Geehrte Menschen,
ich habe einen Track geschrieben:
Ich zolle in diesem Tune meinen Tribut an die jamaikanische Musik die sich Reggae, Dub und später Dancehall nannte und nennt. Seit einigen Jahren begleitet mich diese Musik (weiter unten ein kleiner Text, wie ich sie kennenlernte) und ich sah mich letzte Woche nach langer Zeit im Stande dazu mich an einem Tune zu versuchen.
Ganz in der Tradition der jamaikanischen Tracks griff ich dabei ein aktuelles gesellschaftliches Thema auf und sang darüber, dass es angebracht ist, sich auf Grund der grassierenden Pandemie im Jahr 2020 zurück zu ziehen, was für die meisten eine sehr große Herausforderung darstellt, mich eingeschlossen.
Denn auch wenn ich gern allein bin, habe ich doch in den letzten Wochen gemerkt, dass der Kontakt zu anderen Menschen ein unvermeidbarer Bestandteil meines Lebens ist. Siehe dieser Blog hier...
Ich hab mir dann zurecht gereimt, dass es ein kleiner Trost sein kann, sich zu sagen: Wen man jetzt nicht sieht, sieht man später und dann freut man sich um so mehr.
Bis dahin: Lesen, Nachdenken, innere Einkehr, kurze Spaziergänge und die Gefahr der Epidemie ernst nehmen für sich selbst und für die die gefährdeter sind.
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Wie ich in Dub eintauchte:
Die jamaikanische Musik entdeckte ich, neben dem passiven Aufschnappen (und als Metal-Kid eher genervt sein) in meiner frühen Jugend durch einen Besuch in eine 2001-Laden. Dort nahm ich mir das Album LKJ in Dub von Linton Kweesi Johnson mit. Mehr wegen dem Cover, dass in schwarz rot einfach nur sehr groß den Albumtitel zeigte. Aber auch, weil das Wort "Dub" mich anzog.
Manchmal hing ich auf Parties ab, auf denen zu später Stunde diese minimalistische Musik auf dem Tanzflur erklang und ich war fasziniert von der Weite des Raums in den Tunes, die im Gegensatz zur tonalen Fülle und Dichte der Musik stand, die ich vorrangig hörte und machte (Hardcore-Punk, Weirdo-Pop). Aber es war immer noch eine irgendwie nebensächliche Beziehung, die Dub und ich führten.
Ein kleiner Sprung nach vorne führt uns ins Jahr 2009 in den Bandbus von 206. Wir waren auf Tour und ich griff vor der Abfahrt einen Stapel CDs, die ich ins Handschuhface packte. Da ich meistens weiter hinten im Bus saß, oblag es dem damaligen Schlagzeuger Florian die musikalische Auswahl zu treffen und irgendwann schmiss er die LKJ-CD rein, von der ich schon gar nicht mehr wusste, wie sie klang.
Beim Gleiten über die Autobahn waren wir sehr angetan von den weichen Klängen und Echos, den Bässen (soweit diese von den nicht besonders mächtigen Lautsprechern des 1998er MB Sprinters wiedergaben) und den politischen Gedichten des Linton Kweesi.
Leif wies, dank seines unglaublichen Wissens und Erfahrungsschatzes daraufhin, dass LKJ in einem Song sogar Honecker erwähnte und diesen als "Bitch" bezeichnete. Von da an waren Dub-Mixtapes ein steter Begleiter unserer Reisen, vorzüglich zusammengestellt von erwähntem Florian.
Noch ein Schritt nach vorne ins Jahr 2016. Leif und Florian spielten inzwischen nicht mehr in der Band, ich arbeitete seit geraumer Zeit mit Tobias Levin am neuen Album und entdeckte, wie auch immer, den Song Murderer von Barrington Levy . Und war erneut verzaubert von der Simplizität der Rhythmik und der Melodie, die gleichzeitig so traurig und kraftvoll war.
Ich hörte den Song nahezu täglich und droppe ihn auch heute immer noch sehr oft. Im Jahr 2018 stand ich dann mal an an der Bar und wieder war es Florian, den ich zu dieser Zeit schon sehr lange nicht mehr sah. Wir unterhielten uns über Musik und ich erzählte ihm von Murderer und Eek-A-Mouse' Album "Kingston Most Wanted" und den darauf befindlichen Extended-Versions.
Daraufhin meinte er, ich solle doch mal den Dancehall-Sampler von Souljazzrecords anhören, da sind sehr viele Extended Version kompiliert. Ich dankte ihm und erwarb am darauf folgenden Tag besagten Sampler. Neben Yellowman fand ich darauf den Song Pumpkin Belly der mir noch einmal die völlig neue Welt des in den 80ern entstandenen Digi-Dubs eröffnete. Ich tauchte tief ein in diese Welt.
Erwähnen möchte ich noch das Jahtari-Label aus Leipzig, das ich schon zu Myspace-Zeiten kannte und an das ich wieder erinnert wurde als Patrice mir das Album "Dis Side Ah Town" von Roger Robinson zukommen lies.
Trotz allem gebe ich zu, dass ich noch nie auf einem Soundsystem Clash war. Das muss ich dringend mal nachholen, sobald es wieder geht. Und so komme ich im Jetzt an, sitzend vor dem Rechner im Schatten meiner Zimmerpalme und veröffentliche den Tune "Wenn wir uns nicht sehen"...ein Zyklus geht zu Ende und beginnt von neuem.
Stay strong - and on fire!
TV
hey. hab grad mal in deinen song reingehört. ist der adressat fiktiv oder gibts etwa ein ''baby'' in deinem leben? lg o
AntwortenLöschenHallo, dies ist eine private Frage. Ja. Im Song ist es ein Wort, das gut klingt und in den Kontext passt. Hab ich vorher auch noch nie so gemacht, aber veränderte Zeiten erlauben mir andere Methoden auszuprobieren. Ich erlaube mir, eine Gegenfrage zu stellen: Welche Absicht verfolgt dieses anonyme Kommentieren? Wird ein Psychogramm über mich erstellt? Mit freundlichen Grüßen TV
AntwortenLöschenHm...ja war ein bisschen frech, sorry.
AntwortenLöschenEin bisschen ist mir manchmal ehrlich gesagt auch einfach langweilig und dann dann äußere ich Fragen die sich mir während des Lesens deiner Texte stellen. Oft auch nur einen Teil. Es interessiert mich einfach irgendwie. Vielleicht kann man das tatsächlich mit einem Psychogramm vergleichen.
Und das anonyme gefällt mir einfach. Es hüllt mich in einen Mantel des Neutralen. Aber mir ist auch bewusst,dass ich über eine Grenze gegangen bin, das tut mir leid.
Freundliche Grüße, irgend jemand.