Direkt zum Hauptbereich

Fünf Schachteln Power, bitte/Die großen

...so sagte es die Frau vor mir in der Kaufhalle. als sie keuchend über ihren Einkaufswagen der Kassiererin Bargeld entgegenstreckte, nach dem sie bereits ihren Einkauf per kontaktloser EC-Kartenzahlung bezahlt hat. Mir ist das mit dem "Karte dran halten" sehr suspekt. Ich vermeide es wenn irgend möglich und bekomme inzwischen schon komische Blicke geschickt, wenn ich die Karte, möglichst in korrekter Richtung in das Gerät schiebe. Wie ist eigentlich die korrekte Bezeichnung dafür? Kartenleser? 

Ich weiß nur, dass die Stäbe, die man zwischen die Einkäufe packen soll, "Kundenseparationsbalken" heißen. Auf manchen steht Werbung, manche sind seelenlos grau und laden mich dadurch noch mehr dazu ein, mich in Gewaltphantasien, sicherlich ausgelöst durch Stress, zu ergehen. Sinnlos auf Waren einschlagen, die Eier kaputt hauen oder die Bananen zu Brei stampfen. Manche eine Kassenkraft, die dafür zuständig ist, dass genügend Separationsbalken in der Separationsbalkenschiene vorhanden sind, setzt ihre angestaute Energie bzw. Aggression auch genau so und gesund um: 

Einen Balken, der sich am Anfang des Einkaufs, der als nächstes abkassiert werden soll, nehmen und mit voller Kraft in die Schiene stoßen, so dass die anderen Balken nach hinten schießen, wo ein verängstigter Kunde (ich), gerade vorsichtig versucht einen anderen Separationsbalken aus der Schiene zu greifen. Das ist auch gar nicht so einfach, da die Balken sehr eng in der Schiene geführt werden und wenn mehrere dicht hintereinander liegen, kriegt man den einzelnen dort sehr schwer heraus. Dann noch so ein besagter Aggressionsabbaustoß seitens der Verkaufskraft, gefolgt vom Knall der aufeinander stoßenden Balken (irgendwie heute alles so sexuell konnotiert) und ich kann nur noch schnell meine Hand zurückziehen, damit meine Finger nicht abgetrennt werden. Wieder einmal verzichtete ich auf den Balken und hoffe durch genügend Abstand meines Warenhaufens zum vorigen deutlich zu machen, was ich bezahle und was die Kundin oder der Kunde vor mir. 

Lange Zeit tat ich das auch aus Prinzip, weil ich den Einkauf entschleunigen wollte. Und genau so, aus Prinzip, nutze ich auch noch das PIN-Prinzip beim Bezahlen mit EC-Karte. Denn ich fürchte die totale Zahlungsenthemmung durch das Anhalten der Karte ohne weitere Vorgänge. Und warum befürchte ich das? Weil ich mich kenne und schon das ein oder andere Mal völlig enthemmt die Karte irgendwo dran gehalten habe. Und das möchte ich nicht. Lieber enthemmt Schokolade essen, die ich mit Bargeld gezahlt habe. 

Beim Verlassen des Marktes begegnete ich dann einer Krähe auf der Straße, die zu mir sprang und mich ankrähte, "Oark-Oark" machte sie. Und ich glaubte, sie forderte von mir etwas zu essen. Ich schmiss ihr ein Stück Brötchen auf den nassen Beton und nach kurzem zögern hüpfte sie damit davon. An dieser Stelle frage ich mich, ob ich das nicht schon vor zwei Wochen geschrieben habe. Falls ja, bitte Bescheid geben. Irgendwas läuft nicht ganz rund in meinem Kurzzeitgedächtnis. 

Ich sah später auch noch zwei Amseln, die im Schneeregen in einer Pfütze badeten und so taten als wäre schon Frühling. Sie wirkten so fröhlich und aufgedreht, dabei war es doch grau und kalt. In meinem Geisteszustand sagte ich mir, dass sie wahrscheinlich nicht wissen, wozu sie da sind, deshalb wollen sie sich wenigstens amüsieren. 

