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Christian Lindner mosht bei den Cro-Mags.

Ich kann nicht recht sagen warum und dies ist kein Pro-FDP Geschmachte, aber Christian Lindner, seines Zeichens FDP Vorzeige Dude mit eingebautem Lautstärke-Steigerungs-Pedal, wenn er öffentliche spricht (Am Anfang leise aber recht schnell aufgeschaukelt zu einem anklagenden Schreieston) wirkt auf mich sympathisch und meinem Mund entfuhr mindestens geistig die Aussage, er sei für mich der bestaussehenste Politiker des Landes. Warum? Naja, er hat etwas jungenhaftes, verletzliches an sich, sein Blick etwas treu aber gleichzeitig und das finde ich die interessante Kombination, sieht er sehr müde und beschäftigt aus. Und man beginnt sich zu fragen, was hat Chris nur so müde gemacht? Der ehrgeizige Wahlkampf? Das Ziehen am FDP-Karren, der tief im liberalen Matsch steckt? Oder einfach nur sein hartes Kämpfen für die Wirtschaft. Damit kokettiert er ja. Absurderweise mit so einer Blitzlicht-Schwarzweiss-Fotografie-Kampagne mit scharfen Schatten, wie ich sie sonst aus gänzlich FDP-fernen Kreisen kenne. Absurd deshalb, weil die ganze Aufmachung scheinbar an ein junges bzw. junggebliebenes Wählerklientel gerichtet ist. Ist es soweit, dass jungegebliebene Wähler scharf auf die FDP sind, weil die es ermöglichen will, dass der Mittelstand besser da steht? Also all jene kleinen Unternehmer, die hoffen ihr Produkt oder ihre Dienstleistung gut auf dem Markt aussehen lassen zu können...ich bin wie immer unsicher. Unsicher auch deshalb, weil eben jener Lindsay unangenehm anziehend auf mich wirkt. Nun ja, sein Parteiprogramm finde ich nicht ansprechend, aber ich würde ihm doch zumindest mal durchs Haar und den Stoppelbart fahren und ihn fragen, ob er was braucht. Wasser, ne Umarmung. Im Endeffekt kriegt er mich über die Mitleidsschiene. Bin ich da der einzige? Ich plage mich ja auch generell mit der Wahl herum. Wie wählt man denn am besten? Die Partei, die ermöglicht, die nicht gewünschte Partei vom Thron zu stoßen? Die Partei, die einem mit ihren Prinzipien am sympathischsten ist, aber kaum eine Chance auf Teilnahme an der Regierung hat? Oder wählt man Die Partei, weil die das ganze System ad absurdum stellen? Oder wählt man gar nicht oder ungültig? Letzteres würde ich nur tun in Verbindung mit der Teilnahme oder Erschaffung eines Aufstands...weil: alles blöd finden, aber nichts eigenes Entgegensetzen halte ich für zu einfach. Das ist ja fast dasselbe, wie: Mir ist der ganze Mist egal, Hauptsache für mich ändert sich nichts, bzw. für mich wirds nicht schlechter, als es jetzt im Moment ist. Den Ist-Zustand bewahren scheint sehr erstrebsam zu sein. Ich beobachte es ja an mir selbst: so wie ich grad lebe, ist es okay. OKAY. Und okay bedeutet: das Niveau auf dem ich existiere ist für mich akzeptabel und ich bin froh darüber, denn es könnte ja durchaus schlimmer sein. Es war auch schon mal schlimmer. Aber Richtung besser, da fehlt mir der Antrieb oder ich bin schlicht zu faul oder zu unvisionär. Dies könnte auch ein Phänomen der sogenannten "unsicheren Zeiten" sein. Denn in denen hält man sich ja an gewohntem fest, weil es jederzeit wegbrechen könnte. Und diese Unsicherheit führt zu stillstand. Es ist aber eine spekulative Unsicherheit der "was-wäre-wenn"-Art. Genauso gut, könnte ich ja auch aufbrechen und abbrechen und woanders wieder einbrechen. Kleinkriminalität als Perspektive? Import-Export? Ich probier's mit Musik. Ist so ähnlich, bloß psychisch etwas zermürbender und schlechter bezahlt. Aber hey, mir geht es nicht ums Geld. Manchmal hätte ich gern ein bisschen mehr davon, aber das würde dann auch nur für Konsumgüter drauf gehen, die Ersatzbefriedigung bieten für die Dinge und Menschen, die ich nicht haben kann. Was für ein Gelaber. Letztens wurde mir gesagt, ich sei selbstverliebt, ich höre mich gern reden, ich rede alles tot. Das hat mich getroffen, denn von selbstverliebt kann keine Rede sein. Eher der gute alte Selbsthass regiert in Blut in meinem Körper. Aber Hass ist ja das Gegenteil von Liebe. In dem Fall kann ich also nur widersprechen und damit dieser Aussage recht geben. Denn es gehört ja schon eine gehörige Portion Kraft dazu, sich selbst zu hassen. Höre ich mich gern reden? Definitv nicht. Aber ich rede gerne, weil es mir Spaß macht Gedanken hin und her zu drehen und Sachen zurecht zu spinnen. Ich beanspruche das mal als meine persönliche Freiheit. Und ich hab Bock auf Freiheit und Gedankengespinste. Das geht nämlich fast immer. Auch unter widrigen Bedingungen. Rede ich alles tot? Kann sein. Ich betrachte die Dinge gern von allen Seiten und versuche sie zu verstehen. Wenn das dann etwas länger dauert und recht ausführlich stattfindet, liegt das daran, dass ich nicht der hellste bin. Und deshalb einfach ne Weile brauche. Aber natürlich gibt es Dinge, die sollte man nicht so wichtig nehmen oder auch: man wird sie durch drehen und wenden nicht verstehen können. Aber ich drehe und wende lieber und drehe dabei durch, als dass ich Sachen hinnehme. Denn Freiheit ist kompliziert, weil das Leben komplex ist. Damit werde ich keinen Coolness-Preis gewinnen. Aber ich bin auch nicht Christian Lindner und das finde ich auch gut.


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