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Gedänkchen zum Karriererchen

Ich habe letztens etwas von Leipzig nach Halle geschickt. Mit der Post. Nicht zum ersten Mal. Wenn ich etwas nach, zum Beispiel Hamburg schicke, dann ist es meistens am nächsten Tag da. Die Sendung nach Halle brauchte aber 5 Tage. Es war, wie erwähnt nicht das erste mal, dass es so lang dauerte. Warum?, frug ich mich. Erster Gedanke: die Städtefeindschaft. Halle und Leipzig können sich nicht leiden und damit das so bleibt, wird jeglicher Kontakt zwischen Hallensern und Leipzigern, oder in meinem Falle Hallenser in Leipzig und Hallenser in Halle strikt unterbunden. Vielleicht ist der Fall H schickt etwas an H sogar noch schlimmer, weil man in Leipzig denkt, da werden geheime Botschaften und Informationen über L zurück an die Basis in H geschickt. Dann war da noch die Überlegung, das zwischen H und L eine Postkutsche verkehrt, die von einem (blauen) Esel gezogen wird. Die braucht einfach ne Weile, denn der Esel ist schon alt und dementsprechend störrisch und muss mit immer wieder neuen Leckereien zum weitertrotten durch den den Niesel animiert werden. Er kriegt Schoko-Butterkeks Zartbitter, dann Oreo-Fake Gebäck, aber auch ein Milchshake Vanille bringt ihn zum Trappeln...der gute alte blaue Esel und ehe er sich versieht geht er auf Rosen durch die Straßen der Saalestadt und überbringt meine Sendung. 

Vielleicht aber, fliegt DHL auch mit Flugzeugen vom HUB Halle/Leipzig alle Sendungen nach Halle. Die Boeing 767 werfen dann einmal pro Woche eine Lieferung Briefe und Päckchen über den Saalesümpfen ab und ein von den Bewohnern wöchentlich wechselnd gewählter Freiwilliger fährt dann mit seinem aus Buna-Plaste und Schlingpflanzen zusammengebauten Floß hinaus und sammelt ein, was von Leipzig nach Halle geschickt wurde. Er beginnt seine gefährliche Reise durch das schaumige Wasser vorbei an der Riesenwels-Untiefe und der Rabeninsel immer dann, wenn das sägenden Dröhnen der Schubumkehr des goldenen DHL-Vogels aus dem grün schimmernden Himmel zu hören ist. (Was ich bisher auch noch nicht wusste: wenn von einem Moment auf den anderen ein recht hohes brummen aus dem Himmel zu hören ist, dass an die Geräusche der Stukas aus Filmen erinnert, sind es nicht etwas die Weltraum-Nazis, die jetzt angreifen, sondern die Schubumkehr eines großen Düsenflugzeugs, mit Hilfe derer die Geschwindigkeit verringert wird, um zu landen oder auch Briefe und Briefsendungen über Halle abzuwerfen.) 

Warum machen die Leipziger Behörden das? Ganz klar, sie haben Angst und versuchen sich durch ein versetztes Überbringen von Nachrichten einen Vorteil gegenüber der klar intelligenteren halleschen Bevölkerung zu verschaffen. Lange wird das nicht mehr so gehen. Der Aufstand im Sumpfgebiet ist bereits in Planung. Tag X wird kommen.

Dieser Tag X erinnert mich an einen Traum, der mir einen Blick in die Zukunft ermöglicht hat: 

Ich befand mich in einem wirklich großen Lagerhaus. Seine Ausmaße umfassten ca. 2 Kilometer in der Länge und sicher auch in der Breite, was ich aber nicht genau sagen konnte, denn die Halle war voll mit Regalen, die wiederum 25 Meter hoch waren. Ich rannte zwischen diesen Regalen hin und her und suchte nach Kartons, die ich zur Versandabteilung bringen sollte. (Versand nach Halle?) Ohne Stapler oder Ameise schien diese Aufgabe unschaffbar und ich fühlte meine Kraft und Motivation unmittelbar nach einem Blick in Richtung des nicht auszumachenden Lager-Endes schwinden. 

Allerdings erinnerte mich in diesem Moment daran, dass ich ja, als ich noch der wahnhaften Idee verfallen war, Musiker zu werden und bevor ich hier den ersten vernünftigen Job meines Lebens anfing, diesen Traum hatte, in dem ich in einer Lagerhalle gigantischen Ausmaßes stand und vor der nicht zu erfüllenden Aufgabe Pakete versandfertig zu machen, weiche Knie bekam und mir wurde klar, dass ich seherische Fähigkeiten besaß. 

