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Inflationiert ihn!

"Inflationiert ihn", schrieen die Fürsten und der Hass suchte das Weite. Ich und der Hass, der Hass und ich, Hatey La Hate und Völkey Da Völk, wir stehen in einem Verhältnis, dass ich als HASSLIEBE bezeichnen würde. Wie passend, haha. Davon möchte ich euch heute erzählen.

Wie viele von euch wissen, befinde ich mich seit geraumer Zeit in einer Art Schaffenskrise oder wenn wir es mit etwas mehr Abstand sehen, in einer genrellen persönlichen Krise. Ein Krisenherd in einer Krisenküche im Krisengebiet in einer Krisenwelt in einem Griebenschmalzuniversum. Dieser Blog hier tut wöchentlich davon kund und zwingt mich in eine Routine, die mir gut tut. Habe ich mir selbst verschrieben. HAHA!

Ich weiß schon etwas länger, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht. Was ich aber seit neuestem auch weiß, ist, dass ich in letzter Zeit etwas besser damit klar komme, krisengeschüttelt zu sein ("Er nahm die Krise gerührt zu sich, nicht geschüttelt."). Ich habe nicht mehr solche Angst davor nicht klar zu kommen. Ich nehme es nicht hin, aber versuche VERSUCHE, etwas ruhiger zu sein im Umgang mit der Panik ALLES VERKACKT zu haben, zu spät zu sein, nichts zu können. Leer zu sein.

Wie genau diese versuchte Entspannung in mir gereift ist, kann ich nicht sagen. Ich hoffe natürlich, dass es keine Resignation ist (eine Resig-NATION, eine REISSIG-NATION?) sondern ein Schritt in Richtung Real-Leben, Real-Freunde. 

Ein Element könnte sein, dass ich vor einigen Nächten, das Gefühl hatte, die Krisen dieser Welt, der Hass und die Angst ganzer Kontinente, flössen durch mich hindurch und lähmten mich in meiner Tätigkeit als Schreiberling und Singerling. Ich fühlte mich gechannelt. Es kann sein, dass es nur der Übernächtigung geschuldet war, aber in dem Moment fühlte es sich wahrhaftig so an und ich dachte: "Nun gut, ihr Krisen, möget ihr fliessen durch mich hindurch, ich werde mich laben, an dem was ihr an meine Ufer spült".

Das erinnert mich an eine Episode aus Lovecrafts "Ruf des Cthulhu",  in der es heisst, das zum Zeitpunkt des Erwachen des C viele Künstler/nervlich gerüttelte Menschen an unterschiedlichsten Orten der Erde, in Panik und dem Wahnsinn verfielen. Ist Cthulhu das Symbol für den ungreifbaren Terror, die Zeitenwende?

Drei Nächte später überkam mich eine unbändige Wut und Verzweiflung und ein Hass, den ich mir fataler weise konstruiert habe, aus einer meiner sozialen Ängste destilliert habe. Mit hart schlagendem Herz lag ich herum, wälzte mich in das Morgengrauen und sass plötzlich vor meinem Tisch, auf dem mein Collegeblock (ich nenne ihn Kollege Block) lag und ich kritzelte neue Varianten zu erarbeitender Texte, getrieben von Wut und Hass.

Es war nicht so, dass der Wutanlass, den ich hier nicht detaillierter erläutern möchte, sich konkret in den Texten niederschlug. Vielmehr war es mir möglich, das entstandene Energiepotential zu nutzen und mit quietschendem Kuli etwas aufs Blatt zu pressen, was mir gefiel.

Es folgte am nächsten Tag, immer noch reitend auf dieser Welle, eine recht gute Probe mit meiner Band und ein spontaner Auftritt meiner selbst in einem lehmbödigen Bauernhaus eines befreundeten Musikers, der seine Bewährungsstrafe gefeiert hat.

Was soll ich sagen? 

Ich fühlte mich seit langem für eine gewisse Zeit wohl.

Was soll ich klagen?

Ist die Grundlage dieses Wohlfühlens, das Hass und Wutlockmittel gewesen?
Muss ich mir jetzt ständig Situationen der Wut zurecht konstruieren, um Wohlbefinden zu erzeugen?
Das will ich nicht. Ich will keinen Hass als Lebensgrundlage. Vielleicht war es doch nur das Energiepotential, dass einen der Knoten in meinem Kopf platzen liess und ich genoss diese Befreiung. 

Und ich glaube auch, dass ich hier schon wieder einem Bären aufgesessen bin, der in meinem Kopf mit den Gedanken seine Runden auf der Zweifelautorennbahn dreht.

Ich versuche locker zu bleiben und den Bären Bär sein zu lassen. Es wird Zeit für Salat und eine Alibi-Kiwi.

Ach ja, ich schrieb am Anfang vom Inflationieren des Hasses. Davon bin ich etwas abgekommen.

Dass inzwischen an mehreren Stellen unserer Gesellschaft der Ruf nach mehr Liebe als Gegenantwort auf den "Hass" von Attentätern laut wird, ist verständlich. Die Menschen rücken näher zusammen und versuchen sich gegen das Böse aufzubäumen. Inzwischen wird sich aber auch beschwert, dass der Begriff "Liebe" bei häufiger Verwendung an Bedeutung verliert, inflationiert. Interessanterweise passiert das dem Begriff "Hass" nicht. 

Er scheint mit einer Legierung beschichtet, die es ermöglicht ihn gleich einem Stahlschläger benutzt zu werden ohne auch nur die geringsten Spuren von Abnutzung zu hinterlassen. Sei es nach ausgiebigen Schlägen auf Schädel, Einkaufszentren oder Einrichtungen wie den Bundestag. Warum ist das so? 

Meine kleine Theorie: Angst, die ja mehr oder weniger die Grundlage von Hass ist, ist eine NEGATIVE Emotion. Und negative Emotionen sind evolutionär tiefer im Menschen verankert als positive (zb. Liebe). Warum? Weil Angst dazu diente, nicht gefressen zu werden vom T-Rex oder den bösen Mammut-Säbelzahn-Ligern. So wird dem Hass mit Liebe also nicht beizukommen sein.

Mein Vorschlag: Hass inflationieren! Also sich des Begriffes ermächtigen, hasserfüllte Kunst machen, ständig von Hass reden, den Bassregler voll auf drehen, so dass selbst die, die den Hass für sich auszunutzen wissen, des Hasses überdrüssig werden. 

Weiterführend besteht die Möglichkeit im Madmax-Stil, Sado-Masochistische Lederarmeen zu gründen, die mit perversen Maschinen, denen, die glauben, ihre kranken Spiele und Foltermethoden seien das Ende der Fahnenstange, zeigen wo der Hammer hängt. Vielleicht entsteht ja ein neues Film oder Comic-Genre: 

"Gesellschaftskritischer SM-Sci-Fi"

Ist das eine bescheuerte Theorie? 

Ist das überhaupt eine Theorie oder nur die Fantasie eines klebrig-depressiven End-Zwanzigers mit knurrendem Magen?

YEP!

Timm.

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