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Vom Wahn zukünftige Hitlers zu massakrieren/Music - is a biutiful ting

Hallo-Höllchen-Hallöchen, 

checkt diesen Track von Anna SchuSchu aus, bzw lasst ihn, wie immer, bei den Tracks die ich hier poste als Hintergrundmusik laufen:



So wurde mir also mitgeteilt, dass Leute aus Halle nach Lesbos gefahren sind, sich als Journalisten ausgeben und damit drohen, den Migranten das selbe anzutun, wie beim Massaker von Kalvitra im zweiten Weltkrieg. Und ich dachte, da muss ich jetzt hinfahren und die platt machen. Und dann: warum bin ich nicht schon längst in Halle da hin gegangen und habe eine Bombe gezündet?

Die Antwort schicke ich gleich hinterher: Ich mache es nicht, weil diese Menschen genau das wollen. Sie wollen mich gegen sich aufbringen. Damit sich alles spaltet. Und alle sich gegenseitig kaputt machen. Und dann sind sie am längeren Hebel, weil sie vorbereitet sind. Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Vorbereitung allein noch nicht Erfolg verspricht. 

Das kenne ich vom Proben von Songs mit mir allein und dann in Kontext mit anderen. Da würde ich mich also nicht auf meine Kampfausbildung und Montur verlassen. Wobei ersteres natürlich schon einen strategischen Vorteil mit sich bringt, zumindest wenn man sich als Gegner jemanden aussucht der gerade traumatisiert aus einem Kriegsgebiet geflüchtet ist. 

Ich hatte das ja schon mal bei meinen Worten über den antisemitschen Attentäter aus dem Mansfelder Land in Halle erwähnt. Es einfach nur schwach und unfair mit Waffen gegen Menschen zu agieren, die unbewaffnet sind. Das widerspricht doch auch total einem Bild von Ehre und Männichkeit, das diese Menschen verbreiten wollen.

Oder glauben sie wirklich daran, sich selbst gegen Migranten verteidigen zu müssen? 

Mir geht es die meiste Zeit so, dass ich das nicht glauben kann. Also das sie Angst DAVOR haben. Angst schon. Aber vor Migranten? Da steckt doch was anderes dahinter. Vielleicht die Angst, dass sie am Ende Freunde werden könnten, etwas lernen könnten und erkennen, dass ihr Weltbild ziemlich beschränkt und unmenschlich ist.

Am Ende blieb mir, als ich heute morgen aufwachte (im Traum wurde ich von einem Windhund angefallen) die Wahnhafte Vorstellung im Kopf kleben, dass ich einen zukünftigen Hitler verhindern muss, in dem ich jugendliche Indentitäre aus dem Weg räume. Aber, siehe oben, das sind die Gedanken der Gewalt, die sie hören wollen. Und ich Ende an dieser Stelle damit. 

Obwohl, einer geht noch. 

Als rechte Populisten letztens mal wieder behaupteten, sie wollen nicht mit dem Nazi-Regime verglichen werden, ging mir ein Licht auf: Sie wollen das nicht, weil sie nie die Konsequenz und Radikalität des Dritten Reiches erreichen werden und das insgeheim wissen und frustriert sind. 
Ungefähr so, wie wenn ein Musiker einer erfolgreichen Band ein Solo-Album droppt und darum bittet, es auf keinen Fall mit dem Werk seiner früheren Band zu vergleichen. 

Womit wir auch bei dem Thema sind, von dem ich behaupten kann, ich bin damit so vertraut, wie einen Toast in den Toaster zu schieben (Toast mit Mandel-Nougat-Creme: der Burner!). Denn, nachdem ich jetzt endlich mal Mac Miller gehört habe und das gar nicht so schlecht fand, (ich fand es sogar richtig gut) hörte ich ihn folgenden Satz sagen: Music - it's a beautiful thing. 

Einschubfrage völkischen Zweifels an mich selbst: Höre ich viele aktuelle Sachen evtl. verzögert, weil ich dem gleichen Mechanismus wie die Rechten erliege, alles andere, neue als Bedrohung meiner eigenen Position anzusehen?

Und ja, Musik ist erstmal schön und als ich mich gestern darin erging, nach Lesbos zu fahren und das dann verwarf, wurde mir klar, dass mein Job ist, hier zu sein und Musik zu machen. Als Privileg des westlichen Menschen, der in Sicherheit und ohne Hunger aufgewachsen ist. 

Vielleicht wird das neue Album politischer als ich dachte, interessanterweise rutschen die Themen über die T und ich in den Texten nachdenken immer näher an die Realität ran, werden teilweise sogar von ihr überholt. Obwohl wir lange dachten, wir spitzen Dinge extrem zu und übertreiben. 

Die Realität belehrt uns eines besseren. Ich werde trotzdem niemals aufhören.

Denn wie sagte schon KC: I can only sing and fuck.

Ja, das hat er wirklich gesagt.

Viele Grüße TV

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