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Allein sein / Sicher sein / Vogel sein

Ich hatte nie einen Vogel. 
Aber wie war das mit dem Wellensittich Hansi-Pepsi? 
Du packst ihm nen Spiegel in den Käfig. 
Du nennst den Käfig "Bauer" oder "Voliere"
Weil du kein Gefängniswärter sein willst. 
Du packst ihm den Spiegel in den Käfig
Damit er Gesellschaft hat. 

Ich hab auch nen Spiegel
An der Stirnwand meines Zimmers
In dem ich mich betrachte 
Manchmal mit mir rede 
Die Bewegungen meines Körpers verfolge 
Und mir selbst Gesellschaft leiste. 
Direktor und Häftling in Personalunion.

Bald werde ich mit meinem Schnabel 
Dem Spiegel-Timm ins Gesicht hacken. 

Nein. Nein.

Ich lese den Aufziehvogel und höre die Vögel vor dem Fenster ratschen. Das sind die Elstern. Kleine Meisen und Spatzen kreischen ängstlich und der Habicht oder Falke zieht seinen Ruf wie eine Klinge über die Flachdächer.

Ich bin einem Idol und einem Freund der Jugend begegnet. Das Idol schrieb mir auf's Metallgehäuse: 
"Timm, du bist sicher!" Das Idol meinte es ganz frei von Ironie. Ich betrachte es als Motivation an mich zu glauben. Danke.

Der Freund aus der Jugend redete viel und schnell und ich war gefangen in der Etappe zwischen Angriff und Rückzug. Denn ich machte mir Sorgen. Er gab mir den Rat, das F vor dem A zu wagen. Ich sagte: "Wie meinen?" Es handelt sich dabei um eine Brücke, über die der Esel laufen kann. Die Brücke trägt den Namen: Frage dein Gegenüber und zeige damit Interesse und warte nicht darauf, bis sie oder er von sich aus erzählt.

Das ist ein guter Tipp und die Brücke hat sich in meinen Kopf gerammt. Danke.

Aus der weiter zurückliegenden Vergangenheit tauchen weitere Geräusche auf:

Kennt ihr eigentlich diese Baufahrzeuge, die Stahlträger in den Boden rammen? Ich mag ihren Klang.  Metall auf Metall. Unangespitzt ins Erdreich. Als ich zur Grundschule ging vernahm ich auch zum ersten Mal das Keuchen der Betonpumpen. Dass sind meist 3- oder 4-Achsige LKW's mit einem Tank auf dem Rücken und einem Schlauch an nem Teleskoparm. 

Durch diesen Schlauch wird Beton oder sonstige Bauflüssigkeit auf vorbereitete Flächen gepumpt. Dabei entsteht ein ryhtmisches Keuchen und Stöhnen, dass mich als Kind hypnotisierte, während ich auf einem stillgelegten Fernwärmerohr durch den Nieselregen balancierte. Dann rutsche ich aus und schlug mir das Handgelenk direkt über der Pulsader auf. Das passierte mir zwei mal. 

Die andere Gelegenheit ergab sich, als ich auf meinem Lila-Schreibtischstuhl mit den 5 Rädern kippelte und rückwärts umkippte. Da riss ich mir das Handgelenk am Dach der Lego-Feuerwache auf. Da ich sie erst frisch geschenkt bekommen hatte, war die Dachplatte noch sehr scharfkantig. Ein sauberer breiter Schnitt. Aber kein spritzendes Blut. Nur Tränen und Panik. Damals hatte ich oft Angst vor dem Tod, der hinter jedem Legostein auf mich lauerte.

Heute bin ich erfolgreich im immitieren von Rock und Erwachsensein. "Moderate rock" pflegte KC zu sagen. Dessen Todestag jährt sich heute oder morgen. So genau ist das ja nie rausgefunden worden.

Aus diesem Grund tropfe ich euch zwei Videos, die auf Umflaufbahnen um den Stern des Heranwachsens kreisen:

"Bares der Barkraft" von Nirvana (ich heb die Hand zum Winke-Gruß an alle Saftschubser):


Und ein von mir erst jetzt entdeckter Song des großartigen Ariel Pink:


Spricht mir aus der Seele und macht mir Wärme ums Herz.

TV.

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