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Pandemonia 26 - Preispistole/Heilungsstrahl

Handy nicht dabei gehabt, deshalb die Vermutung, dass es sehr früh am Morgen war. Extreme Stille in der Welt außerhalb des Bettes, beim erneuten Schließen der Augen stark fragmentierte Eindrücke.

Ich, in meinem ersten Kinderzimmer, schraube 3 die ganze Längsseite des Raumes ausfüllende dunkelbraune Regalbretter an die Wand. Das obereste und das unterste stehen weiter heraus als das mittlere und die Löcher, in denen die Schrauben versenkt sind, versprechen typisch Altbau nicht gerade hohe Tragkraft durch hohe Ausfransung. An der Fensterseite beginne ich in das obereste Regal eine Sammlung von National Geographic Heften zu stellen, die sich aber als gelbe Spiegel-Sondereditionen entpuppen, die sich mit Geschichte befassen. Daneben eine grüne Reihe von fest eingebundenen Büchern über die Geschichte Europas. Ich habe diese noch nicht gelesen, lediglich günstig bei Ebay erworben, um sie einer späteren zu diesem Zeitpunkt noch nicht fassbaren Verwendung zuzuführen. Die Bücher und Hefte wollen nicht recht stehen bleiben.

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Eine Küche, die gemeinschaftlich genutzt wird mit einem langen Holztisch und einer Bank an der Wand. Warmes Licht von einer einzelnen Deckenlampe, die Wände sind leicht gelblich. Ich sitze auf einem Stuhl gegenüber der Wand und schreibe etwas auf einer Art Tablet, es kommen ein Mann und eine Frau herein. Ich höre den Mann bereits von draußen lautstark Beschwerden von sich geben. Nach dem er die Küche betrat, er hat ein gewöhnliches Gesicht, hellen Teint und sein Haar ist Aschblond/Hellbraun und zu einer simplen Föhnfrisur geformt, setzt er sich auf die Bank und zieht an der Stromversorgung meines Tablets, die unter dem Tisch in eine Steckdose in die Wands führt, so dass das Tablet unter meinen tippenden Händen über den Tisch gezogen wird und nach unten fällt. Ich frage ihn, mit Bedacht darauf höflich und mit so wenig Empörung wie möglich in der Stimme, warum er das gemacht hat.

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Ich bin in einer Sicherheitszentrale des Leipziger Zoos an einem Funkgerät. Und halte Kontakt zu dem den Zoo bewachenden Sicherheitspersonal. Dabei versuche ich darauf zu achten, die Verständlichkeit meiner Stimme so gut wie möglich zu gestalten, in dem ich nicht zu nah in das Mikrofon spreche. Ich frage die einzelnen Männer, ob es Auffälligkeiten gibt und bekomme die Antwort, dass alles ruhig ist. Dann aber bekomme ich von einem anderen Mitarbeiter, der sich mit mir im Raum befindet, die Mitteilung das auf der Bühne beim Elefantenhaus irgendjemand auf dem Drum-Riser rumspringt. Ich spreche diese Information deutlich in das Funkgerät, halte extra Abstand zwischen meinem Mund und dem Gerät und schicke zwei Sicherheitsleute dort hin.

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