Wäre es nicht an der Zeit, mehr Umarmungen zu verteilen? Geschätzte Menschen und auch die weniger geschätzten mit den Armen zu Umrahmen? Als muffiger Teen schrieb ich mal die Zeile: "Umarmen heisst, du schüttelst dir nur selbst die Hand." und ich brach damit meiner Verachtung Bahn, die ich all denen entgegensetzte, die sich glücklich gaben. Denn in meiner Auffassung der Welt, hätten sie niemals glücklich sein können und waren permanent dabei, sich selbst und gegenseitig etwas vorzumachen. Nur der finstere, traurige Genosse der Gosse wagte es, der Welt ein ehrliches Gesicht zu zeigen. Und so rechtfertigte die edle Tugend der Ehrlichkeit seine schlechte Laune.
Das ist lang her, zwischenzeitlich gerate ich in Phasen der Güte und fühlte mich so zum Beispiel vor einigen Tagen ermuntert dazu, eine herzliche Umarmung zu geben und ihnen für ihr weiteres Schaffen viel Erfolg zu wünschen. Das fühlte sich in dem Moment gut an, auch tanzte ich mit einem netten jungen Mann zu "Time To Say Goodbye" - es war ein Abend der Abschiede. Rechtfertigt dieser meine Umarmungsgeste? Überwindet der Wurm erst am Ende einer Zeit seine Scham und gibt sich nah? Wer weiß.
Parallel dazu verspüre ich seit einigen Tagen eine unbestimmte Übelkeit zwischen Herz und Bauch. Sei es durch den Ausgang der Wahl in Amerika (Dendemann könnte seinen Song Stumpf ist Trumpf nochmal rausbringen als Trump ist Stampf oder Stumpf ist Trump oder so...) oder einfach, weil es mir der Appetit fehlt. Ich hatte noch den Gedanken, dass Musiker wie Money Boy bzw. Why SL No Plug, die ich teilweise sehr bewundere, teilweise aber auch verachte, weil sie so viel unwertigen Content droppen. Also meine Idee war, dass jeglicher andere Weg, Musik zu droppen, als der nach dem Motto: "alles rausballern, was geht" oder "machen sachen, weil es geht" nicht zeitgemäß ist. Denn angesichts der obskuren Welt-Lage und der Tatsache, dass ein merkwürdiger Freak (im negativen Sinne) Staatsoberhaupt von USA wurde, mit Verlaub, er wurde gewählt, ist es doch fast schon sinnlos sich Mühe zu geben und aufrichtig sein zu wollen.
Oder gerade nicht?
Ich bleib erstmal dabei, mich gegen den Strom bewegen zu wollen (eine Regenbogenforelle), die Zeit fließen zu lassen und nach Möglichkeit nicht Nachmittags an Tankstellen abzuhängen und geschlagene Hunde an Pfützen zu beobachten, sondern da wo es halbwegs warm ist, meiner Tätigkeit, ich vertippte mich gerade und schrieb Tötigkeit, nachzugehen. So gut ich kann.
Und dann gibt es irgendwann auch wieder einen Tag der Umarmungen.
Warme Umarmungen.
Muss los...
TV.
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