Direkt zum Hauptbereich

Geboren im Zeichen des Feuerhasen / Materielles

Ich überstieg die große Mauer der Angst. So weich legte sich der Baumwollstoff auf meine harte Brust. Doch an einem der letzten vergangenen Morgen legte ich einen Bastkorb Wäsche in einen Koffer und die überstiegene Mauer verschwand. Spurlos. Wo ist das baumwollene Kleidungsstück hin? Mir wurde ganz bange. Habe ich es mir umnachtet vom Leib gerissen, zerrissen und weggeschmissen? Oder habe ich es in einem Akt der Grosszügigkeit verschenkt, weil ich glaubte, die Mauer überstiegen zu haben? Was war nur in mich gefahren?

Ich bin doch noch längst nicht soweit. Es ist kein gutes Gefühl, wenn Dinge verschwinden, zumal Dinge, die mit Bedeutung aufgeladen sind. Zuweilen geschieht es mir recht häufig, dass ich ein inniges Verhältnis zu Gegenständen entwickle. Weil sie mich begleiten durch viele Zeiten und aufgeladen sind mit Ereignissen. Zum Beispiel meine Sonnenbrille. Ich habe sie zerkratzt erworben und trage sie fast täglich. Sie gibt mir Feuerschutz und Hochverrat. Zum Beispiel gegen Godzillas (Godzilla ist seit Anfang der Film-Reihe ein weibliches Wesen, habe ich vor etwas längerer Zeit erfahren. Oder zumindest, kann es sein Geschlecht den Umständen anpassen.) und die Sonne, die oft unbarmherzig scheint. Selbst, wenn sie hinter den Wolken kichert und allein mit ihrer hellen Kraft die Sehnerven der Nachttiere provoziert.

Besitze ich so viele angeschlagene Dinge, weil ich selber einen Knacks habe? Habe ich Mitleid mit der Mangelware? Manchmal glaube ich: Ja. Manchmal aber auch nur: weil ich mir diese Dinge leisten kann und andere eben nicht. Mein Telefon, fällt mir dabei ein, kann nicht klingeln. Zumindest nicht, so wie es natürlicherweise Klingeln soll. Seine Lautsprecher sind defekt oder mindestens verschmutzt. So, dass das Klingeln zu einem rauen Kratzen wird. Wirklich schlimm ist das Weckersignal. Das klingt wie eine asthmatische Krähe, die nur noch einen Fuss und ein Auge hat. Mit ihrem Singsangschnabel hackt sie dann in meine Traumwelten. 

Aber: selbst als ich noch in Betten lag, neben denen schöne Melodien als Weckruf erklungen, wurde die angenehmste Melodei zur konditionierten Marter. Kennt ihr, oder? Weil ein Wecker einfach unnatürlich ist und Arbeit sowieso Scheisse. Und wohin ruft einen der Wecker, wenn nicht zur Arbeit. Oh, oh, ich bin weit draußen, umkreise die Gesellschaft in konzentrischer Umlaufbahn. 

Aber, hier kommt die Disziplin. Und verhöhnt mich. Ich schlag zurück mit den Liedern unterm zuckenden Lid. Finde langsam wieder gefallen an der verkürzten scharfen Sprache und Poesie. Und lasse das Tier im Bier und das in der Brust links liegen. Gefühle: puh! Weg mit euch.

Völlig überwältigt sah ich mich gestern dem Maitreiben ausgesetzt. Überall Wärme und ein Drängen nach Nähe und Liebe. So plötzlich. Im April war es noch ein Tauziehen zwischen sprießen und erfrieren. Ganz meiner Natur des Feuerschneehasen entsprechend. Ich bin ein Tier zwischen den Polen. So schaute ich dann auch angewidert neidisch Glückskörpern des Mais nach. 

Wo es jetzt hingeht, vermag ich nicht zu sagen. Die Worte und ich, wir vertragen uns. Und schlagen uns gegenseitig auch mal ins Gesicht und in die Weichteile. Als Geste der Freundschaft. Driftend. Die Menschen: bleiben mir suspekt.

Das Baby ist ein Drifter, sagte der Arzt, als ich geboren wurde.
Und ich gab einen kehligen Schrei von mir und weckte damit mein jetziges '"Ich"' aus einem Traum voll splitternder Kristallvasen, Rosen und drei Männern die von Brücken mit Eisbrocken nach mir werfen.

