Direkt zum Hauptbereich

Pandemonia 23 - Pyramidenhut und Peitsche

Ich hatte eine traumlose Nacht - macht mir das Angst? 

Vor dem Aufwachen ein kurzes Bild von einem Mensch in einer roten Jacke und jemand der zwei Labrador-Welpen auf dem Arm hält und hinter sich eine braune Lederpeitsche liegen hat. 

Ich dachte: 

Was man erlebt und was die Zeit macht, dass verändert die Bedeutung der Dinge:
Zwei Welpen fürs Vergnügen - eine Peitsche zur Züchtigung
Ein Jahr später kann es schon heißen:
Eine Peitsche zum Vergnügen - zwei Hunde zur Züchtigung

Der Mensch sieht sich gezwungen, alles ständig neu zu bewerten. Auf Entscheidungen, die er trifft zu bestehen oder sie umzuwerfen, nur um sie erneut aufzunehmen. Diese Handlung kostet zumindest mich nicht wenig Kraft und aus irgendeinem Grund, also ohne, dass ich bewusst etwas dafür getan habe, ist mir das klar geworden und aus dieser Bewusstwerdung fällt es leichter, den (vorerst) richtigen Weg zu gehen. 

Ich sage nicht, dass der Stein am Knöchel weg ist, aber er hat sich abgeschliffen, weil ich mich entschloss loszugehen anstatt mich auf den Stein zu setzen, von dem ich zu wissen glaubte, jede Bewegung wird mir unerträgliche Schmerzen bereiten. 

Einst, es ist 5 Jahre her, saß ich mit T an einem Tresen und sprach davon mit Schmerz aus der Bewegung und mit Bewegung aus dem Schmerz zu gehen. Wir fanden beide, dass in dieser Paarung etwas mitschwang. 

Aber mehr als Worte waren es zu diesem Zeitpunkt nicht. Heute weiß ich, das Worte die eine Handlung beschreiben noch nicht viel vermögen, womöglich einen Ausblick geben können. Aber es ist die Handlung, die vollzogen werden muss. 

Ich werde mal konkreter:

Zum Beispiel Laufen gehen, also Joggen. Ich dachte erst ewig darüber nach, bevor ich es tat. Habe bestimmt auch hier darüber berichtet. Dann lief ich los. Einfach so. Und der Muskelkaterschmerz folgte...ich lief sehr lange regelmäßig. Irgendwann setzte ich aus (die Neubewertung) und fing wieder an (die Rückkehr) und dann fing mein rechtes Knie an der Außenseite an zu schmerzen. Seit dem habe ich es noch ein paar mal probiert. Aber vorerst abgebrochen...werde es auch im Moment nicht wieder beginnen. 

Zur Zeit sind ja sehr viele Leute "unterwegs" in den Parks. Ich hörte im Radio von einem herzkranken Mann, er sei schon mehrmals von vorbeilaufenden Joggern (er sprach es mit einem J wie in Junge) angepustet worden, was in störe. Die Jogger wiederum können ihren Sport nicht mit Maske ausführen. Ich wiederum flanierte mit J vor einigen Tagen einen Weg entlang (Bewegung), als vor uns zwei Inline-skatende Kinder vier fünftel des Gehwegs einnahmen

Beim Gedanken ausführen bemerkte ich nicht, dass uns auch eine Frau in schwarzer Kleidung und mit einem Rucksack bestückt entgegenkam. Intutitv wich ich den Kindern aus (Neubewertung), was der entgegenkommenden Frau aber keinen Raum mehr auf dem Asphalt gab und sie zwang fünf Schritte auf der Wiese zu laufen. 

Im Vorübergehen hauchte sie mir ein "Danke auch" entgegen, während ich mich in die Mitte des Weges zurück bewegte (die Rückkehr), rief ich ihr ein freundliches "Hallo auch." hinterher. Sie repetierte mit "Arschloch"...

