Direkt zum Hauptbereich

Patrick Wagner: Scheitern als Scheitern



YOYO, oder besser: YOLL. Das steht für "you only live low". Aber was solls, jammern kann ich schon so gut, also sollte ich was neues lernen. Ich war am Freitag bei Mountain Witch und freute mich über die, auch an mir in Form dieser famosen Band, nicht vorbeirauschende Vintagerock-Welle. Ich sass auf der Heizung am Fenster im Conne Island Café, wo die Band spielte. Über mir stapelten sich Spray-Dosen und tatsächlich löste die Bassmacht der Band eine der Kannen aus dem Stapel, worauf diese dann auf meinen Kopf knallte. Ich dachte natürlich im ersten Moment: Jemand hat mich mit ner Flasche beworfen. Dann: Wieso? Dann erkannte ich die Schicksalsdosen über mir. Es war ein super Konzert mit jeder Menge punktierter Achtel-Beats, siehe Link. Als Zugabe gabs Black Night von Purple. 

Zusammenhängenderweise spielte ich eben jenes Markante Riff aus diesem Song in meiner Schreibklause. Lag wohl daran, dass ich auch gerade an nem Song mit so nem Rhythmus schreibe. Allerdings ist das bei mir nicht so Stoner-Mässig. Der Song heisst "Tote Auf Urlaub" und handelt von Erlebnissen und Engels/Vampirsichtungen in der Plagwitz-Hood. Da gabs ja auch jede Menge Aufruhr wegen so nem New York Artikel, den ihr euch selber raussuchen könnt. Ein aufgeregter Berlin-Freund meinte am Telefon zu mir: jetzt gehen alle Reichen nach Leipzig und machen dort alles kaputt. Schön wär's. Am Ende finde ich mich noch in einem Mob aus Lokalpatrioten wieder. Wirklich aufrichtig muss ich aber zugeben: Ich spüre tatsächlich so ne Art von Verbundenheit mit Plagwitz. Es widerstrebt mir natürlich noch. Bin ich doch bisher der festen Überzeugung gewesen, dass sowohl die Party als auch die Wohnung in meinem Kopf ihren besten und günstigsten Platz finden und es nahezu egal ist WO ich im echten Leben bin. Scheinbar ändert sich das mit der Alterszunahme. Alt hab ich mich aber auch schon mit 17 gefühlt. Jammer Jammer. Ossi Ossi.

Patrick Wagner, ein von mir sehr verehrter Mann schreibt an einem Buch über das Scheitern als Scheitern, so proklamiert es zumindest dieser Spiegel Artikel. Ihr seht, ich habe die Link Funktion entdeckt. Bzw könnt ihr es nur sehen, wenn ihr die verlinkten Worte entdeckt. Ach egal, ich sag sie euch: Mountain Witch, Spiegel Artikel, Republik und (…) und im zweiten Absatz hat sich auch noch eins versteckt, wer kolossale Dead School Hamburg Bands kennt, könnte leicht drauf kommen.

Die bereits erschienenen Bücher eines anderen berühmten Mannes namens Arnold Schwarzenegger las, bzw. lese ich gerade. Es sind Biografien die vor Selbstüberzeugung, Disziplin und Schmerz strotzen und tropfen. Seine komplette Lebensbiografie heisst "Total Recall". Und tatsächlich musste ich nur 12 Seiten Kindheitserinnerung warten, bis mir der gnadenlos erfolgsorientierte Siegerton aus seiner früheren Biografie (geht nur bis Terminator 1 glaub ich) entgegenschlug. 

Dank gilt Markus, der mir diese Bücher lieh und dessen Band (…) in Leipzig und Dresden die "33 Jahre Republik Der Heiserkeit Konzerte" mit bestreiten wird. Die Proben dafür laufen gut. Ich hatte sogar probiert so ne Art Hardcore Nummer aus nem ganz alten 206 Lied zu machen, das lief aber darauf hinaus, das mir Hardcore noch mehr Technik-Respekt und Liebe für Half-Time Parts entlockte und es dann gelassen wurde. Mit anderen Worten: Nicht Hinbekommen. Abgesehen davon wirkte es Zirkusmässig nach den Republik Der Heiserkeit Songs. Ach ja. Am 7.Oktober spiel ich vor Radikal Satan im Handstand und Moral. Jetzt muss ich los. Timm.

