Im letzten Schein der Dunkelheit wurde ich gefragt, was ich will und wenige Augenblicke später ging die Glühbirne aus, die mein Zimmer in ein warmes Licht zu tauchen pflegte. Es war eine Sparlampe und ich bemerkte in den Tagen davor, dass sie zitterte, wenn ich sie anwarf. Sie zitterte auch, im Verlauf ihrer Beschäftigung, dem Scheinen.
Letztlich brachte mich die Beobachtung ihres Birnenlebens dazu, mir die Frage zu stellen, wie wichtig es für sie und ihre vorrangige Aufgabe (das Leuchten) ist, in welcher Form, also welcher Frische oder sagen wir, mit welchem Elan, sie diese Aufgabe beginnt und beendet. Das Ende, es war meist zügig, ich kappte durch betätigen des goldenen Schalters, die Verbindung zum Stromnetz und die Teilchen in ihrem Inneren wurden nicht mehr zur Bewegung angeregt, bis sie glühten.
Der Beginn jedoch, also der Anschluss ans Stromnetz, verlief in den letzten Wochen träge, träger, als ich es von Sparlampen gewöhnt bin. Es gab zucken, brodeln, blitzen, bevor es erst etwas heller und dann gediegen strahlend wurde, das Licht, dass sie aussandte, meine liebe Sparlampe. Und ich dachte mir, welche Bedeutung hat es, dass der Beginn ihres Leuchtens mit so einem Kampf verbunden ist? Wirkt sich dieser Kampf um Erleuchtung auf die Art und Weise, wie sie dann im Verlauf ihrer Aufgabenerfüllung, den Raum erhellt aus? Oder verliert sich die Bedeutung des Anfangsmoments quantitativ im Verhältnis zur Dauer des Leuchtens? Und wie wirkt sich dieser Leuchtkampf auf mich aus?
Letztere Frage ist leicht zu beantworten: es wirkt auf mein Gehirn und setzt Gedanken in Gang über die Endlichkeit der Dinge und in Relation dazu, die Endlichkeit des Lebens. Und ich zog einen Vergleich zwischen dem Leben einer Lampe und dem eines Menschen: Wie wichtig sind Art und Weise von Geburt und Tod eines Menschen? Letztlich nehmen sie doch nur einen sehr kurzen Zeitraum im Verhältnis zum Leben ein. Sie gehören dazu, durchaus.
Und auch wenn sie relativ gesehen kurze Zeitspannen des Lebens einnehmen, sind doch Geburt und Tod sehr wichtige, wenn nicht sogar prägende Momente. Momente an die sich der Mensch kaum erinnert, weil er am Anfang ein kaum ausgeprägtes Bewusstsein hat und am Ende eher damit beschäftigt ist, in das milchige Licht zu sehen und dann ist Schluss.
Sofern sie oder er überhaupt mitbekommt, wie die Stromzufuhr gekappt wird, der goldene Schalter von der Göttlichkeit betätigt, dafür sorgt, dass die Teilchen nicht mehr Schwingen, bis sie glühen und das Leuchten in den Augen vergeht.
Und so lag ich kopfüber an der Bettkante und schaute zwischen Fensterrahmen und einem schwarzen Rollo/Rolleau auf einen blauen Winterhimmel, durch den sich eine Wolke bewegte. Die Vögel kreischten ihre Laute und ich fühlte mich unwirklich wohl und dachte: dieser Moment kann etwas länger bleiben.
Und ich sagte: "Bleib noch einen bisschen hier, Moment. Ich mag das, was du mit meinen Empfinden machst." Und er sagte mir: "Bleiben kann ich nicht, denn ich bin flüchtig, wie die Luft." Und ich griff nach ihm und fühlte ihn vergehen, doch etwas blieb und das war: Die Erinnerung.
Was geschieht mit mir?
Ich war mal n Punk.
TV.
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