Heute Nacht träumte ich von einer Nachrichtensequenz.
Auf dem offenen Meer wurde ein junger Mann, der Ähnlichkeit in seiner Statur zu dem jungen bartlosen Ed Sheeran hatte, von einem Rettungshubschrauber aus dem Meer gezogen. Er hatte sich im Netz eines Fischereibootes verfangen und wurde von Piranhas angegriffen (Ich weiß, dass es keine Piranhas im Meer gibt. Doch das hier ist ein Traum.)
Der Einstellung in der der Helikopter den Mann nach oben zog, folgte eine, die den Mann in einer Art Transportkiste zeigte. Seine Haut war blutig und zu großen Teilen von den Raubfischen abgenagt. Mit der linken Hand hielt er sich das Handgelenk des rechten Arms, an dem die Hand fehlte. Nur noch ein eitriger pulsierender Stumpf war zu sehen. Er schrie und wimmerte. Größtenteils wortlos. Wenn er etwas von sich gab, dann war es nur das Wort "No" in verschiedenen Varianten.
Das offene Fleisch seines Gesichts und seiner Extremitäten war von kleinen Maden übersät, wie ich sie aus den sommerlichen Biotonnen kenne. Ihm schien nicht mehr geholfen zu werden und das Nachrichtenteam dokumentierte lediglich das leidende vegetierende Wesen.
Beim Niederschreiben, im Versuch einer Interpretation frage ich: Wann ist ein Mensch kein Mensch mehr? Und stelle fest, dass das wieder einer der Träume wahr, die in mir Mitgefühl auslösen. Ob sie dafür gemacht sind, weiß ich nicht.
Nachdem ich mich gestern etwas kulturtechnisch betätigte, spielte ich vor der Bettruhe noch etwas Gitarre und erhob die staubige Stimme. Und was P am Nachmittag schon im Telefongespräch mitteilte, bewahrheitete sich zum Teil auch für mich. Das schlagen der Saiten, das Schwingen der Bänder fühlte sich anders an.
Unvertraut, als ob etwas zwischen mich und die Gewohnheit getreten ist. Es fühlte sich weniger wichtig, genauer formuliert, weniger tiefgehend an. Und das liegt daran, so meine Theorie, dass Ängste und Epidemia-Content sehr tief in den Kopf reingehen und den normalen Ritualen Konkurrenz machen.
Wem das zu hochtrabend klingt, für den kann ich es auch profaner formulieren und sagen: Ich hab in den letzten Tagen nicht so viel Gitarre gespielt und es fühlte sich an, als hätte ich es verlernt.
Ich werde mich dem nach 3 Tagen ohne Musik jetzt wieder widmen. Und hier beginnt der völkische Widerspruch aufzublühen. Einerseits helfe ich gern, gerade jetzt. Andererseits beginnt sich mit jedem Akt der Hilfe eine genevte Stimme in mir zu erheben, die sagt: Kümmer dich um deine Sachen. Du willst doch eigentlich deine Ruhe.
Und dann rangeln diese beiden Stimmen miteinander und ich fange an zu saufen und bleibe einfach liegen. Soweit lasse ich es icht kommen, da ich das System inzwischen etwas durchschaut habe. Und vor allem die assisitierte Erkenntnis gewann: Das Problem meiner Ambivalenz lässt sich nicht auf die "Krise" schieben. Das hatte ich schon vorher. Überhaupt hat sich für mich bisher nicht so viel geändert. Ich glaube, dass schon erwähnt zu haben.
Und heute dominiert wieder die Menschenabscheu, der unbegründete Neid auf sie, die Orientierungslosigkeit, wer auf welcher Seite steht und natürlich auch erfahrene Zurückweisung und Anzweiflung. Meine erste Reaktion: Überfordertes zurückziehen, Trotz. Da fühle ich mich auf vertrautem Terrain. Vor allem in Kombination mit Gesang und Gitarre. Passt doch, da ich heute einen kleinen Livestream-Auftritt im Ilses Erika/Leipzig habe.
Neu hinzu kommen Körperübungen um den Brustkorb zu weiten, der sich so eng, wie schon seit Jahren anfühlt.
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