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Pandemonia 38 - Heil die Welt

Da muss ich mal überlegen, hatte ich diese Überschrift schon mal? Ich spielte vorhin ein wenig Gitarre, was auch sonst...und stieß dabei auf die Melodie des Michael Jackson Songs "Heal The World" versuchte ihn dann aus dem Kopf zu spielen, spielte dann den Song von Youtube mit und der gesamte Raum war von dieser friedlichen Energie gefüllt. Unglaublich, was Musik bewirken kann. Wenn's kitschig klingt, was ich gerade schreibe, ist mir das egal.

Und dann sah ich gerade noch ein Video in Zusammenhang mit dem Auftritt von Michael '97 in Leipzig. Da trug er eine Maske, wie wir sie jetzt alle tragen sollen...ich finde ja Neu-Kontextualisierung oder Re-Kontextualisierung ziemlich interessant. Gerade bei dem Thema Michael Jackson, der ja durch verschiedene Misshandlungsfälle stark in Ungnade gefallen ist. An dieser Stelle sei nochmal darauf hingewiesen, dass Autor und Werk stets zu trennen sind. Wobei das natürlich bei einem Pop-Star etwas komplizierter wird.

Ich hatte unter diesen "Skandalen" auch zu leiden, denn, wie hier schon öfter, bzw. gestern erst erwähnt, gab es ja Seitens meiner Großeltern und Eltern Versuche mich von MJ zu den Prinzen zu inqusitionieren, falls es dieses Wort gibt. Gestern fiel mir noch ein, dass sie es ja auch mit Prince hätten versuchen können, aber das hatte auch schon meine Grundschulfreundin versucht. Und ich war zu dieser Zeit ein wenig befremdet von Prince exaltierter Sexualität...bei Michael war das ja alles auf eine merkwürdige Weise asexuell...sollte man meinen.

Erwähnte Grundschulfreundin hatte zu einer jährlich stattfindenden Talentshow in der Schul-Aula dann auch gewagte Tanzmoves zu einem Prince-Song einstudiert und wog und schob ihren Körper über das raue Parkett der Bühne. Respekt dafür. Wobei Schüler und Betreuerschaft damals in Aufruhr gerieten, wie ein junges Mädchen, wir sprechen hier von 9 oder 10 Jahren an Alter sich so lasziv bewegen könne und dürfe. In der Rückschau betrachtet ergibt das alles Sinn im Princeschen Sinne.

Ich wiederum habe tatsächlich zu einem Prinzen-Song eine Art Tanz, der aus verschiedenen Beinbewegungen und Sprüngen bestand präsentiert. Es war der Song "Suleiman". Wer es wagt, kann ihn sich mal anhören. Es geht um einen Inselkönig, der den ganzen Tag am Strand liegt. Und irgendwann kommt ein Schiff mit Touristen und er findet das gar nicht gut...In heutigen Zeiten könnte das fast schon als rassistisch eingestuft werden. Aber es war 1997 in Ostdeutschland. Ich stand in der Mitte (nicht auf der Bühne, Volksnähe!) der Aula und sprang und tanzte vor mich hin und an einer Stelle, im Text erklang "Nu, hau ab du, hau ab du ab du" schwang ich meine Arme wie Windmühlenräder umher, die Fäuste geballt.

Ich erinnere mich auch daran, mich nicht wirklich vorbereitet zu haben, außer, dass ich wusste, das ich das mit den Windmühlenarmen machen würde. Die Fußbewegungen entstanden spontan. Heute höre ich heisere Leipziger von der Straße herauf, über irgendetwas klagen, den allumfassenden Satz "Alles gut." (ist das überhaupt ein Satz?) sagen und wenn ich dann zum Fenster gehe, sehe ich das Sonnenlicht auf der Oberfläche des Bieres in den braunen Flaschen in ihren Händen glitzern. Vielleicht sing ich ja demnächst mal "Heal The World".

Frieden (kein Frieden).

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