Das Ich drückte dem Baby auf den Snoozeschädel und schlief noch 2 Tage.

Dann war da noch die Sache mit dem Wolf:
Während ich auf meinen Routen durch die Straßen schlich, um von der Abendluft müde zu werden und ein wenig Halt im Bild des einsamen Tieres fand, kam mir doch tatsächlich jemand entgegen, der zwei Wölfe an einer Metallleine mit sich führte. Zwei Wölfe!

Ich dachte: Was soll der Scheiss? Und lachte. 

Den Film hier werde ich mir trotzdem anschauen. Ist ja in Halle-Neustadt gedreht:



Im Zeichen des Feuer-Hasen, TV.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Dior Straits / At the gates

Als Soundtrack zu diesem Eintrag abspielbar: Im Traum alles voller Verlustängste: Naheste Menschen aus verschiedenen Zeiten vermischen sich zu einer Person und sind nicht erreichbar für mich. Typischerweise am Telefon. Rufton, Automatische Mailbox. So oft anrufen, bis die Mailboxstimme vertraut wird und die Vision entsteht, das sei die zu erreichende Person. Herumirren in einem schmalen Zimmer und immer wieder zwei Bettdecken aufschütteln von denen eine blaugelb gemustert ist und gar nicht mir gehört sondern aus einer WG stammt, die doch gar nicht in der Stadt ist. Wurde ich verstoßen und in der Fremde aufgenommen?  Ich rede mit den WGlern, dass ich die Flure und Wände gar nicht so dunkel getüncht und unrenoviert in Erinnerung habe, es aber mag. Das Haus sieht von außen nämlich ganz anders aus. Hell und neu mit ganz geraden Fensterfronten und elektrisch verstellbaren Sonnenschutzrollos außen dran. Die WGler wirken peinlich berührt und meinen, es gäbe hier gar keine dunklen Flure. Es sc

Garaus/Windrinde

Ein Wildschwein rennt durch die Straßen. Es hat auf seinem Rücken langes Fell, dass mindestens genauso hoch wie es selbst nach oben aufgestellt ist, eigentlich so aussieht, als sei es geföhnt und an den Kanten ganz sauber geschoren und in die Form eines Quaders gebracht. Das Schwein wird von Hunden gejagt und der Fellquader auf seinem Rücken verwandelt sich in einen weiteren Hund. Die Menschen dort greifen nicht ein. Ich bemerke, dass ich meine eigene Hand halte. Ich bin nicht verängstigt, versoffen oder verzweifelt, erinnere mich aber an Momente, in denen ich in solchen Zuständen erwachte und mir selbst versuchte durch sanftes reiben der Oberarme Halt zu geben, mir selbst die Hand hielt, um nicht allein zu sein mit der Übelkeit und den pergamentenen Zuständen, in denen sich Körper und Geist nach Feierein befinden.  Aber schon Baron Münchausen wusste, dass er sich und sein Pferd nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen konnte und auch ich bin mir klar, dass mein Mir-Selbst-Die-

Abag/Zetapak

Was für ein Tod wäre das gewesen: Pseudo-Rebell-Rocker überfahren von einem Sixpack - ich wollte eine Straße mit dem Fahrrad queren, die ich mindestens drei mal in der Woche vor mir habe. Seit einem Unfall ohne Verletzungen, aber mit erheblichem Sachschaden und Schock meinerseits, weil der Besitzer, des zerstörten Fahrzeugs (Unterboden pfutsch oder futsch?) zu mir meinte, "Ich solle nach Russland abhauen oder mir gleich einen Strick nehmen." , schaue ich lieber zweimal nach rechts und links und warte, bis die Autos vorbeigezogen sind, auch wenn sie noch ein gutes Stück von der Position entfernt sind, an der ich am Rand der Straße warte.  So stand ich auch diesmal wartend auf die sehr kurze Grünphase der Ampel an besagter Straße. Diese Phase ist so kurz, dass man es gerade mit dem Fahrrad herüber schafft, bevor das grüne Männchen wieder rot wird. Früher regte ich mich darüber auf, aber inzwischen gehe ich entspannter damit um, denn es ist eine sogenannte Bedarfsampel, dass b