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Es werden Posts vom Februar, 2023 angezeigt.

Körper unterworfen/Das Gezeite

Die Tropfen des Regens tippen wie unruhige Finger auf das Fensterblech und wecken mich aus dem Schlaf und für wenige Sekunden mit halb offenen Augen spüre ich einen Frieden, eine Sorglosigkeit bevor die alltäglichen Gedanken und Sorgen sich wie die beiden Flügel einer gebogenen Schiebetür vor meinem Blickfeld schließen. Die Schiebetür ist schmutzig, viele Gedankenfinger haben sie berührt, nachdem sie Pizza gegessen, an Motoren geschraubt oder Blut aufgewischt haben. Diese Verschmutzungen werden Fettfinger genannt. Fettfinger auf Glas machen das Glas trübe und ich frage mich, halbwach, wo ich denn den Fensterreiniger finden könnte - hier in diesem Konstrukt, dass ich meinen Geist nenne.  Eine Zeitlang half die Dusche nach dem Aufstehen das Glas klarer zu kriegen. Der Spiegel beschlug zwar und der Raum war voller Dampf, aber unter dem Duschkopf stellte ich mir vor, wie ich den vorigen Tag und die Nacht von mir abwusch, einer rituellen Waschung gleich. Wenn ich die letzten Zeilen jetzt le

Kind bellt wie Hund/Trippel

Und schon wieder gesoffen und dann nochmal. Seit ich das letztes Jahr auf der Ostseeüberquerung beigebracht bekam, vertrag ich wieder mehr. Wie es geht? Den kühlen Saft einfach immer weiter in die Kehle schütten und ganz in dieser Aufgabe aufgehen. Die Zeit verändert dann ihre Form - es fiel mir schon in früheren Trinkereien auf - da wurde bis zu acht, neun Stunden, manchmal auch mehr nichts anderes gemacht als an einem Tresen zu sitzen und zu trinken und zu reden und aufs Klo zu gehen. Und ich weiß nicht, wann ich sonst so lange einer Tätigkeit am Stück nachging. Es handelt sich hierbei ja auch nicht um eine Sache wie einen Umzugstransport von Leipzig nach Bremen durchzuführen oder ein Buch zu schreiben, also etwas, dass auch danach noch einen Wert hat. Nein, das Wunder der Säfte, dass Wunder der Leichtigkeit, Beredsamkeit und Gesellschaftsfreude besteht nur für den Moment des Trinkens, der dann gedehnt wird - um ewig zu bleiben.  Wie immer hoffte ich auch in den letzten Wochen das al

Malaiseia/Poor People Song

Schon wieder gesoffen, diesmal mit Aussetzern in den Erinnerungen. Am Ende spürte ich Freiheit durch wortlosen indianischen Singsang, angeregt durch einen letzten Gast im Saftschubetablissement.  Aber von vorn: Frisch gewaschen war ich gerade dabei. ca. 8:48Uhr in ein karges dunkles Brot mit Käse zu beißen, als ich einen Anruf bekam: Es galt einen Menschen aus einem Laden zu kriegen. Und ich wurde um Hilfe gebeten. Und Hilfe verwehre ich nicht. So stand ich also mit dem Style Gott und nur Sandalen an den Füßen vor "unserem" Schaufenster auf der Straße. Ich habe immer kalte Füße, deshalb war mir egal, dass es kalt war. Dem Menschen im Laden offensichtlich nicht. Denn er hatte nicht viel an sich, die Vermutung liegt nahe, dass er obdachlos war und deshalb die Schließzeit auf dem Klo verbracht hat, um so die Nacht in einem Haus verbringen zu können.  Insofern, füge ich der Aussage, dass ich der Kälte gleichgültig gegenüber stehe hinzu, dass ich dies naiv behaupten kann, weil ic

The Zero/Explosion

Auf der Straße roch es nach Erdbeer-Kaba, ich freute mich kurz, dachte dann aber sofort an einen Giftgas-Angriff, weil ich vor langer Zeit mal gelesen habe, dass manche Gase nach Erdbeere riechen. So wie es eben gemacht wird: Ist mal etwas schönes im Gange, schaue ich vorrangig auf die eventuell negativen Aspekte. Früher fiel mir diese Wahrnehmungsstruktur gar nicht auf, heute stört sie mich schon fast.  Ich war auf dem Weg zu einem Finanzhaus, einem sehr großen mit einer sehr großen Schiebetür die den Selbstbedienungsbereich vom Servicebereich trennte. Selbstbedienung, dass klingt in Verbindung mit Geld nach Gratisangeboten: "Nur heute jedes Geld um 50 Prozent reduziert." - dabei wäre das ja Inflation. Und die Benutzung der Automaten kostet ja auch Gebühren. Ich hatte Zeit für diese Gedanken, denn der Servicebereich war voll bis zur Schiebetür. Es war Ende des Monats, Zahltag, Rechnungstag und die Menschen brachten Bargeld, dass sie am Schalter abgeben wollten oder baten um