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Pandemonia 11 - Dunkle Stille dräuend

Ein Park in der Mitte eines Quarees von Bürger bzw. Villenhäusern der Jahrhundertwende. Erinnert an Halle/Saale. Die Sonne scheint, die Platanen stehen im vollen Saft. Ich wandele dort mit einer Gruppe von ca. 6 Menschen, die sich zu Teilen aus mir bekannten und teils unbekannten Personen zusammen setzt.

Die Gespräche thematisieren die außerirdische Bedrohung, von der überall die Rede ist. Alle sind verunsichert, denn keiner stellte bisher eine Veränderung geschweige denn Bedrohung seines Lebens fest. Plötzlich jedoch zieht ein Unwetter auf. Der Himmel verfärbt sich unwirklich. Kontrastreich stehen extrem dunkle Wolken sehr hellen, nahezu horizontal verlaufenden Sonnenstrahlen entgegen, die alle konturen unnatürlich scharf und definiert erscheinen lassen. Ein starker Wind zieht auf und die Bäume um uns herum beginnen bedrohlich zu wanken.

Ich schlage allen vor in einem der Häuser Zuflucht zu suchen. Ich scheine der Besitzer oder mindestens Mieter zu sein. Es ist dreistöckig und etwas kleiner als die Häuser daneben, dafür von sehr hellem Erscheinungsbild mit Fenstern im Jugendstil. Die anderen der Gruppe verneinen meine Idee und wollen unter den Platanen bleiben und den Sturm aussitzen, den sie nicht als Beginn des Angriffs der außerirdischen Macht erkennen wollen. Es regnet nicht, der Sturm wird immer heftiger. Ich schaue in die Bäume und rechne damit, jeden Moment von einem herunterbrechenden Ast erschlagen zu werden.

Dann klart der Himmel von einem Moment zum nächsten auf und große weiße Quellwolken erscheinen majestätisch im Sonnenlicht begleitet von wohlklingenden Streicher-Akkorden mit Posaunenstößen. Drei Regenbögen sind zu sehen.

In diesem Moment wachte ich auf und fühlte extreme Bedrängung. Sowohl im Raum, als auch im Haus und auf der Straße war es extrem ruhig und dunkel, doch in dieser Ruhe schwang eine extreme Bedrohung mit, die mich beinahe hätte schreien lassen. Da ich mich bewegen konnte, schloss ich eine Schlafparalyse aus.

Ich erwog aufzustehen und das Fenster zu öffnen, doch blieb liegen, da ich wie immer unsicher war. Die Chancen standen in der Situation 50/50. Entweder die Bedrohung ist schon im Raum und ergreift mich, wenn ich das Bett verlasse, um sie durchs Fenster nach draußen zu schicken oder sie lauert vor dem Fenster und kommt durch das Öffnen erst herein.

Anstrengende 15 Minuten der Anspannung und Stille die nur durch den langgezogenen Ton eines Güterzugsignalhorns in der Ferne unterbrochen wurde, bevor ich in einen traumlosen Schlaf zurück fiel.

Der nächste Morgen dann, als ob er mich und meine Nachtgedanken verhöhnen wolle,  mit einem blauen Himmel, den üblichen Geräuschen und frischer Luft.

*

Pea Münnich hat ein Feature über alltägliche Gefühle und Gedanken im Umgang mit der Krise gemacht, bei dem ein Text von mir eingebunden ist. Ihr findet das Feature hier.

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