Bettes angewinkelt auf dem Fußboden, so als wäre es ein Anker, der mich in der Wirklichkeit bleiben lässt. Die Wärme liegt wie eine Hülle auf meinem Körper und das Sonnenlicht dringt durch meine Augenlider und macht sie rötlich transparent mit Übergängen ins Grün. Einmal zog ich an einem Joint und drehte danach meinen Kopf mit geschlossenen Augen in die Sonne in der Hoffnung auf der Innenseite meiner Augenlider würden Dinge entstehen, aber es waren nur rote und grüne Flächen.  Das Kraut hat bei mir nie eine Wirkung gezeigt, außer die sowieso schon vorhandenen Denkknoten noch komplexer zu gestalten und irgendwie sah ich darin keinen nutzen. Es ka

Katzenkuchen/Weidenturm

In der Nacht habe ich ein Gewicht auf mir gespürt. So als würde ein Wesen sich auf mich legen. Im Halbschlaf frage ich mit schwerer Zunge und schwacher Stimme: "Wer bist du?" und noch einmal "Wer bist du?" und eine tiefe Stimme spricht von hinten, schwer verständlich zu mir: "Ich bin Siris" . Dann bin ich wach und irgendwie geschockt - aber da ist es auch schon wieder vorbei. Nur etwas Angst und Anspannung bleibt und der Gedanke, dass sich hier unter dem Dach unter dem ich schlafe vielleicht alle Toten sammeln, die in diesem Haus starben. Und aus meiner Erinnerung fällt eine Situation in meine Wirklichkeit, mit der ich mich lange nicht beschäftigt habe: Als Kind fing ich irgendwann an, draußen zu spielen oder ich wurde aufgefordert doch nicht immer nur in meinem Zimmer zu hocken. Es muss in einem Frühling gewesen sein, die Luft wurde langsam wärmer und der Geruch von Dünger und einem Hauch verbrannten Laubs und aufgewirbelten Staub zog mir in die Nase,

Welt der Erde/Menschgewerk

Ich betrachte die Menschen: Unterwegs auf den Straßen oder sitzend in den Bars und versuche mir vorzustellen, wie sie sich verhalten würden, wenn ein Krieg losbrechen würde. Diese zwanghaften Fantasien habe ich nicht erst, seit "Krieg" ein Wort geworden ist, dass etwas beschreibt, was in meiner unmittelbaren Nähe stattfindet und nicht mehr, wie lange davor viele tausend Kilometer entfernt oder lang vergangen in Büchern und Filmen festgehalten wurde und damit zu einer Art Mythe geworden ist.  Die Fantasien sind näher an die Wirklichkeit gerückt. Mit einer sich stetig steigernden Unruhe sinniere ich über die Wehrhaftigkeit der in einer sicheren Welt aufgewachsenen Bürger, die bei aufkommendem Hunger einfach in den Supermarkt gehen können und bei ganz schlimmem Durst, wissen, dass man das Wasser aus der Leitung trinken kann. Und ich überlege, wie diese Menschen reagieren würden, wenn eine Armee in die Stadt einmarschiert: Olivgrüne LKW rollen durch die Straßen und verkünden übe

Abfackelung/Tot durch Tod

Eine Horde kleiner Kinder, vielleicht gerade in die Schule gekommen, läuft den Fußweg entlang. Alle tragen diese neonfarbenen Schutzwesten, die von Verkehrsvereinen nach Sicherheitsschulungen verteilt werden. Als ich ein Kind war und so eine Schulung bekam, schenkte man uns lediglich Mützen und diese waren nicht mal neon-farben. Die Kinder tippeln also heran und eine ihrer Betreuerinnen spricht zu ihnen über einen Film. Sinngemäß sagt sie: " Wenn ihr alt genug seid, schaut euch mal einen Film an. Da kommt ein roter Ballon drin vor. Und danach wollt ihr keinen Ballons mehr auf der Straße hinterher rennen." - zunächst verstehe ich nichts, sehe dann aber einen blauen Luftballon zwischen zwei Autos liegen. Die Kinder wollten ihn wohl aufheben, bzw. ihm nachlaufen.  Aber warum versucht die Erzieherin die Kinder davon abzuhalten, in dem sie von einem Film erzählt, den die Kinder noch nicht gesehen haben? Ich bin erstaunt über diese pädagogische Maßnahme, die sich auf zukünftiges be

Rauchen im Raumschiff/Klingeln im Bauch

Ich stehe auf einem Fußweg und halte den Kopf in die Sonne. Für einen Moment erinnere ich mich an die Kräfte des Frühlings, die Freuden der Erwärmung. Diesmal aber werden diese Empfindungen anstatt nach ein paar Tagen, schon nach zehn Sekunden abgelöst durch die Vorstellung einer brennenden Sonne unter der ich dahinkrieche. Es ist durchaus möglich, dass diese Vorstellung das angenehme Gefühl nicht komplett ersetzt, sondern beide einfach gleichzeitig vorhanden sind. Und das gilt es dann auszuhalten.  So wie für den Jahresanfang typisch, ein recht warmer Tag zu Ende gehen kann, den man draußen verbracht hat, an dem man durch die Landschaft gelaufen ist und die Wärme auf der Haut und das Betrachten der sich verändernden Vegetation des noch nicht komplett toten Waldes (80% der Wälder in Deutschland sind krank oder tot) ausreichen, um zufrieden zu sein. Geht dieser Tag dann zu Ende, kehrt mit der Dunkelheit eine Kälte zurück, die schon fast vergessen war, obwohl sie doch vor zwei Wochen noc

Warntöne/Nebelglänzer

Nach einer Saufeskapade am Fluss entlang: Die Sonne bewegt sich hinter einer sanften Nebelwand langsam nach oben. Die Einfachheit und Stille der Natur, tropft beständig in das schwammig alkoholisierten Gehirn. Die Scham des Trinkers ist noch ein paar Stunden entfernt, aber ich rede bereits halb laut bereits über dass, was in mir entsteht: Erkenntnisse über die Verhältnisse zwischen Menschen und mir, Ängste, die Schönheit des Morgens...dann bleibe ich mit dem Vorderrad in einem den Weg begrenzenden niedrigen Strauch hängen und stürze nach vorn auf den Boden. Ich hänge halb in dem Strauch und gebe eine Geräuschmischung aus Lachen und Stöhnen von mir. Ein Vorbeifahrender erkundigt sich danach, ob es mir gut geht. Ich gebe ein "ja, schon okay" von mir und bin unerwartet gerührt von dieser solidarischen Nachfrage des Fremden. Gleichzeitig deute ich bereits den Sturz und nehme mir vor, den Rest des Weges zu schweigen. Der Tag vergeht im Halbschlaf und ich beobachte einen Alligator