"Genau darüber werde ich am Montag schreiben.", sagte ich unter dem Tierkreiszeichen in einer dunklen Ecke. Dann riss mich jemand mit sich fort und ich versuche mich jetzt zu erinnern, was dies war, über das ich schreiben wollte. Ich habe es vergessen. Vermutlich etwas, dass ein Stückchen weiter raus gewagt war, als üblich und verbrüdernd wirken wollte. Immer diese Verbrüderung.
Wozu eigentlich? Fühle ich mich alleine? Wie machen's meine Beine? Sind das linke und das rechte auch Brüder? Oder Geschwister? Das linke trägt zwei Schrammen am Schienbeinknochen. Wie die dort hingelangten ist mir rätselhaft. Das ist ja das Unangenehme, wenn ich, ob von positiven oder negativen Erlebnissen ausgelöst, den Dingen zuspreche und mich dann herauslehne in die soziale Welt. Dann spreche ich mit Menschen um Verbindungen zu verdeutlichen, die vielleicht schon da sind, aber, so ist es ja das Gesetz zwischen den Menschen, verbal auch verfestigt werden müssen. Ein unagenehmes Gefühl bleibt.
Ein ähnliches, dass man fühlt, wenn man sich aus dem Fenster lehnt und merkt, dass der Schwerpunkt ungefähr auf Beckenhöhe ist und ein Kippen nach vorne den Absturz bedeuten kann. Zwischen Menschen besteht stets ein Risiko. Für mich ist es vor allem die Gefahr, dass ein Bild das man voneinander hat, zerstört oder in dem Maße verändert wird, dass man danach anders miteinander umgeht.
Ich glaube, dass war für mich schon immer so. Nur ist es mir seit einiger Zeit bewusster. Was habe ich früher für Dinge getan, nach denen ich mich rückblickend wundere, dass die Leute überhaupt noch mit mir sprechen. Geschweige denn zusammenarbeiten. Hier ist der Knackpunkt in meinem vielleicht etwas verstört anmutendem Bericht. Ich freue mich immer sehr, gemeinsam mit Menschen etwas zu tun. Zum Beispiel Musik zu machen oder über ein Thema diskutieren. Dabei passieren oft sehr gute Dinge, die durch Anstrengung aber auch das Treiben lassen entstehen. Und wenn dann, so meine Furcht, genau diese Dinge in einem Gespräch thematisiert werden, wenn also das Getane erklärt oder umschrieben wird, dann verliert es. Das ist meine Furcht.
Das Getane verliert, weil wir erkennen, dass wir unterschiedlich wahrnehmen und wenn wir das nächste Mal etwas gemeinsam tun, dann wissen wir um die Beschreibung dessen und verhalten uns anders. Und dann geht etwas verloren. Eine Unschuld?
Auf asphaltierten Wegen, rollt sichs leichter. Aber sind es nicht der Pfad über das Feld oder durch den Wald, die matschig oder steinig und in ihrer Unfertigkeit so schön erscheinend uns selbst mit der meisten Freude erfüllen? Ich schlussfolgere aus diesem Satz eine banale Erkenntnis: ich behalte meine Freuden über Dinge lieber für mich. Aus Angst sie durch das Teilen zu verlieren. Für mich und das Gegenüber.
Aber, so denke ich weiter, kann die geteilte Freude nicht auch der Beginn einer Freundschaft sein? Ich würde sofort losheulen, wenn ich den Mumm dazu hätte, jemanden ganz klar artikuliert um ihre oder seine Freundschaft zu bitten. Zumal es ja meistens so ist, dass es Menschen sind, mit denen ich schon eine gewisse Zeit verbracht habe und Tätigkeiten teile. Bisher fürchte ich mich davor, weil ich mich vor mir selbst fürchte und vor allem mich als jemand zu entpuppen, der dem Gegenüber schadet.
Und das ist es, was ich an den Menschen nicht mag und so entschließe mich "professionell" zu bleiben. Nur ab und zu wird die Zuneigung aus mir heraus brechen, in verbogener Form und die Schienbeine schlagen in der Nacht gegen die Pedalen meines Fahrrades, das mehr von mir weiß, als die meisten. Ich würde sagen, es ist mein Freund, aber das wäre zu leicht. Denn es kann ja nichts erwiedern, kann nicht nein sagen oder ja zu meiner Frage.
Am Anfang dieses Textes, wusste ich nicht, dass es um Freundschaft gehen würde. Ich glaube auch nicht, dass es das war, was ich in der Dunkelheit unterm Tierkreis verkündete zu schreiben, wenn gleich dieses Thema dort eindeutig mitschwang. So sei es.
In zittriger Demut vor den Menschen und Dingen
TV
Kommentare
Kommentar veröffentlichen