Meine Art von Amüsement war es dann, am Weihnachtsabend vor einer Kirche zu stehen, in der gerade eine Messe abgehalten wird und mit einer Sternkarten-App in den klaren Himmel zu schauen auf der Suche nach Jupiter und Mars. Und ich fragte mich: Ist das Gotteslästerung?

TV

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Dior Straits / At the gates

Als Soundtrack zu diesem Eintrag abspielbar: Im Traum alles voller Verlustängste: Naheste Menschen aus verschiedenen Zeiten vermischen sich zu einer Person und sind nicht erreichbar für mich. Typischerweise am Telefon. Rufton, Automatische Mailbox. So oft anrufen, bis die Mailboxstimme vertraut wird und die Vision entsteht, das sei die zu erreichende Person. Herumirren in einem schmalen Zimmer und immer wieder zwei Bettdecken aufschütteln von denen eine blaugelb gemustert ist und gar nicht mir gehört sondern aus einer WG stammt, die doch gar nicht in der Stadt ist. Wurde ich verstoßen und in der Fremde aufgenommen?  Ich rede mit den WGlern, dass ich die Flure und Wände gar nicht so dunkel getüncht und unrenoviert in Erinnerung habe, es aber mag. Das Haus sieht von außen nämlich ganz anders aus. Hell und neu mit ganz geraden Fensterfronten und elektrisch verstellbaren Sonnenschutzrollos außen dran. Die WGler wirken peinlich berührt und meinen, es gäbe hier gar keine dunklen Flure. Es sc

Garaus/Windrinde

Ein Wildschwein rennt durch die Straßen. Es hat auf seinem Rücken langes Fell, dass mindestens genauso hoch wie es selbst nach oben aufgestellt ist, eigentlich so aussieht, als sei es geföhnt und an den Kanten ganz sauber geschoren und in die Form eines Quaders gebracht. Das Schwein wird von Hunden gejagt und der Fellquader auf seinem Rücken verwandelt sich in einen weiteren Hund. Die Menschen dort greifen nicht ein. Ich bemerke, dass ich meine eigene Hand halte. Ich bin nicht verängstigt, versoffen oder verzweifelt, erinnere mich aber an Momente, in denen ich in solchen Zuständen erwachte und mir selbst versuchte durch sanftes reiben der Oberarme Halt zu geben, mir selbst die Hand hielt, um nicht allein zu sein mit der Übelkeit und den pergamentenen Zuständen, in denen sich Körper und Geist nach Feierein befinden.  Aber schon Baron Münchausen wusste, dass er sich und sein Pferd nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen konnte und auch ich bin mir klar, dass mein Mir-Selbst-Die-

Abag/Zetapak

Was für ein Tod wäre das gewesen: Pseudo-Rebell-Rocker überfahren von einem Sixpack - ich wollte eine Straße mit dem Fahrrad queren, die ich mindestens drei mal in der Woche vor mir habe. Seit einem Unfall ohne Verletzungen, aber mit erheblichem Sachschaden und Schock meinerseits, weil der Besitzer, des zerstörten Fahrzeugs (Unterboden pfutsch oder futsch?) zu mir meinte, "Ich solle nach Russland abhauen oder mir gleich einen Strick nehmen." , schaue ich lieber zweimal nach rechts und links und warte, bis die Autos vorbeigezogen sind, auch wenn sie noch ein gutes Stück von der Position entfernt sind, an der ich am Rand der Straße warte.  So stand ich auch diesmal wartend auf die sehr kurze Grünphase der Ampel an besagter Straße. Diese Phase ist so kurz, dass man es gerade mit dem Fahrrad herüber schafft, bevor das grüne Männchen wieder rot wird. Früher regte ich mich darüber auf, aber inzwischen gehe ich entspannter damit um, denn es ist eine sogenannte Bedarfsampel, dass b