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Pandemonia 70 - Ratatamtram

Vor dem Einschlafen umwehte mich folgender Satz: "Die Züge waren immer voll - doch nie stieg jemand aus." Und sofort dachte ich an Deutschland und darauf folgend hatte ich eine Deportationsassoziation. Im Traum dann ging ich mit einem leeren Einkaufswagen eine Straße entlang. Mein Ziel war nicht ganz klar, nur dass es zu Fuß lange dauern würde, es zu erreichen. Ich traf auf einen jungen Mann, der ein Straßenbahnkontrolleur war, erkennbar an seiner Umhängetasche mit dem Scanner/Drucker zum Ausstellen der Bußgelder. Er sagte, die Bahn komme gleich und er würde mich so mitfahren lassen oder für einen Euro aber nicht mit dem Einkaufswagen. Die Straßenbahn fuhr schon in den Haltstellenbereich ein und ich suchte panisch nach einem Supermarkt an dem ich den Wagen abgeben und den Euro aus dem Wagenschloss holen kann. Ich sah einen Netto-Markt und rannte mit dem Wagen dorthin, rammte ihn in die anderen hinein, fummelte den Schließmechanismus ineinander und rannte zurück zur Bahn, die schon anfuhr und die Signale des Türschließens von sich gab. Ich sprang und hielt mich mit den Fingern an der kleinen Metalleiste fest, die sich über der letzten Stufe des Einstiegs befindet. Es war eine alte Bahn, sogenannter Tatrawagen, mit hohem Einstiege. Ich versuchte mich mit meinen Armen nach oben zu ziehen, während meine Beine kurz über dem Boden hin und her wackelten. Ich hatte große Angst mit den Beinen unter die Räder zu kommen und verstand nicht, warum es mich so unglaublich viel Kraft kostete mich in die Bahn zu ziehen. Ein alter Mann reichte mir seine Hand und ich gelangte mit letzter Kraft ins Innere der Bahn. Der Kontrolleur war nicht zu sehen.

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Eine Ansammlung vor meinem Elternhaus, unter ihnen T aus Übersee, der mir sagte, das Haus sei voll. Ich ging in die oberste Etage, wo die Wohnung meiner Eltern lag und betrat mein Zimmer. Es war voller fremder Menschen unter ihnen auch die Frau von T aus Übersee. Ich verkündete laut und mit einem Anflug von Selbstbewusstsein, dass ich Timm, der Bewohner dieses Zimmers und Künstler nun zurückgekehrt sei und meine Arbeit fortsetzen wolle. Ich bat die Leute den Raum zu verlassen, was sie auch nach und nach taten.

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Während einer Zombieapokalypse fahre ich mit einer Gruppe anderer Menschen in einem VW Bus durch die Gegend, wir sehen viele Zombiegruppen, die andere Menschen töten und fressen. Wir entdecken einen Baumarkt und betreten ihn, teils auf der Suche nach verwendbaren Materialien für den Überlebenskampf, teils aus Zeitvertreib und der Suche nach Abwechslung. In den langen Gängen verliere ich den Rest der Gruppe und bleibe allein zurück auf einer sehr großen Wiese vor dem Baumarkt. Im Dunkeln sehe ich die Scheinwerferkegel verschiedener Fahrzeuge über die Wiese ziehen, am Himmel einen Satellit, von dem ich mich frage, ob er immer noch sendet. Zwischen den Lichtkegeln glaube ich den Bus meiner Gruppe im Dunkeln zu erkennen und laufe darauf zu.

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