Gestern war ich im Radio. Radio Corax in Halle. Ein toller Sender. Dessen Treiben ich schon länger begleite und in dessen Studios ich mit 16 auf Einladung einer Klassenkameradin saß und behauptete mein Name sei Martha Pfahl. Dann wurden '"Songs"' von mir abgespielt an die ich mich heute kaum erinnern kann.
Ich vernichte regelmäßig zurückliegende Aufnahmen und Notizen und Erinnerungen.
Nur nach vorn sehen - Nie zurück. Und dadurch die Vergangenheit als Nachtmahr auf der Kopfbrust (Fronttallappenbereich, da wo die Persönlichkeit haust) sitzen haben, anstatt sie, wie einen ehemaligen russiche Tanzbären mit Kette am Nasenring in einen viel zu kleinen dunklen Zwinger am Rande eines Baggersees zu sperren.
Was dazu führt, dass nach spätestens 15 Jahren und 10000 gemeinen Kindern und Halbstarken der Jäger kommt und dem wunderbaren Leben der Vergangenheitstanzbärs mit einem zitternden Schuss aus einem Gewehr, mit dem er schon an der Ostfront seinen Dienst tat, ein Ende bereitet. Das Blut läuft durchs Fell über die Stirn und vermischt sich mit einer letzten wütenden Träne aus dem linken Auge, denn das rechte ist schon lange trübe und vernarbt durch die Steine die erwähnte Menschenkinder mit ihren Zwillen auf die Vergangenheit schossen. Also mein Tipp: hebt eure Erinnerungen auf, wenn ihr für die Rechte von Tieren seid und kein Bock habt, dass sie euch auf der Nase rumtanzen.
Oder lasst euch regelmäßig neu programmieren von Nervenärzten die das können.
Ich hatte übrigens in Erwägung gezogen mit meinem Blog genauso zu verfahren. Ihn zu löschen. Zwei Klicks dauert das. Die Macht liegt im Zeigefinger. Im Machtfinger. Aber dann hat Steffen, der Moderator der gestrigen Radioshow meine "Literatur" angepriesen und ich dachte mir: weiter damit. Rad des Schicksals. Bad im Treibsand. Staat im Kahlschlag.
Ich möchte euch noch ein wenig über die Morgenstunden, der mir zur Zeit verhassten Wochenendtage erzählen. Ich laufe zwischen 9 und 11Uhr morgens durch die Straßen an Sams- oder Sonntagen. Nicht etwa, weil ich vorher irgendwo glücklich rumwackeln war, manche nennen es Feiern. Nein, nichts liegt mir ferner als feiern, denn das bringt nur Ärger, Zweifel und ich habe auch (noch) nichts zu feiern und wieso überhaupt?
Ich kann schlichtweg schlecht schlafen (Nachtmahr im Kopf) mein Körper fordert Bewegung oder Kakao oder Kuchen. Auf meinen Wegen beobachte ich, dass Sonntag der Resttag und Mischtag ist. Ich begegne Männern, die sich selbst Kämpfer und Publikum in einem Schaukampf sind. Oberkörperfrei auf den Pflastersteinen. Ich sah einen humpelnden Menschen in kurzen Hosen mit nur einem Schuh über die Straße wackeln.
Und auf den Fußwegen im Schatten der letzen eingerüsteten Häuser in den Seitenstraßen Menschenkot. Nicht sehr fest. Woran ich festmache (haha), dass es Menschenkot ist? An den kleinen Stücken Zellstoff, die sich auf oder in der Nähe dieser Kothaufen befinden. An ihnen sind Spuren, die den gleichen Farbton aufweisen, wie die Haufen.
Das ganze mischt sich dann mit den ersten Familien, die sich irgendwo hin bewegen. In die Kirche vielleicht? Ein konträreres Beispiel fällt mir jetzt nicht ein. Wenn ich Philantroph wäre, würde ich sagen: wie toll es doch ist, dass Familien und Reierkulturen so nah aneinander liegen können. In friedlicher Kotexistenz koexistieren können. Bin ich aber nicht. Und ich habe auch keine Ahnung davon.
Die Neuro-Neuprogrammierung rückt auch für mich näher. Oder ich probier's mit den Oxytocin-Tabletten, die laut Rising Reissig ein weicheres Becken machen und laut diesem interessanten Artikel, Menschen mit Berührungsängsten helfen, lockerer zu werden.
Denn ist es nicht dass, was ich will?
Lockerer werden?
Weicheren Stuhl haben?
Ich bin wieder zurück.
Instagrumpy.
Buh-buh-buh.
Sappy.
Timm.
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