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Warntöne/Nebelglänzer


Nach einer Saufeskapade am Fluss entlang: Die Sonne bewegt sich hinter einer sanften Nebelwand langsam nach oben. Die Einfachheit und Stille der Natur, tropft beständig in das schwammig alkoholisierten Gehirn. Die Scham des Trinkers ist noch ein paar Stunden entfernt, aber ich rede bereits halb laut bereits über dass, was in mir entsteht: Erkenntnisse über die Verhältnisse zwischen Menschen und mir, Ängste, die Schönheit des Morgens...dann bleibe ich mit dem Vorderrad in einem den Weg begrenzenden niedrigen Strauch hängen und stürze nach vorn auf den Boden. Ich hänge halb in dem Strauch und gebe eine Geräuschmischung aus Lachen und Stöhnen von mir. Ein Vorbeifahrender erkundigt sich danach, ob es mir gut geht. Ich gebe ein "ja, schon okay" von mir und bin unerwartet gerührt von dieser solidarischen Nachfrage des Fremden. Gleichzeitig deute ich bereits den Sturz und nehme mir vor, den Rest des Weges zu schweigen. Der Tag vergeht im Halbschlaf und ich beobachte einen Alligator der unter dem Bett hervor kommt und über den Boden schleicht. Der Raum ist mit einer ungefähr zehn Zentimeter hohen Wasserschicht bedeckt und ich ärgere mich, dass der Speer, den ich zur Verteidigung gegen den Alligator benutzen könnte, neben jenem im Wasser treibt anstatt in Griffweite neben mir zu liegen. Dann bewegt sich das Tier ans andere Ende des Raumes und schnappt nach einer Katze, die noch einen klagenden Schrei von sich gibt, bevor sie im Maul der Echse verschwindet. Ich bin zutiefst erschüttert und greife nach dem im Wasser treibenden Speer, zögere aber, den Alligator damit zu stechen, weil ich fürchte, die sich in seinem Bauch befindende Katze zu erwischen. Vielleicht lebt sie ja noch. Ich habe mich schon immer gefragt, wie es wohl sein muss, lebendig verschluckt zu werden. Später, als die Sonne sich bereits wieder senkt, ziehe ich im Schein einer Tischlampe mit einer Pinzette an der Haut meiner Finger herum, um sie von kleinen Holz-Splittern zu befreien, die der Erkenntnisstrauch mahnend in mir hinterlassen hat. Dabei stellen sich manche Splitter als echt heraus, aber einige sind einfach nur Dreck, der schon lange in den Furchen meiner Haut hängt.

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