Es ist so warm, dass ich die ganze Nacht ohne Decke oder genauer auf meiner Decke liege. Mein Körper strömt die Wärme aus und ich träume erstaunlich wenig. Als ich gegen 5Uhr vom krachenden Gesang einer Krähe und der rasselnden Antwort einer Elster, die fast klingt, wie eine Klapperschlange, erwache spüre ich langsam etwas Abkühlung - bleibe aber trotzdem auf der Decke liegen. Ich schlafe nochmals ein und als ich wieder zu mir komme, liege ich plötzlich doch unter der Decke. Sollte ich mich selbst zugedeckt haben, habe ich davon nichts mitbekommen. Leichte Beunruhigung und ein Überwachungskameravideo entsteht in meinem Kopf: Ich auf der Decke, ruhig atmend mit geschlossenen Augen, dann fange ich ganz langsam an zu schweben, werde ungefähr einen Meter in die Luft gehoben und verweile dort für fünf Minuten ohne etwas davon mitzubekommen. Dann wird die Bettdecke zum Fußende gezogen, ich sinke ebenso langsam wieder zurück auf die Matratze und die Decke erhebt sich immer noch auf Höhe des Fußendes senkrecht in die Luft, steht dort, erzittert kurz und kippt dann in einer langsamen Bewegung nach vorn und bedeckt mich vollständig. Als Kind erwachte ich in solchen Momenten und fühlte die Decke schwer wie eine Gehwegplatte aus Beton auf mir liegen, dachte ich könne nicht mehr atmen. Manchmal fiel ich auch in einem Traum aus großer Höhe auf den Boden, welcher die Decke war, die sich dann ebenfalls wie Beton anfühlte. Es liegt nahe, dass ich schon damals levitiert wurde. Und vielleicht sind alle Träume in denen wir fliegen oder fallen nicht etwa eine Verarbeitung des Drangs nach Freiheit, Überblick und die plötzliche Angst im Fall. Vielleicht schweben wir alle öfter in unseren Betten als wir glauben. Und das Geschrei der Vögel ist gar kein Schabernack, sondern eigentlich ein Warnruf, die Fenster zu schließen, durch die die Wesen, die uns schweben lassen, in die Wohnungen gelangen. Und ich verweile in diesem Gedanken, wundere mich, wer mich gerade zugedeckt hat, rolle mich seitlich in die Decke und mache die Augen ganz schnell wieder zu.
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