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Es werden Posts vom September, 2016 angezeigt.

Ruf mein Gesicht an

Ich bin endlich wieder komplett.  Nach der großen Entraubung vor der Entlaubung (aka Herbst) und milde Gaben durch mir nahe stehende Männer hab ich mein Geld für neue Sonnenbrillen ausgegeben. Der Sommer ist ja jetzt vorbei, die Sonne steht wieder tiefer und beisst sich damit direkter in die Augen rein. Meine sind schon ganz verbrannt. Ich hab direkt zweimal das selbe Exemplar gekauft, weil: lieber zwei Tage hungern, als im Ernstfall nicht bebrillt zu sein.  Dandy-Life.  Leipzig, das New York der 80er.  Bisher haben die Nadeln, die die Straßen pflastern noch nicht meine Schuhsohlen durchstochen. Können wir vielleicht auch was neues machen, also irgendwas 2016? Ist Reproduktion und Zitiat so angesagt, weil es Sicherheit vermittelt und wir alle ängstlich sind?  Ein bisschen Ausblick gewährt die Rap und R'n B Scene. Aber ich verliere mich schon wieder im Kulturpessimismus des alten Sacks, denn gefühlt bin ich schon seit zehn Jahren 60 (damit zitiere

Vom dreckigsten Glas zur traurigsten Kehle

Sonst hacke ich ja immer direkt ins Blogdialogfenster, da wo es Internet gibt. Heute breche ich mal mit meinen Zwängen und sitze in meinem Zimmer und kaue an einem ganz okayen Käsebrötchen, halte mich am Strohhalm des Kakaos fest und da läuft auch schon „Ivy“ der zweite Track von Frank Oceans Album „Blonde“ los. Was für ein Album! Das ist eines von denen, mit denen ich meinem Umfeld in den Ohren lag, dass es (das Umfeld) es unbedingt hören muss.  So zerbrechlich und traurig und doch stark. Und natürlich fragmentarisch. Das interesiert mich grade sehr. Formelle Disziplin ausarbeiten und dann entfernen, bzw. frei damit jonglieren. Haha, hier redet wieder einer von Dingen, die ne Nummer zu hoch für ihn sind. Aber ich schrieb mir ja letztens auch auf, dass ich ein weisser Ferrari ohne Fahrer sei. „White Ferrari“ auch n Song von dem Album. Dieser Frank Ocean plaudert da über dieses und jenes gebrochene Herz und es fliesst so schön dahin. Die erste Zeile des ersten Songs „Nikes“ kli

Mein Kampf am laufenden Band

Ich kannte eine Frau, die war wie der 11. September. Sie veränderte meine Glaubens- und Moralvorstellungen von einem auf den anderen Tag und diese Veränderungen wirkten sich viele Jahre aus. Gedankenkonstrukte stürzten Zusammen, nachdem ihre Radikalideen hinein flogen. Kriege wurden geführt ohne wirklichen Grund. Vielleicht lag es daran, dass sie am 11. September geboren wurde.  Im letzten Jahr schenkte ich ihr einen Strauß Blumen obwohl wir uns bereits ausgiebig hassen gelernt haben. Und dann klirrte das letzte Geschirr im leeren Spülbecken in tausend neue Möglichkeiten. Überhaupt: wer viel Geschirr zerschmeisst, ist kein Tollpatsch sondern Hilft dem Glück nur etwas auf die Sprünge.  Der Schmerz wird weniger, doch verschwinden wird er nie. Er tritt zur Seite und macht Platz, dem süssen Zynismus, macht Platz für Scherze, Optimismus und neue Herzen. Hey, es geht uns doch ganz gut, oder? (Stille am anderen Ende der Leitung) Bleiben wir bei Nein-I-lewen: Im Jahr 2001 ve

Waldo

Die Straßenbahnfahrerinnen und Fahrer in Leipzig werden jünger und attraktiver. Ich sehe sie in ihren Kabinen sitzen, wenn ich auf dem Fußweg parallel zu ihren Schienen gehe. Manchmal sitzen sie zu zweit, einer den anderen einweisend, betreuend. Seltener ist bei den jungen zu sehen, ein Talisman, eine Diddlmaus, ein großäugiges Plüschtier, wie es sie an Tankstellen zu erwerben gibt. Diese baumeln häufig schon mit leicht eingedunkeltem Fell an den Rucksäcken und Taschen älterer Semester. Ihre Jugendlichkeit ergibt sich für mich dadurch, dass sie mir im Alter näher erscheinen. Und plötzlich realisierte ich, nicht sie werden jünger, sondern ich werde älter. Dödödöööööööö (absteigende Tonfolge, dramatisch).  Dieses Jahr fragte ich mich selbst und wurde auch erstmalig gefragt: "Was hast du eigentlich die letzten 10 Jahre getan?". Gelebt könnte ich antworten. Gelebt im Sinne von Atmen, Nahrungsauf- und Abgabe. Ich habe mich viel geärgert, hab getrunken, hab gelacht, meist über