Wir verließen den Ort, an dem ich mir im Winter den Pelz und im Sommer das leichte Hemd des Zynismus anziehe und von mir gebe, was ich für witzig oder störend halte. Mit aggressivem Zungenschlag klinke ich mich in Wortwechsel ein und lasse Begriffe fallen, die ich für passend halte. In einer Konversation über die Wichtigkeit von Nelson Mandela lasse ich den Namen Hitler fallen und mit einem Mal kann das, was Mandela als wichtig kennzeichnet auch auf H angewendet werden. Aus einer Zelle, in Gefangenschaft schreibt er einen Text und berührt damit ein Volk und kann ein Land hinter sich versammeln und in eine Zukunft führen. Da musste ich dann innerlich lachen, wie ein Wort, die Bedeutung eines Gesprächs verändern kann für die oder den, der sich der Unterhaltung erst nach Beginn zuwendet. Ja, dann kann man denken, dass da einer über Hitler redet, obwohl er über Mandela spricht. Und das Böse nimmt sich, was das Gute geben wollte. Und so ging das dann weiter, ich sagte hier und da etwas, sagte letztlich aber nichts sinnvolles und kam zu der Erkenntnis das Schweigen wieder meine Stärke sein sollte. Ein klares Schweigen, so lang nicht etwas gehaltvolles meinen Mundraum verlässt. Das werde ich wieder üben und mit diesem Gedanken verließen wir den Ort und du rolltest vor mir auf deinem Fahrrad in Richtung des Waldes. Es war bereits dunkel, ein wenig Resttageslicht aber noch vorhanden und der Weg unter deinen Rädern war aus heller festgetretener Erde, über dem Weg begann das Geäst, das am Tage so freundlich grün scheint, doch nun dunkelblau bis tiefschwarz über uns liegt und ohne eine Abgrenzung in den wirklich schwarzen Nachthimmel übergeht. Denn in der Nacht ist keine Sonne da, die durch die Reflexion der Ozeane den Himmel blau erscheinen lässt. Nein, was ich sah, war das reine Schwarz des gleichgültigen Universums. Zwischen dem trockenen Weg und dem Geäst gab es einen schmalen Bereich, der einen Übergang bildete. Dort ging das blasse Grau ungenau in das Schwarz über. In einer sanften Bewegung, nicht scharf abgegrenzt, sonder einem sanften Pinselstrich gleichend. Und während dein Fahrrad und dein Körper den leichten Abhang in den Wald hineinfuhren und kaum noch zu sehen waren in dieser Übergangszone von Hell nach Dunkel, drehtest du dich nach mir um und dein blasses Gesicht leuchtete aus dem Schwarz hervor, bevor du mit der Dunkelheit verschwommen warst. Ich schaute dir nach und ließ mich treiben, immer hinein, hinein und weiter. Und schwieg.
Als Soundtrack zu diesem Eintrag abspielbar: Im Traum alles voller Verlustängste: Naheste Menschen aus verschiedenen Zeiten vermischen sich zu einer Person und sind nicht erreichbar für mich. Typischerweise am Telefon. Rufton, Automatische Mailbox. So oft anrufen, bis die Mailboxstimme vertraut wird und die Vision entsteht, das sei die zu erreichende Person. Herumirren in einem schmalen Zimmer und immer wieder zwei Bettdecken aufschütteln von denen eine blaugelb gemustert ist und gar nicht mir gehört sondern aus einer WG stammt, die doch gar nicht in der Stadt ist. Wurde ich verstoßen und in der Fremde aufgenommen? Ich rede mit den WGlern, dass ich die Flure und Wände gar nicht so dunkel getüncht und unrenoviert in Erinnerung habe, es aber mag. Das Haus sieht von außen nämlich ganz anders aus. Hell und neu mit ganz geraden Fensterfronten und elektrisch verstellbaren Sonnenschutzrollos außen dran. Die WGler wirken peinlich berührt und meinen, es gäbe hier gar keine dunklen Flure. Es sc
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