Und noch eins: Jeden Tag sage ich mir, heute nicht so viel aufs Handy schauen und Nachrichten ohne hohe Wichtigkeit an Menschen senden (das Prinzip), dann aber überfällt mich der Drang es zu tun und ich hadere und muss bei jeder eingehende Nachricht überlegen, ob ich sie beantworten soll (die Neubewertung). 

Bisher war es so, dass ich dann Stunden damit verbringe, abzuwägen und am Ende, wenn ich nicht allen antworte, von neuem Beginne, Nachrichten von nicht primärem Inhalt zu verschicken, weil mich ein Bedürfnis danach ergreift (die Rückkehr)...

TV

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Dior Straits / At the gates

Als Soundtrack zu diesem Eintrag abspielbar: Im Traum alles voller Verlustängste: Naheste Menschen aus verschiedenen Zeiten vermischen sich zu einer Person und sind nicht erreichbar für mich. Typischerweise am Telefon. Rufton, Automatische Mailbox. So oft anrufen, bis die Mailboxstimme vertraut wird und die Vision entsteht, das sei die zu erreichende Person. Herumirren in einem schmalen Zimmer und immer wieder zwei Bettdecken aufschütteln von denen eine blaugelb gemustert ist und gar nicht mir gehört sondern aus einer WG stammt, die doch gar nicht in der Stadt ist. Wurde ich verstoßen und in der Fremde aufgenommen?  Ich rede mit den WGlern, dass ich die Flure und Wände gar nicht so dunkel getüncht und unrenoviert in Erinnerung habe, es aber mag. Das Haus sieht von außen nämlich ganz anders aus. Hell und neu mit ganz geraden Fensterfronten und elektrisch verstellbaren Sonnenschutzrollos außen dran. Die WGler wirken peinlich berührt und meinen, es gäbe hier gar keine dunklen Flure. Es sc

Garaus/Windrinde

Ein Wildschwein rennt durch die Straßen. Es hat auf seinem Rücken langes Fell, dass mindestens genauso hoch wie es selbst nach oben aufgestellt ist, eigentlich so aussieht, als sei es geföhnt und an den Kanten ganz sauber geschoren und in die Form eines Quaders gebracht. Das Schwein wird von Hunden gejagt und der Fellquader auf seinem Rücken verwandelt sich in einen weiteren Hund. Die Menschen dort greifen nicht ein. Ich bemerke, dass ich meine eigene Hand halte. Ich bin nicht verängstigt, versoffen oder verzweifelt, erinnere mich aber an Momente, in denen ich in solchen Zuständen erwachte und mir selbst versuchte durch sanftes reiben der Oberarme Halt zu geben, mir selbst die Hand hielt, um nicht allein zu sein mit der Übelkeit und den pergamentenen Zuständen, in denen sich Körper und Geist nach Feierein befinden.  Aber schon Baron Münchausen wusste, dass er sich und sein Pferd nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen konnte und auch ich bin mir klar, dass mein Mir-Selbst-Die-

Abag/Zetapak

Was für ein Tod wäre das gewesen: Pseudo-Rebell-Rocker überfahren von einem Sixpack - ich wollte eine Straße mit dem Fahrrad queren, die ich mindestens drei mal in der Woche vor mir habe. Seit einem Unfall ohne Verletzungen, aber mit erheblichem Sachschaden und Schock meinerseits, weil der Besitzer, des zerstörten Fahrzeugs (Unterboden pfutsch oder futsch?) zu mir meinte, "Ich solle nach Russland abhauen oder mir gleich einen Strick nehmen." , schaue ich lieber zweimal nach rechts und links und warte, bis die Autos vorbeigezogen sind, auch wenn sie noch ein gutes Stück von der Position entfernt sind, an der ich am Rand der Straße warte.  So stand ich auch diesmal wartend auf die sehr kurze Grünphase der Ampel an besagter Straße. Diese Phase ist so kurz, dass man es gerade mit dem Fahrrad herüber schafft, bevor das grüne Männchen wieder rot wird. Früher regte ich mich darüber auf, aber inzwischen gehe ich entspannter damit um, denn es ist eine sogenannte Bedarfsampel, dass b