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Pandemonia 35 - Silberschwarzer Übervater

Am Küchentisch meiner Eltern, da stelle ich mir gerade die Frage, ob sie eigentlich immer noch den alten Tisch haben. Mein Opa, mein Vater, meine Mutter und ich sitzen dort und es gibt eine Art Speck- oder Zwiebelkuchen oder Quiche. Jedenfalls sind nicht mehr viele Stücke da und mein Opa sagt so etwas wie, na dann teilen wir das eben noch auf und steckt meiner Mutter ein halbes Stück des Gebäcks in den Mund und sich selbst den Rest und lacht. Die anderen Lachen mit, etwas gezwungen.

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Ich fahre mit meinen Eltern und meiner Schwester in einem roten Volvo Kombi oder VW Golf Variant in den Urlaub. Es soll nach Italien gehen. Wir fahren die Straße in der wir wohnen entlang und mein Vater macht sich einen Spaß daraus, dass Auto auf Rückwärts auf der falschen Seite zu fahren, um nach circa 200 Metern das Fahrzeug mit einem Drift schleudernd in die richtige Richtung zu drehen. Im Auto wird alles durcheinander gewirbelt, da es sich mehrmals um die eigene Achse dreht. Meine Mutter versucht sich an meinem Vater festzuhalten, er wiederum scheint das alles zu machen, weil er wütend ist. Vielleicht weil er nichts vom Kuchen abbekam?

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Ich liege im Bett in meinem Jungendzimmer und erwache davon, dass mir meine schwarze Katze unter der Decke eine Kralle auf Höhe des Steißes in die Haut hakt. Ich weiß, dass sie das nicht mit böser Absicht macht, sie schläft einfach und fühlt sich wohl. Trotzdem durchfährt mich ein Schmerz und ich weiß, dass jede Bewegung nur dazu führt, dass sie die Kralle tiefer in die Haut hakt, so als ob sie nicht möchte, dass die Angenehme Situation vorbei geht. Ich bitte sie, damit aufzuhören und greife am Ende nach ihrem Kopf und hebe sie am Nacken aus dem Bett. Dabei schaut sie mich empört an. Ich lege sie neben das Bett und halte sie weiterhin fest und versuche sie durch Streicheln zu besänftigen.

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