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Es werden Posts vom Mai, 2023 angezeigt.

Go in and out/On fire

  Ich erwachte sehr früh mit dem Satz im Kopf: "Das Fenster bleibt zu, bis die Vögel sich beruhigt haben." Wie aufgeregt sie jeden Morgen schreien - von Singen kann da keine Rede sein. An den dunklen Tagen der Schlaflosigkeit, vor allem im Sommer, war es besonders schlimm. Denn das Geschrei signalisierte, den Beginn eines neuen Tages, den es wieder zu überstehen galt. Mit den Vögeln kam auch immer der Übergang vom Schwarz der Nacht in das Dunkel- und Hellblau des Morgens, mit ihnen die Wärme, die es schwer machte, die Bettdecke über dem Leib zu behalten. Aber, im Moment ist es anders, verdächtig in Ordnung fühlt sich das Sein an, der Körper treibt den Fluss hinab. Und kaum traue ich mich diesen Gedanken zu formulieren, in der Angst, dass das Pendel jeden Moment wieder umschwingen kann - also ein Waldbrand im Harz zum Beispiel, der uns das Atmen schwer macht. Erst nur ein leichter Geruch von brennendem Holz über der Stadt, dann ein trüber Rauch vor der Sonne und dann pfeifen

Loddeln/Strafgemach

Im Augenwinkel hüpfen die braunen Vögel, links und rechts am Wegrand herum. Ihre Schnäbel gefüllt mit etwas, dass wie kurze Grashalme erscheint. Dann aber, beim erneuten hinsehen: Es sind hellgrüne kleine Raupen, Raupenhaufen die quergelegt in den Vogelmündern, den Schnäbeln, den bauchigen Scheren, noch lebend sich winden, während der Vogel mit seinen starren knopfigen Vogelaugen den Kopf hin und herbewegt, unschlüssig, wie er mich und meinen verharrenden Schatten interpretieren soll. Ich schaue ihn mir an und die sich bewegenden Raupen, das grüne Leben - wie es zu dieser Jahreszeit im Wald plötzlich explodiert. Und jedes Mal der Unglaube, dass ich hier noch vor 3 Monaten durch die Kälte und den Matsch gefahren bin.  Die Raupen übrigens sind jene, die sich von den Bäumen herabseilen und dann in der Luft hängen, gerne auf menschlicher Augenhöhe. Und wenn man zu zweit durch den Wald läuft und einer so eine Raupe direkt vor sich hängen sieht, stehen bleibt und mit dem Finger darauf zeigt,

Boot aus Brot/Drachen aus Blätterteig

Mal wieder unkontrolliert gesoffen - als ob es das in kontrollierter Form für mich gäbe (zynischer Seufzer) . Und in mir drin, immer noch ein provokantes Kind. Das heißt, nach meiner Schichttheorie - ist das irgendwo sehr tief drin, die fünfte Schicht von oben gezählt und ist eigentlich ängstlich und darüber kommt dann die Schicht des Heranwachsenden, der irgendwann gemerkt, hat durch dumme verbale Provokationen auffallen zu können. Und dieser Heranwachsende Innenleib, trat für einen ein paar wenige Sekunden langen unkontrollierten Moment zum Vorschein und brachte mir sofortige sehr berechtigte Tadel ein. Ein weiterer Punkt, dass endlich mal sein zu lassen mit dem Saufen und endlich Mönch zu werden, in Einsamkeit zu leben.  Oder einen eigenen Orden Gründen, so wie ich es noch bei Tageslicht und nüchtern als Herr meiner Sinne erzählte. Einen spirituellen Überbau schaffen, der den Menschen, den zur Zeit in aller Munde befindlichen Verzicht auf unendliches Wachstum, das Fliegen und die An

Kirre Kälte/Wirre Kirschen

Ich laufe am Altersheim vorbei, ob es jetzt das an der Brücke ist oder das gegenüber der Arkade, spielt keine Rolle. Vor beiden liegen Hundehaufen - morgens noch unberührt, im Laufe des Tages plattgetreten und über einige Meter in der Form von Schuhabdrücken auf dem Bürgersteig verteilt. Bürgersteig, Bürgersteig , was wenn ich kein Bürger mehr wäre? Mein Ausweis ist abgelaufen, da muss ich jetzt wohl im Rinnstein gehen, dem kleinen Stück Pflasterstein zwischen Bordsteinkante und asphaltierter Straße und meine Füße dürften kein der beiden Begrenzungen berühren, ein einziges Balancieren aus dem ich mir dann doch einen Spaß machte und die Bürger beobachtete wie sie Bögen um die Hundehaufen gehen müssen.  Aus den Heimen kommen immer Schreie, die mich schaudern lassen, denn sie klingen wie die Schreie von Kindern oder die Warnrufe von Vögeln und jungen Katzen und manchmal auch wie von großen Raubkatzen, ganz tief und wütend. Und hinter den bodentiefen Fenstern in der zweiten Etage des Heims

Mein Zweitbein/Igelmetall

Danke an alle, die bei der ersten Bloglesung dabei waren! Im Hof dröhnt ein Deltaschleifer auf Holzbrettern und macht sie glatt - immer wenn der Schleifer auf dem Material aufsetzt, löst sich ein trauriger zweistimmiger Orgelakkord auf. Wenn das Gerät gerade in der Luft gehalten wird, von welchem auch immer dort arbeitendem Menschen, summt es nur, aber mit jeder Berührung wird dieser Akkord in regelmäßigen Abständen gespannt und entspannt. Davon wachte ich auf und empfand Genuss und ein Gefühl von Klarheit. Ist Klarheit ein Gefühl? Wohl eher eine Art der Wahrnehmung. Man sieht die Dinge, wie sie sind. Ein Schleifgerät als Orgel, ein Hinterhof die Kathedrale.  Zu diesem Punkt gekommen bin ich, da ich am Abend davor "nein" zum Drink sagte - was aber auch immer Zwiespalt in mir erzeugt. Einerseits fühlt sie sich stark an, diese "Nein-Entscheidung" , andererseits ist da auch der Gedanke, wie schwach einer sein muss, den Drink ablehnen zu müssen und den Genuss zu verpas