Kommentare

  1. "Mit anderen Worten: Nicht Hinbekommen."
    Ich persönlich warte ja immer noch auf eine Neuauflage von Botox Party...

    AntwortenLöschen
  2. und gegen 77a wäre auch nichts einzuwenden

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

#412 Atemschrei

Seit 10 Jahren kehrte er das Treppenhaus eines Buchlagers. Ein alter Plattenbau mit Stufen aus glattem Beton und definierten Winkeln und Kanten. Nicht wie die ausgetretenen Holzstufen im Nebengebäude der Tierpathologie, in der er vorher angestellt war. Den Dreck dort aus den Rissen und Fugen herauszubekommen, dauerte Stunden. Aber hier auf dem Beton fühlte es sich an wie ein Tanz, wenn er den Besen in sanften Wellen über den Boden schwang. Auf dem Weg dort hin und zurück kam er jeden Tag an einem kleinen Geschäft vorbei. Lange Zeit war es ein Imbiss, betrieben von einer Frau und einem Mann, die Filterkaffee, Cola in Dosen und zwei Sorten Flaschenbier verkauften. Dazu ganz akzeptable Pommes aus einer in die Jahre gekommen kleinen Fritteuse.  Als er sich entschloss, mit den beiden einmal mehr Worte zu wechseln, als "Eine Cola, bitte."   - "1,20" und "Stimmt so." teilte ihm die Frau mit, dass sie in zwei Wochen endgültig schließen - Rente. Beide hatten bis z...

#411 Lachwald

Die nassen Blätter der Bäume im Wald hängen tief, so tief, dass sich Silvio entscheidet, den Arm zu strecken und sie zu berühren. Eine Entscheidung bewusst treffen, sie in Signale umwandeln, die den Körper eine Handlung vollziehen lassen, geben ihm das Gefühl ein wenig Kontrolle über sein Leben zu haben. Er sieht den Menschen, die ihm entgegenkommen ins Gesicht. Er lächelt sie an. Irgendwann hat er damit aus einer Laune heraus angefangen und jetzt wird er diese Gewohnheit nicht mehr los. Früher, war er dafür bekannt, finster drein zu blicken. Wie oft sagten die Menschen zu ihm: "Lach doch mal." Aber es ist ja klar, dass "Lach doch mal" - das letzte ist, was einen dazu bringt, zu lachen, also wirklich zu lachen oder zu lächeln und nicht nur die Mundwinkel nach oben zu ziehen, bis die Zähne zu sehen sind und man aussieht wie ein perverser Clown.  Eigentlich, und daran erinnert sich Silvio immer wenn er lächelt, ist lachen nur ein evolutionäres Überbleibsel einer Verte...

#410 Bibelfliege

Steve sitzt an seinem Küchentisch. Der Tisch ist aus einem hellen Holz gefertigt, er hatte ihn gebraucht gekauft, einige dunkle Verfärbungen, dort wo schon vor ihm jahrelang Menschen ihre Arme abgelegt hatten. Erst beim Essen und später auch die Köpfe nach langen Trinknächten. Da sind auch Kerben, wo rohes Fleisch und Zwiebeln direkt auf dem Holz geschnitten wurden. Vielleicht sogar, so denkt er sich, hat auf diesem Tisch mal jemand Buchstaben aus einer Zeitung für einen Erpresserbrief mit dem Teppichmesser ausgeschnitten und dabei kleine Kerben hinterlassen.  Er fährt mit seiner Hand über den Tisch. Hinter ihm fällt flaches Sonnenlicht durch das Fenster. Die Blätter der beiden Bäume auf dem Hof verlieren langsam ihr Grün, aber der Wind ist noch nicht stark genug, sie von den Ästen zu reißen. Neben dem Tisch hängt ein Schrank, der zu der ebenfalls gebrauchten Einbauküche gehört, die Steve einer Frau abgekauft hat, die aus ihrer Stadtwohnung aufs Land zog. "Aus gesundheitlichen Gr...