Ich hab nicht ein Foto von ihr. Es ist auch besser so.
Nintendo ist zurück, dank einem Spiel Namens Pokémon Go.
Vor vielen Sommern spielte ich auf einem grauen Gameboy das Spiel "Mario Land". Ich sass bei Nachbarskindern in der Gartenanlage meiner Oma. Sie schickte mich zu Marcel, damit ich mich nicht langweilen müsse, so lang mein Opa, den VHS-Rekorder mit dem Fernseher verbindet, damit ich meine Tom & Jerry und Bugs Bunny Videos schauen konnte. Irgendwas daran, war technisch zeitaufwendig und kompliziert. Ich frage mich aber auch gerade, ob es nicht besseres zu tun gab, als im Bungalow zu sitzen und Katzen, Mäusen und Hasen bei ihren letztlich doch etwas brutalen Spielen zuzusehen.
Letztlich sass ich aber bis Abends vor dem Gameboy und versuchte das Ende des ersten Levels von "Mario Land" zu erreichen und die Videos waren vergessen. Denn, bei dem Spiel konnte ich das, was auf dem Bildschirm geschieht, selbst steuern. Ich hab es aber auch Jahre später, mit meinem gelben Gameboy Color (ich wählte Gelb, weil es meine Lieblingsfarbe war, bzw. ich wusste, dass es die Farbe des Neids ist, der mich damals häufig plagte. Wieso dachte ich mit 10 über solche Sachen nach?) nie weiter, als bis zum Anfang des zweiten Levels geschafft.
Vielleicht ein Symbol für mein zukünftiges Leben und seine mangelnde Tiefgründigkeit.
Wenn ich an Pokémon denke, fällt mir immer wieder der Tag ein, an dem ich die Trickfilmserie zum ersten Mal sah. Es war am Tag, der ersten bewusst erlebten Ausfallstunde meiner Schulkarriere in der vierten oder fünften Klasse. Während meine Schulfreunde irgendwo abhingen, entschloss ich mich, mal zu schauen, wie es sich anfühlt an einem Vormittag zu Hause zu sein.
Was nichts anderes hieß, als: ich schaute, wie es sich anfühlte Vormittags auf der grau-lila-Couch zu liegen und zu sehen, was Vormittags im Fernsehen lief. Ich habe das sonst nie gemacht. Ich blieb dann bei RTL II hängen und da kam diese Serie, in der grelle Wesen, die Stofftieren glichen, in schnellen Bildsequenzen aggressiv herum sprangen und rannten. Sofort fiel mir auf, dass ihre Kommunikation nur aus der Aussprache ihres Namens oder Teilen dessen bestand. Mal traurig betont, mal aggressiv oder freudig überdreht. Ich schien in der Lage gewesen zu sein, dass interpretieren zu können.
Zurück in der Schule, hörte ich schon vor betreten des Klassenzimmers, die Stimmen meiner Freunde "Pika Pika" schreien. Sie müssen es also auch gesehen haben. Wir verbrachten die nächsten Tage mit ausgiebigem Rumgetolle und dem Verfall in eine Babysprache, die unsere Sehnsucht, nach der unbeschwerten Säuglingszeit für einige Momente vergessen liessen.
Im Rückblick bin ich fasziniert, wie seuchengleich sich die Serie in unseren Kindeshirnen breit machte und unser Handeln und Sprechen dominierte. War es nur ein Zufall, dass wir eine Ausfallstunde hatten? War es der große Plan? Und gehört die Rückkehr von Pokémon auf die Smartphones zu diesem Plan?
Ich dachte natürlich sofort daran, dass das Spiel nur der erste oder weitere Schritt zur Konditionierung bzw. Steuerung von Menschen ist, in dem diese durch in die Realität auf dem Bildschirm eingebaute Dinge in ihrem Handeln beeinflusst werden. Handeln im Sinne von zurückzulegenden Wegen. Das liesse sich doch mindestens dafür nutzen, Menschen in Warenhäuser zu locken und letztlich in den Fleischwolf zu fallen um Menschenhack für auf's Hackbrötchen zu werden.
Aber: die Trickfilm-Serie wurde damals auch schon verdammt und verantwortlich dafür gemacht, die Kinder zu verdummen, bzw. zu überlasten und schlummernde ADHS-Energieeruptionen zu aktivieren. Vielleicht gibt es ja wirklich Mächte, die die Energie der zappelnden Kindesleiber für sich zu nutzen wussten.
Ich bemerke gerade, dass ich das Poké-Phänomen für mich zu nutzen weiß, um meine Fantasie zu aktivieren und den Blog mit pessimistischen Visionen füllen zu können.
Aber vielleicht dient das Spiel ja auch einfach dem SPASS der Menschen.
Und Zweifelbraue traut sich nicht davon zu naschen.
T.
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