Direkt zum Hauptbereich

Pandemonia 88 - Elemente brauner Soße

Ich bin heute gar nicht so früh aufgewacht, hab mich aber trotzdem nochmal umgedreht, weil ich feststellte, dass es im Bett doch fast am angenehmsten ist. Da ist es ruhig und weich. Erfreulicherweise haben die Nachbarn auch mal nicht mit ihren Renovierungsarbeiten 8Uhr angefangen, was sie seit 3 Jahren täglich machen. Entweder Bohrhammer oder seit neuestem mit dem Elektrohobel Türen abschleifen. Das schöne an beiden Klängen ist, dass sie stetig minimal variieren. Man denkt erst, es sei rhythmisch und gleichklingend, aber ständig verändert sich die Tonhöhe, Länge und die Frequenz der Wiederholung. Und so ist es, wie häufig: Erst wenn es nicht da ist, merkt man wie stressig es wirklich ist. Schöne deutsche Probleme. Ich drehte mich also nochmal um und in mir erschien folgender Satz: Nehmen wir für einen kurzen Moment an, dass die chemischen Elemente auf der Erde auf zwei Arten reduziert seien. Die Wahren und die Unwahren. Wer würde sich freiwillig den Unwahren zuordnen? Ich schaute mir diesen Satz und glaubte zu erkennen, was er mir sagen wollte. 1. Menschen wollen gut sein, niemand kann über einen längeren Zeitraum in einem Zustand existieren, den er selbst als schlecht, unwahr oder falsch empfindet. Entweder redet man sich diesen Zustand schön, findet ihn von Anfang an gut oder man verlässt ihn, zum Beispiel auch durch Freitod. 2. Das Leben ist nicht dualistisch. Es gibt immer mehr als zwei Elemente mit denen man in der Existenz jongliert und die man zusammen mischt. Hier allerdings kommt wieder etwas Zynismus und Erinnerung ins Spiel und ich erlaube die Frage zu stellen: Wäre eine Welt aus schwarz und weiß nicht wenigstens eine voller Kontrast statt einer, in der sich beides vermischt und GRAU wird? Natürlich liegt hier ein Denkfehler vor. Die Welt ist bunt, besteht aus vielen Farben. Hierzu eine bereits erwähnte Erinnerung: In der Grundschule sollten wir Schüler basierend auf dem Farbkreis bunte Gesichter malen. Ich kam dabei richtig in Fahrt und haute alle Farben aufs Blatt, doch statt einem bunten Strudel, wie ich in mir vorstellte hatte ich am Ende nur einen Fleck brauner Matschsoße auf meinem Blatt, dass bereits anfing sich aufzulösen unter der Last der Schulmalfarben. In einem letzten Versuch, dem ganzen noch etwas abzugewinnen drückte ich den Pinsel tief in den Matsch und wollte zwei Augen und einen Mund bilden. Diese versanken aber nach kurzer Zeit in der Masse. Ich hoffe unsere Gesellschaft kommt mit der Vielfalt zurecht, als ich am Schultisch.

Die Band Slayer brachte '88 übrigens ihr Album "South of Heaven" heraus:



TV

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Dior Straits / At the gates

Als Soundtrack zu diesem Eintrag abspielbar: Im Traum alles voller Verlustängste: Naheste Menschen aus verschiedenen Zeiten vermischen sich zu einer Person und sind nicht erreichbar für mich. Typischerweise am Telefon. Rufton, Automatische Mailbox. So oft anrufen, bis die Mailboxstimme vertraut wird und die Vision entsteht, das sei die zu erreichende Person. Herumirren in einem schmalen Zimmer und immer wieder zwei Bettdecken aufschütteln von denen eine blaugelb gemustert ist und gar nicht mir gehört sondern aus einer WG stammt, die doch gar nicht in der Stadt ist. Wurde ich verstoßen und in der Fremde aufgenommen?  Ich rede mit den WGlern, dass ich die Flure und Wände gar nicht so dunkel getüncht und unrenoviert in Erinnerung habe, es aber mag. Das Haus sieht von außen nämlich ganz anders aus. Hell und neu mit ganz geraden Fensterfronten und elektrisch verstellbaren Sonnenschutzrollos außen dran. Die WGler wirken peinlich berührt und meinen, es gäbe hier gar keine dunklen Flure. Es sc

Garaus/Windrinde

Ein Wildschwein rennt durch die Straßen. Es hat auf seinem Rücken langes Fell, dass mindestens genauso hoch wie es selbst nach oben aufgestellt ist, eigentlich so aussieht, als sei es geföhnt und an den Kanten ganz sauber geschoren und in die Form eines Quaders gebracht. Das Schwein wird von Hunden gejagt und der Fellquader auf seinem Rücken verwandelt sich in einen weiteren Hund. Die Menschen dort greifen nicht ein. Ich bemerke, dass ich meine eigene Hand halte. Ich bin nicht verängstigt, versoffen oder verzweifelt, erinnere mich aber an Momente, in denen ich in solchen Zuständen erwachte und mir selbst versuchte durch sanftes reiben der Oberarme Halt zu geben, mir selbst die Hand hielt, um nicht allein zu sein mit der Übelkeit und den pergamentenen Zuständen, in denen sich Körper und Geist nach Feierein befinden.  Aber schon Baron Münchausen wusste, dass er sich und sein Pferd nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen konnte und auch ich bin mir klar, dass mein Mir-Selbst-Die-

Abag/Zetapak

Was für ein Tod wäre das gewesen: Pseudo-Rebell-Rocker überfahren von einem Sixpack - ich wollte eine Straße mit dem Fahrrad queren, die ich mindestens drei mal in der Woche vor mir habe. Seit einem Unfall ohne Verletzungen, aber mit erheblichem Sachschaden und Schock meinerseits, weil der Besitzer, des zerstörten Fahrzeugs (Unterboden pfutsch oder futsch?) zu mir meinte, "Ich solle nach Russland abhauen oder mir gleich einen Strick nehmen." , schaue ich lieber zweimal nach rechts und links und warte, bis die Autos vorbeigezogen sind, auch wenn sie noch ein gutes Stück von der Position entfernt sind, an der ich am Rand der Straße warte.  So stand ich auch diesmal wartend auf die sehr kurze Grünphase der Ampel an besagter Straße. Diese Phase ist so kurz, dass man es gerade mit dem Fahrrad herüber schafft, bevor das grüne Männchen wieder rot wird. Früher regte ich mich darüber auf, aber inzwischen gehe ich entspannter damit um, denn es ist eine sogenannte Bedarfsampel, dass b