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Jesus als seine Mutter/Redend Alleinsein



An vielen Morgen erwache ich aus Träumen. Vereinzelt lachend, gehäuft verwirrt. Meistens aber respektiere ich den Inhalt des Traums als Teil meiner Wirklichkeit und beginne mich zu fragen, was, um ein Beispiel zu nennen, meine Teilhabe an einer Schulaufführung von "Jesus Christ Superstar" mit Bruce Springsteen als Regisseur bedeuten soll. Der zeigte uns, den Schülern, wie wir das Leiden von Jesus am Kreuz darstellen können, in dem wir uns eigener Gefühle bedienen. 

Kommt die Kreuzigung in dem Musical überhaupt vor? Ich habe das nie gesehen. Überhaupt sind religiöse Motive in meiner Welt ein Element des Unterbewussten. Denn weder bin ich religiös erzogen worden, noch hatte ich göttliche Erscheinungen. Und hier im Osten ist die Kirche sowieso nicht so präsent. Jedenfalls hat Bruce Springsteen uns gezeigt, wie wir leiden sollen. Sollte ich den Jesus spielen? Ich weiß es nicht mehr genau, der Traum ist schon etwas älter. 

Ganz aktuell erwachte ich aus einer Szene, in der ich ein Bild betrachtete, dass ein klassisches religiöses Sujet zeigte. Maria, das kleine Jesuskind im Arm haltend. Ich dachte beim Aufwachen darüber nach und stellte fest, das Marias Gesichtszüge denen des Erwachsenen Jesus sehr ähnelten. Und plötzlich glaubte ich zu erkennen, dass Maria in Wirklichkeit Jesus selbst war, der sich selbst im Arm hielt. 

Dies war laut meiner Theorie möglich, da Jesus nicht nur von den Toten auferstehen und Wasser zu Wein machen konnte, wenn er vorher darüber gegangen war. Nein, er konnte auch in der Zeit reisen. Ob vor UND zurück kann ich nicht genau sagen, in jeden Fall aber ist er nach der Auferstehung zurück gereist in die Woche nach seiner Geburt. Hier wird er wohl seine Mutter verschwinden lassen und sich seitdem um seine eigene Aufzucht gekümmert haben. Eine andere abwegigere Variante besagt, dass er vor seiner Geburt Maria aus dem Weg geräumt hat und sich selbst von Gott empfangen ließ. 

Aber hier erreiche ich einen Punkt, an dem ich nicht sicher bin, ob das aus wisscnschaftlicher Sicht funktioniert. Wobei Jesus und Gott sich über Wissenschaft hinwegsetzen könnten. Aber auch über die moralischen Zweifel gegenüber Inzest? Dann wäre auch die Frage, was Jesus davon hätte? Hätte er sich selbst vor der Kreuzigung retten wollen? Hier entsteht das Paradox, dass er ja trotzdem gekreuzigt hätte werden müssen, um auferstehen zu können und damit die Zeitreisefähigkeit von Gott zu bekommen. 

Es könnte also auch sein, dass er seine Mutter aus dem Weg geräumt hat, damit diese auf keinen Fall seine Kreuzigung verhindert und er auf jeden Fall seine Superkräfte bekommt, für die er dann berühmt wurde. Und damit Bruce Springsteen mich und meine Mitschüler 2000 Jahre später anleiten konnte, wie wir richtig leiden. 

Am Ende trifft aber Gott die letzte Entscheidung und er oder SIE hat es sich angesehen und amüsiert zugeschaut. Und was hat Joseph gemacht? Hier wird deutlich, dass ich nicht Bibelfest bin, denn ich habe keinen Ahnung, welche Rolle er gespielt hat. 

So begann also dieser Morgen für mich. Im weiteren Verlauf des Tages, an dem ich einer einsamen Tätigkeit nachging fiel mir auf, dass ich, auch wenn ich allein bin, ständig Worte ausspreche. Als Musiker singt man natürlich vor sich hin, oder wenn man aufnimmt in Mikrofone. Aber vor sich hin sprechen? Ist das normal? Es würde mich rege interessieren, wie sich das hier in der Leserschaft verhält. Sprecht ihr auch mit euch selbst oder zumindest, wenn niemand da ist? 

Ich tendiere dazu, die Dinge die ich tue, zu kommentieren oder mit dem Brotmesser oder dem Geldschein zu sprechen. Keine langen Unterhaltungen, aber kurze Kommentare. Oder wenn mir ein Glas umkippt, was nicht selten geschieht, werfe ich einen Ausdruck des Fluches aus. Ich verabschiede mich auch gern von Räumen, die mir Obdach geboten haben. 

Vielleicht ist das nur ein Ausdruck davon, dass ich denke, dass allen Dingen Leben inne wohnt. Abgesehen davon singe ich natürlich permanent irgendetwas vor mich hin. 

Als ich das alles mit Besorgnis an dem Tag nach dem "Jesus als Maria"-Traum bemerkte, hielt ich kurz inne und sagte zu mir selber laut: 

Timm, diese Selbstgespräche müssen wirklich aufhören!

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