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Pandemonia 53 - Unter der Douche/Linsen

Kurz vor der Bettung trank ich ein kleines Bier um meinen erregten Geist zu besänftigen. Das hatte zur Folge, dass ich kurz darauf in einem Proberaum erwachte. Hinter mir saß Rising Reißig in einem roten Sessel und meinte, wir müssen uns jetzt langsam mal vorbereiten und auf den Weg machen, weil die Show in 30 Minuten losgeht. Ich bemerkte, dass ich vollkommen betrunken war und gerade aus einem Alkoholschlaf geweckt wurde. In meiner Hand hielt ich eine weiß/blaue Plastikkamera mit fester Brennweite, deren Objektiv mit einem kleinen Klappdeckel verschließbar war. Zuerst dachte ich, der Mechanismus sei defekt, weil er aussah, als fehle ihm eine optisch gut aussehende Abdeckung, dann stellte ich aber fest, dass der Klappdeckel so konstruiert war, dass an der Seite zwei kleine Metallfedern zu sehen waren. 

Erkenntnis: Besser kein Bier vor dem Schlaf. Das war auch nicht das erste Mal, dass ich so einen Suff-Traum hatte. Es macht mehr Stress, als dass es Enstpannung bringt, außer vielleicht dem des nächsten Morgens, wenn man 10 Minuten nach dem Erwachen feststellt, dass man nüchtern ist.

*

Als ich heute in der Douché stand stellte merkte ich mal wieder, was für ein Drama es jeden Morgen ist, die richtige Temperatur für das Wasser zu finden. Dort, wo ich mich zu waschen Pflege, ist das Wasser entweder total heiß oder sehr kalt. Und jeden Tag verbringe ich zu viel Zeit damit und verbrauche dabei auch zu viel Wasser, die Temperatur zu regeln. 

Es ist auch nicht so, dass eine einmal gefundene Einstellung jeden Tag funktioniert. Nein, die Prüfung findet immer wieder statt. Doch T aus Übersee sagte: Nicht klagen, solang die Existenz nicht gefährdet ist. Die Bewegungen unter dem Wasser sind bei mir auch fast immer die selben. Und ich überlegte, ob ich diese Bewegungen seit meiner ersten Douché als Kind beibehalten habe. Einige haben sich geändert. Das Strecken des Kopfes nach hinten und Zurückwerfen des Kopfhaares unter den Strahl, das gab es früher nicht, da das Haar meist sehr kurz war. Ich stehe auch meist mit dem Gesicht vom Strahl weg, den Vorhang betrachtend. 

Dieser Vorhang war heute für einen kurzen Moment Objekt einer Gewaltfantasie. Ich stellte mir vor, wie einfach es wäre, wenn jetzt jemand in den Douchraum eintreten und mich durch den Vorhang hindurch mit Schlägen eindecken würde. Leichte Anspannung durchfuhr meinen Leib. Daraufhin erinnerte ich mich natürlich an die berühmte Szene aus dem Film "Psycho", den ich selbst noch nie gesehen habe. 

Und dachte: Habe ich deshalb beim Duschen diese Fantasie? Und warum ist sie so eindringlich? Weil ich in der Dusche ungeschützt und verletztlich bin oder weil die Nacktheit an die christliche Ursünde erinnert und in unseren Hirnen tief eingebrannt ist? Fragen über Fragen, das Wasser läuft, ich kann nicht klagen.

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