Direkt zum Hauptbereich

Pandemonia 34 - Verblühte Schatten

Eigentlich soll das hier am 20.4. enden. Könnt ihr euch ausmalen - ich habe gestern vergessen zu pandemonieren. Nun denn, sind dies die ersten Erscheinungen der Ausschleichung dieses Programms? Als ich begann, ärgerte ich mich gleich am zweiten Tag darüber, was ich mir da aufgehalst habe, denn täglich etwas von sich zu geben erscheint als Pflicht. Dann ging ich dazu über Träume zu notieren, wahrheitsgemäß jene, die mich in der Nacht holten. Im Verlauf der Zeit, der 34 Tage, bemerkte ich, dass sie nicht ausbleiben, aber an manchem Morgen so flüchtig sind, dass selbst mit großer Anstrengung ein Griff nach ihnen ins Leere langt. Ich sagte es schon öfter: Was bleibt ist eine Ahnung, ein Bild. Letzte Nacht war es ein Filmdreh in einem Wald. Genauer in den Bäumen. Dort lebte ein Mädchen mit ihrer grau melierten Katze. Meine Rolle kann ich nicht genau definieren, sah mich aber, wie ich in diesem dichten, mit hochbestandenen Laubbäumen gesäumten Wald einen ebensolchen besonders hohen katzengleich erkletterte. Das Sonnenlicht fiel durch die Blätter, der Boden war sehr trocken. Beim Erklettern dieses Baumes sah ich von oben das Mädchen und die Katze, als plötzlich ein anderer sehr hoher Baum brach und mit großem Getöse an mir vorbei nach unten rauschte. Die Erschütterung war gewaltig und ich rief dem Mädchen zu, es solle sich aus der Fallbahn bewegen, was es auch schaffte, selbst die Katze, kurz durch die Luft geschleudert, hielt sich mit einer Kralle, das Vorderbein ungesund verrenkt am Stumpf eines abgesägten Astes fest. Als der tote Baum am Boden zur Ruhe kam und der Staub sich legte, sah ich die Katze, die tief atmend auf dem sie rettenden Stumpf lag. Plötzlich schien sie sich zu entspannen. Und starb vor Erschöpfung und Verrenkung. Ich erinnere mich auch noch an eine Bedrohung, die in Zusammenhang mit einer grünen Gemüsekiste und einem Chef stand...aber hier verschwimmt es. Das Eingangs erwähnte Vergessen der gestrigen Eintragung macht mir heute noch einmal eine Erkenntnis bewusst, die in Zusammenhang mit der sich aus den äußeren Umständen ergebenden Einkehr ergibt. Ich kann mich nur auf eine Sache konzentrieren und dadurch, dass gerade sehr viele Dinge wegfallen, ist mir das auch viel einfacher möglich. Und wenn dann doch einmal mehrere Dinge aufeinandertreffen, entfallen eine oder mehrere. Ich werde mich zukünfitg darum bemühen, die Priorität der Eintragungen nach oben zu setzen. Auf der Liste, die es nicht wirklich gibt. Denn ich weiß, was mir wichtig ist. Wirkich? Wir werden sehen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

#412 Atemschrei

Seit 10 Jahren kehrte er das Treppenhaus eines Buchlagers. Ein alter Plattenbau mit Stufen aus glattem Beton und definierten Winkeln und Kanten. Nicht wie die ausgetretenen Holzstufen im Nebengebäude der Tierpathologie, in der er vorher angestellt war. Den Dreck dort aus den Rissen und Fugen herauszubekommen, dauerte Stunden. Aber hier auf dem Beton fühlte es sich an wie ein Tanz, wenn er den Besen in sanften Wellen über den Boden schwang. Auf dem Weg dort hin und zurück kam er jeden Tag an einem kleinen Geschäft vorbei. Lange Zeit war es ein Imbiss, betrieben von einer Frau und einem Mann, die Filterkaffee, Cola in Dosen und zwei Sorten Flaschenbier verkauften. Dazu ganz akzeptable Pommes aus einer in die Jahre gekommen kleinen Fritteuse.  Als er sich entschloss, mit den beiden einmal mehr Worte zu wechseln, als "Eine Cola, bitte."   - "1,20" und "Stimmt so." teilte ihm die Frau mit, dass sie in zwei Wochen endgültig schließen - Rente. Beide hatten bis z...

#411 Lachwald

Die nassen Blätter der Bäume im Wald hängen tief, so tief, dass sich Silvio entscheidet, den Arm zu strecken und sie zu berühren. Eine Entscheidung bewusst treffen, sie in Signale umwandeln, die den Körper eine Handlung vollziehen lassen, geben ihm das Gefühl ein wenig Kontrolle über sein Leben zu haben. Er sieht den Menschen, die ihm entgegenkommen ins Gesicht. Er lächelt sie an. Irgendwann hat er damit aus einer Laune heraus angefangen und jetzt wird er diese Gewohnheit nicht mehr los. Früher, war er dafür bekannt, finster drein zu blicken. Wie oft sagten die Menschen zu ihm: "Lach doch mal." Aber es ist ja klar, dass "Lach doch mal" - das letzte ist, was einen dazu bringt, zu lachen, also wirklich zu lachen oder zu lächeln und nicht nur die Mundwinkel nach oben zu ziehen, bis die Zähne zu sehen sind und man aussieht wie ein perverser Clown.  Eigentlich, und daran erinnert sich Silvio immer wenn er lächelt, ist lachen nur ein evolutionäres Überbleibsel einer Verte...

#410 Bibelfliege

Steve sitzt an seinem Küchentisch. Der Tisch ist aus einem hellen Holz gefertigt, er hatte ihn gebraucht gekauft, einige dunkle Verfärbungen, dort wo schon vor ihm jahrelang Menschen ihre Arme abgelegt hatten. Erst beim Essen und später auch die Köpfe nach langen Trinknächten. Da sind auch Kerben, wo rohes Fleisch und Zwiebeln direkt auf dem Holz geschnitten wurden. Vielleicht sogar, so denkt er sich, hat auf diesem Tisch mal jemand Buchstaben aus einer Zeitung für einen Erpresserbrief mit dem Teppichmesser ausgeschnitten und dabei kleine Kerben hinterlassen.  Er fährt mit seiner Hand über den Tisch. Hinter ihm fällt flaches Sonnenlicht durch das Fenster. Die Blätter der beiden Bäume auf dem Hof verlieren langsam ihr Grün, aber der Wind ist noch nicht stark genug, sie von den Ästen zu reißen. Neben dem Tisch hängt ein Schrank, der zu der ebenfalls gebrauchten Einbauküche gehört, die Steve einer Frau abgekauft hat, die aus ihrer Stadtwohnung aufs Land zog. "Aus gesundheitlichen Gr...