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Dior Straits / At the gates

Als Soundtrack zu diesem Eintrag abspielbar:



Im Traum alles voller Verlustängste: Naheste Menschen aus verschiedenen Zeiten vermischen sich zu einer Person und sind nicht erreichbar für mich. Typischerweise am Telefon. Rufton, Automatische Mailbox. So oft anrufen, bis die Mailboxstimme vertraut wird und die Vision entsteht, das sei die zu erreichende Person. Herumirren in einem schmalen Zimmer und immer wieder zwei Bettdecken aufschütteln von denen eine blaugelb gemustert ist und gar nicht mir gehört sondern aus einer WG stammt, die doch gar nicht in der Stadt ist. Wurde ich verstoßen und in der Fremde aufgenommen? 

Ich rede mit den WGlern, dass ich die Flure und Wände gar nicht so dunkel getüncht und unrenoviert in Erinnerung habe, es aber mag. Das Haus sieht von außen nämlich ganz anders aus. Hell und neu mit ganz geraden Fensterfronten und elektrisch verstellbaren Sonnenschutzrollos außen dran. Die WGler wirken peinlich berührt und meinen, es gäbe hier gar keine dunklen Flure. Es scheint ihnen etwas peinlich zu sein, dass das Gebäude doch so neu ist. Ich wundere mich, weil ich doch das bruchbudenhafte sah...Städter-Träume.

Auch: Neue Nachtwach-Vision: Ich lag da und traute mich nicht so recht aufzustehen, denn es könnte doch sein, dass, die Badezimmertür (ich musste mal aufs Klo) in Folge eines Wasserschadens und daraus entstandenen Umbauten an der Wasserleitung zu einem Dimensionsportal geworden ist. Und ohne eine Ahnung würde ich schläfrig durch die Tür treten und in einer willkürlich von wem auch immer ausgewählten Paralleldimension rauskommen. Oder noch schlimmer: rein ins Bad, ganz normal und dann beim Rausgehen auf einmal in einer Welt die nur aus dunkelgrauen Schieferplatten besteht. 

Erdboden aus Schiefer, Himmel aus Schiefer, dazwischen ein Schieferhorizont. Europäische Sumpfschildkröten kriechen herum und essen sich gegenseitig auf, weil es nichts gibt außer den Schieferplatten. Die Population bleibt stabil. Die Badtür hinter mir, ist das einzige was nicht aus Schiefer ist und wenn ich wieder hindurch treten würde, komme ich woanders raus, wahrscheinlich nicht da wo ich herkam. Natürlich nur wenn ich die Toilette benutze. Ich muss also auch Schildkröten essen um meine Nierentätigkeit und Verdauung am Laufen zu halten. So lag ich also da und dachte: unangenehm aber auch ein bisschen gut. 

Ich stand dann auf, war noch da und konnte am nächsten Tag zur Abwechslung mal eine positive Beobachtung machen: Ich war der Performance "Die Schwelle" von Sven G. Da wurde sich die Frage gestellt, wo die Träume anfangen, was Wirklichkeit ist, wo ich beginnt und Erinnerung sich mit Zukunft vermischt. Übergangsbereiche der Wahrnehmung. 

Da war Nebel und Gegenlicht in einer großen Halle, dazu mönchhafte sanft modulierende Wellen. Ich sah fünf menschliche Silhouetten, die mir von eben jenen Vermischungen berichteten, auch von Kindheit, Kaffeegeruch, Schatten des Geländers im Eigenheim-Hausflur und der Vorstellung ganz ganz winzig zu sein, bzw. die normale Welt ganz groß (die alte Angst vom Ausgeliefertsein)...sie traten mal hervor, tanzten...das war ganz toll. Und nicht etwa deshalb, weil es meiner weiter oben beschriebenen eigenen Lebenswelt passt, das ist nur ein angenehmer Nebeneffekt im Moment des Aufschreibens. 

Toll war es, weil "Die Schwelle" ganz klar und einfach daher kam und nicht viel wollte, als das ich mich auf sie einlasse. Also das Stück kam ganz leicht, unpompös auf mich zu und sagte: "Sieh mich an und wenn du willst, empfinde was, denk was für dich selbst." 

Etwas muss nicht viel wollen, muss nicht viel sein, um viel auszulösen. Und das hat mich beeindruckt. Und ließ mir Platz für eigenes. Danach noch im Dunkeln durch den Wald nach Hause (komisches Gefühl beim Aufschreiben von "nach Hause", ein bisschen so wie wenn man im Urlaub einen Ausflug zum Leuchtturm macht und wenn die Sonne untergeht, fragt: "Schaffen wir's noch bevors dunkel wird nach Hause?". Aber an den Leihfahrrädern ist ja Licht.). 

Die Schwelle" wurde nur zweimal aufgeführt, kommt aber bestimmt nochmal zurück. Und vielleicht läuft das Stück ja in der Paralleldimension hinter eurer Badtür.

TV

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