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Das gebrochene A zum Einhundertsten

So denn,

mein A geht nicht.
Hab ich schon erzählt, oder?
Das A auf der Tastatur meines Rechners.
Jetzt, wo ich schreibe, geht es auf einmal wieder.
Witzig witzig.
#IHML


Den Song habe ich im Discman gehört, als ich mit 14 mal im Krankenhaus lag.
Das war am Tag der letzten totalen Sonnenfinsternis. 

Ich hatte am Tag davor noch beim Radio angerufen, weil die Leute mit irgendwas belohnen wollten, die sich aus irgend einem Grund nicht die Sonnenfinsternis ansehen könnten. Ich kam durch und proklamierte der Telefonistin von Radio Sputnik, dass ich mich einer Operation unterziehen müsse und dachte damit richtig weit vorn zu sein. Denn Mitleid erregen, dass ist doch genau mein Ding, meine Einflugschneise, mein Flugkorridor. Buäh! 

Sie bedankte sich. Ich bekam nicht den Belohnungszuschlag (Sputnik Badetuch oder Kaffeebecher). Sondern eine Krankenschwester, die auf der Intensivstation arbeitete. "Was zum Fick?", dachte ich. Haben die keine Fenster da? Ich wäre zum Zeitpunkt der TSF narkotisiert gewesen auf einem Operationstisch liegend. Und damit wahrlich nicht in der Lage die TSF zu sehen.

Ein paar Jahre später, sass ich dann bei selbigem Radio Sputnik im Studio und unterzog mich einer peinlichen Befragung zu meiner Band und meiner Musik. Zum Beispiel: "Was bestellt ihr euch am liebsten zu Essen in den Proberaum?" "Wir haben kein Geld für Lieferservice." war meine (ehrliche) Antwort.

Inzwischen habe ich mein Existenzniveau so geschraubt, dass ich mir Lieferservice leisten kann. Ich bewege mich aber öfter zu den Bistros und Imbissen meiner Gegend, als dass ich die Wählscheibe meines Telefons betätige. Gestern zum Beispiel habe ich die beste syrische Halloumi-Pita meines Lebens gegessen. Wow! Ebenfalls Wow-mässig war das Gefühl nach einem gut absolvierten Konzert am Wochenende auf der Ranch. Wieviel Kraft und Freude das in die alten Knochen zurückpumpt. Faszinierend.

Zwischenfrage: gibt es eigentlich eine Wählscheiben-App bzw. ein Mod für das Iphone. Würde ich vielleicht laden.

Ich liefer' mich selbst auch gern mal nach Hamburg, um mich in Musik und Menschlichkeit unterrichten zu lassen. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Meine neueste Erkenntnis diesbezüglich ist: Wenn es brenzlig wird, ziehe ich es vor zu verschwinden. Brenzlig auch und vor allem im Sinne von: Wenn es zu den Momenten kommt, das Feuer (wegen brenzlig, nicht wahr?) zu überwinden, darüber zu springen in gute, in neue Momente und Verhältnisse zu Menschen. Für die Menschen. Ich lecke schon so lang am Stein der Erkenntnis. Aber verbessert das den Geschmack des Lebens?

Go, Johnny, go.

Brenzlig starrte ich auch in die letzte partiale Sonnenfinsternis vor nicht allzu langer Zeit. Ohne Sonnenbrille (Selbstrespektlosigkeit ist die Schwester vom Mitleid). Ich konnte was sehen. Wie lang genau das her ist, weiß ich gar nicht mehr. Auf jeden Fall mehr als 100 Wochen. Oder doch nicht? Ich schreibe von 100 Wochen, weil das hier der hundertste Blogeintrag ist. 

Ja, das ist er.
Jede Woche ein Hackbrötchen in den Schlund des Netz-Tieres.
Mit und ohne A's.
Jetzt geht das freche Ding wieder.
Evtl. liegt es daran, dass ich es benutze.
Was lerne ich daraus: 

Wenn etwas nicht funktioniert: meide es nicht, sondern hack extra viel darauf und daran rum.

Und nun?

Venom:


TV.

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