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Pandemonia 87 - Sumpfblau

Ich war in der Stadt Halle im Bereich eines zentralen Verkehrsknotens in der Nähe des Bahnhofs wo Autos in einem Netz aus Straßen und Hochstraßen ihre Fahrtrichtung wählen können. In der Mitte befand sich eine Aufschüttung die mit ödem, den Abgasen ausgesetzem Gras überwachsen war. Ich konnte auf meinem Fahrrad unter und über den Fahrwegen hindurch und sah mal Autos von oben und dann von unten. Ich bewegte mich auf die Grasfläche in der Mitte zu. Dort traf ich einen Schulfreund und wir erklommen die Aufschüttung, die sich als Gebäude, das halb unter und überirdisch konstruiert war herausstellte. Aus der Nähe war es viel höher, als erwartet und wir kletterten an einer Kante aus der einige verwitterte Backsteine herausragten bis auf die obere Eben. Wir konnten den gesamten Verkehrsknoten überblicken und fragten uns, wer hier wohl wohnen oder welche Institution hier ihren Sitz hätte. Es gab auch einen Eingang in eine Vorhalle, bzw. eine überdachte Parkfläche. Am Ende im Halbdunkel war eine Holztür, deren Farbe abgeblättert und deren Scheibe schmutzig war. Daneben an der Wand stand ein altes Schild. Darauf: "Vermietung. Aber nicht denken, man könne hier wenig bezahlen, weil es sowieso keinen interessiert. Ganz normaler Innenstadt Quadratmeterpreis." Neben der Tür war auch drei sehr alte Klingeln nebst Schildern zu sehen, aber die Namen nicht mehr zu erkennen. Auf der anderen Seite der Halle gab es eine Empore von der ich aus in ein Fenster schauen konnte. Dahinter war gelbliches Licht, durch die Verschmutzung war aber nichts zu erkennen. Mein Schulfreund und ich beschlossen, nachdem wir noch ein paar Steine herumgekickt haben, weiter zu ziehen.

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