Heute Nacht träumte ich davon, dass es mir seelisch richtig mies ging. Genauer kann ich es gar nicht beschreiben, ein Gefühl der Hilflosigkeit. Aber beim Aufwachen hat sich etwas gewandelt. Die Einstellung zur körperlichen Mattheit in diesen Morgenstunden. War ich bis vor kurzem sehr geplagt davon und ging davon aus sehr hohe Energie dafür aufbringen zu müssen, in den Tag zu gehen, ist es seit wenigen Morgen so, dass ich diese körperliche Benommenheit genießen kann. Ich fühle mich wohl einfach nur da zu liegen und die Entspanntheit meines Körpers zu spüren.
Wohl weiß ich aber, dass es ein Lauf auf Messers Schneide, bzw. ein Liegen auf selbiger ist. Denn ein zu starkes Ausreizen führt zu dem mir wohl bekannten Zustand, den ganzen Tag einfach liegen zu bleiben und den Runway in den Tag nicht zu verpassen, bzw. um in aeronautischer Begrifflichkeit zu bleiben, nicht abzuheben obwohl die Geschwindigkeit zum Fliegen längst erreicht ist und stattdessen schön übers Ende der Bahn hinaus und in dahinter liegende Gebäude hinein zu krachen.
Im morgendlichen Dusel erinnerte mich an vergangene Modellbauzeiten und das es für mich immer eine große Entscheidung war, Flugzeugmodelle mit eingefahrenem oder ausgefahrenem Fahrwerk darzustellen. Hier fällt mir besonders das Modell einer F-16 im Maßstab 1:32 ein, dass ich vollkommen unerwartet zu einem Osterfest im Jahre '98 oder '99 bekommen haben musste. Beim Zusammenbau, mein Vater assistierte, stellte ich mir nur für einen kurzen Moment die Fahrwerksfrage und entschied mich dann dagegen, da mich das Fahrwerk am realistischen Spiel des Durchdiegegenfliegens hindern würde.
Denn gerade bei Kampfflugzeugen wie der F-16 muss das Fahrwerk dringend eingefahren werden, da es sonst abreißt und die Flugeigenschaften durch Luftverwirbelungen erheblich beeinflusst. Also blieb das Fahrwerk eingefahren, bzw. wurde nicht angebaut. Stattdessen die Fahrwerksklappen angeklebt und fertig. Wenn ich gerade so darüber sinniere, scheint es auch eine Frage des Alters zu sein. Denn nur kurze Zeit später installierte ich das Fahrwerk bei nahezu allen meinen Kampfjets und Bombern, die ich baute. Sie hingen auch nicht mehr an der Decke an Angelsehnen sondern standen auf einem Regal, in realistischen Tarnfarben lackiert und teilweise sogar auf Dioramen von Flugplätzen platziert.
Hinzu kam, dass die Reifen der Flugzeuge stets durch einen Trick der Wirklichkeit noch etwas gebracht worden. Ich erwärmte die Reifen über einer Kerze oder der Flamme des Gasherdes meiner Eltern um sie auf einer Seite ganz sanft zu plätten. Denn das Gewicht der Flugzeuge lies und lässt die Reifen in der Realität auch etwas geplättet erscheinen. Dies ist aber, wie auch bei den Verschmutzungen und Abnutzungen, die man am Modell ebenso nachstellt ein Lauf auf Messers Schneide. Zuviel sieht nicht gut aus, nicht real, bzw. so als ob das Flugzeug einen Platten hätte oder mit Schlamm angestrichen wurde oder komplett verrostet ist.
Wobei letzteres eine Sparte der Plastikmodellbaukunst ist, die noch ein Nischendasein fristet, aber gleichzeitig ein sehr hohe Kunst ist. Das Darstellen von beschädigten Fahr- oder Flugzeugen in verschiedensten Zuständen des Verfalls. Hier muss ebenso sehr auf das Maß geachtet werden.
Und an dieser Stelle wird mir gerade noch einmal bewusst, dass es sehr wenig Modelle bzw. in Szene gesetzte Dioramen gibt, auf denen Grausames zu sehen ist. Egal ob 2.WK oder Irak-Krieg oder ähnliches. Modellbauer berufen sich immer auf die Begeisterung an der Technik. Und ich selbst habe auch nie den Krieg verherrlicht durch meine Bauen. Obgleich ich mehr oder weniger bewusst verdrängt habe, dass die Maschinen, die ich baute stets nur dem Zwecke der Kriegführung und damit Zerstörung dienten. Hier hatte ich auch einige Dispute mit meinen Eltern inkl. kläglicher Versuche zivile Flugzeuge zu bauen. Vergleichbar ist dies damit, dass ich eine Zeit lang probierte Michael Jackson durch "Die Prinzen" zu ersetzen. Von vorn herein zum Scheitern verurteilt.
Aber ich möchte nochmal auf die Fahrwerkssache zurück kommen. Ich glaube, dass sich an der Frage ob ein- oder ausgefahren das Kind vom Erwachsenen im Modellbau unterscheidet. Den ersteres sieht in den Modellen immer noch ein Spielzeug mit dem es durch die Luft düsen will. Der Erwachsene sehnt sich beim Bau vielmehr nach der Erschaffung einer Realität, die er unter Kontrolle hat und empfindet Befriedigung im Betrachten dieser. Ein Flugzeugmodell in Szene gesetzt, am besten noch mit Figuren und Versorgungsfahrzeugen darum positioniert auf einem Stück Rollbahn konnte ich stundenlang betrachten und mir sagen, dass ich es erschaffen habe und die Figuren fast zum Leben erwachten. Das ist ja dann doch wieder etwas kindlich. Modellbau ein ewiger Widerspruch.
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