Ich ging also zu meinem Vorgesetzten, Teamleiter oder wie auch immer das hieß und sagte ihm: "Vorgesetzter, ich werde keine Minute Länger, den deinen mir vorgesetzten haarigen Rücken betrachten, denn ich kann SEHEN." Der V. hielt mich für Poco-Loco und der Werkschutz kam und verfrachtete mich in eine Zelle, wo andere Angestellte saßen und lagen, weil sie gegen die Brotbüchsenordnung verstießen oder einen Discman mit 4-fach Shock-Prävention mitgehen lassen wollten. Es vergingen ca. 20 Minuten, bis ich aus der Zelle in ein Rohrpost-Röhrchen gepackt und mit dem hausinternen Rohrpostsystem in die Chefetage geschickt wurde. Dort hörte man sich meine Vision erneut an und freute sich, dass ich meine seherischen Dienste von nun an der Firma zur Verfügung stellen würde. Hatte ich das jemals gesagt? Natürlich nicht, aber man wies mich darauf hin, dass im Arbeitsvertrag eindeutig vermerkt ist, dass alle positiven Folgen, die eine psychische Krankheit, ausgelöst durch die Arbeitsbedingungen in der Firma zu Gunsten der Firma durch die Firma genutzt werden dürfen und die Firma von diesem Recht in meinem Falle gebrauch machen wird. Die Firma hatte sich sozusagen die Rechte zukünftig eintretender durch sie ausgelösten Psychosen gesichert.

Von diesem Tag an war ich zuständig für den Hellseher-Service, der zu sehr guten Preisen von der Firma angeboten wurde. Ich wusste, dass ich, würde ich hell genug Hell-Sehen, es hier heraus schaffen würde. In meinem Pausen, sah ich für mich selbst voraus, dass ich ein Musiker werden würde und ein Album fertig stellen könnte, dass die Leichtigkeit von frühem Rocknroll, die Schwere des Blues und futuristisch spartananische Rap- und Tanzmusikelemente in sich vereinen wird und eine Botschaft verkündet, die die Kraft des Individuums auf bissig, witzige Weise feiert. Diese Vision versuchte ich so gut wie möglich, in die Auftragszukunftsausblicke meiner Kunden einzuflechten, so dass die Prophezeihung bald in Form einer Massenpsychose Wirklichkeit werden könnte. 

Die Psychose trat ein. Am Abend des Veröffentlichungskonzertes in einer kleinen Kneipe im Leipziger Westen, war ich gerade im Begriff, den ersten Akkord in meine Gitarre zu hauen, als eine Hundertschaft des Werkschutzes der Firma den Veranstaltungsort stürmte. Gutaussehende und weniger gutaussehende Männer und Frauen, die sich bereits in Ekstase, Auge in Auge mit der beginnenden Rock-A-Pocalypse die Kleidung vom Leib gerissen hatten und mir ihre Körper  udn die ihrer noch ungeborenen Kinder entgegenhielten, auf dass ich sie mit meiner Musik weihen solle, wurden zur Seite gestoßen und man wickelte mich in Frischhaltefolie und brachte mich in ein Transport-Fahrzeug, dass wie ein Frosch aussah und verfrachtete mich zurück in die Lagerhalle. 

In der kleinen Kneipe stand meine Band und das Publikum erstarrt vor entsetzen und nicht in der Lage irgendwie auf das eben geschehene zu reagieren in Stille beisammen. Das einzig zu vernehmende Geräusch kam aus meinem Fender Deluxe Kopie Verstärker. Ein monotones lautes Brummen (der Verstärker war voll aufgedreht), das durch das offen liegende Gitarrenkabel entstand, dass bei der Einpackaktion abgerissen wurde und nun offen wie eine blutende Arterie das 40Hertz Surren als innerste Substanz des elektrifizierten Rocks in den Raum pumpte und die Leere und Enttäuschung die ich hinterlassen hatte, umso schmerzhafter deutlicher machte.

Mir wiederum wurde durch die Firmenleitung eröffnet, dass man meine Gedanken über den gesamten Zeitraum hinweg überwacht habe. Ich glaube wohl, ich wäre ein ganz schlauer und hielte sie für ganz blöd. Aber nicht mit uns. Ich konnte nichts sagen, ich war immer noch in Frischhaltefolie gewickelt, Cindy, meine Gitarre dicht an mich gepresst. 

Man versetzte mich wieder in die alte Abteilung, wo ich mich einer riesigen Lagerhalle gegenüber sah, die voll mit Regalen voller Pakete stand, die ich versandfertig zu machen hatte und brach im Angesicht dieser niemals ohne Stapler oder Hubameise zu schaffenden Aufgabe in blaue Tränen aus. Allerdings erinnerte mich in diesem Moment daran, dass ich ja, als ich noch der wahnhaften Idee verfallen war, Musiker zu werden und bevor ich hier den ersten vernünftigen Job meines Lebens anfing, diesen Traum hatte, in dem ich in einer Lagerhalle gigantischen Ausmaßes stand und vor der nicht zu erfüllenden Aufgabe Pakete versandfertig zu machen, weiche Knie bekam und mir wurde klar, dass ich seherische Fähigkeiten besaß.

Ich ging also zu meinem Vorgesetzten, Teamleiter oder wie auch immer das hieß und sagte ihm: "Vorgesetzter, ich werde keine Minute Länger, den deinen mir vorgesetzten haarigen Rücken betrachten, denn ich kann SEHEN."

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