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Es werden Posts vom April, 2017 angezeigt.

Tag des fallenden Bestecks

Nicht so selten habe ich Fantasien, die aus Beobachtungen scheinbar nur etwas von der Norm abweichender Ereignisse entstehen. Es sind Fantasien, die das Ende einer Welt ankündigen, Anomalien in einem zusammenbrechenden System. Die letzte entstand aus dem vermehrt auftretenden Fallen von Besteck in meiner unmittelbaren Umgebung. Messer und Gabeln fielen von Tellern, schlugen lautstark auf Holz- und noch resonanter und schmerzhafter auf Marmorböden, die von der Zeit gezeichnet pittoreske Risse tragen. Und immer, wenn ein normalerweise nicht so oft eintretendes Ereignis und dazu zähle ich das Fallen von Besteck durchaus, öfter stattfindet, horche ich auf. Dann denke ich: hier stimmt was nicht, da liegt ein Fehler vor in der Programmierung der Ereignisse oder ihrer Verteilung in Zeit und Raum.  Die Fehlerscheinungen werden immer massiver und Enden damit, dass nach und nach alle Menschen verschwinden. Davor werden viele zu sehen sein, die sich auf der Straße ausweichen wollen und daran

Laufschriftwerkseinstellung

Am Tresen ist erkennbar, wie lang eine Bar schon steht. Ich bemerkte am Rand des Brettes Farbabnutzung, die von vielen Ellenbogen und Unterarmen stammen musste. Die Lack verschwand und gab das Holz frei, das jetzt durch Leder, Stoff und schiwtzende Haut, speckig glänzte. Wahrscheinlich auch durch eine oder mehrere Stirnen, die in Müdigkeit oder Trauer auf der Tresenkante abgelegt oder auch auf jene gehauen worden.  Etwas weiter Richtung Barkeeper und Spülbecken gibt es dann einzelne Streifen und Vertiefungen, die von der Ausgabe der Biere herrühren. an dieser Stelle wanderten und wandern viele Flaschen Süden nach Norden, um den Durst jener zu stillen, die einkehren um zu vergessen, sich dem lila Nebel hinzugeben von dem schon Jack London in seinem Buch "König Alkohol" zu berichten wusste.  Vielleicht stammen die Furchen auch vom Hartgeld, dass von Norden nach Süden über den Tresen wandert. Vielleicht ist es auch logischer, die Keeperseite als Norden zu bezeichnen, de

Die Gedanken finden nicht zueinander, kreisen nur

Es ist Frühling. Die Luft im Park war erfüllt vom Geruch nach Erbrochenem. Kurze Zeit später roch es in den Straßen nach Parfum, als ob ein Tanklaster ausgelaufen wäre, beim Versuch den Kotzgeruch zu überdecken. Wie es solchen Versuchen innewohnt, machte die Mischung es nicht besser.  Am Abend, die Tischlampe war von einem hellbraunen Tuch überdeckt, das ein ornamentales Muster trug und warf mildes Licht, zog ein scharfter Duft durch das Fenster. Erster Gedanke: Giftgas ist geruch- und farblos und je unentdeckter es sich gibt, desto grausamer tötet es. Ich stellte mich darauf ein, dass mir ein qualvoller Tod bevorstand. Oder wünschte ich es mir nur? Das endlich mal etwas passiert. Eine Sekunde später fluchte ich über mich selbst, meine westliche Verwöhntheit, deren einzige ECHTE Probleme darin bestehen, die Versandkosten für Schallplatten so minimal wie möglich zu halten und Sonnenbrillen aus bessergeträumten vergangenen Zeiten aus dem Ausland kostenfrei durch den Zoll zu kriegen