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Pandemonia 64 - Wege in die Oberwelt

Tatsächlich heute noch vergrummelter als gestern. Ein halbherziger Versuch durch duschen auch eine Art innere Reinigung von den schlechten Gedanken vorzunehmen scheiterte. Ich bin sehr überrascht davon, das zurückliegende Erlebnisse doch noch so sehr zu erschüttern vermögen. Hätte ich nicht gedacht, nein nein. Der Trick besteht wohl darin, diesen Erschütterungen nicht nachzugeben und mit leicht gebreitetem Schritt über den rissigen Boden des Selbst zu wanken. Das versuche ich gerade. Links und rechts spotten fiese Gestalten, die aussehen wie lebendige Protestschilder und sagen: "Alles was du tust, ist nur eine Fassade. Denn tief innen leidest du einfach nur an Verlustangst und gebrochenem Herz. Und wir sehen, wie dein Haus gebaut ist. Lassen wir einmal die Erde erzittern, ziehen sich Risse durch alle Wände und zeigen wie du wirklich bist -  brüchig." Runtergebrochen lässt es sich auch so sagen: Es gibt diese Tage zwischen Tagen ohne Ende, an denen ich mich frage, worum es mir eigentlich geht und was mich ausmacht. Da stehen sich dann auf einmal die Dinge, die ich so vor mich hin erschaffe und die eine Welt bilden, den Erfahrungen und Erinnerungen aus der Vergangenheit gegenüber und messen sich miteinander. Und ich zweifle, auf welche Seite ich gehöre.

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