Ich entdecke die beruhigende Wirkung von Bäumen im Wind. Ich kann mich glücklich schätzen, an einem Fenster sitzen zu können und ohne der Forderung nach einem tieferen Sinn auf die Blätter der Bäume schauen zu können. Sie wiegen an den schwingenden Ästen ganz leicht hin und her, wackeln, winken und in diesen ganz konkreten Bewegungen ohne Bedeutung verblassen meine selbstauferlegten Listen mit Aufgaben und ich drifte in ein Starren, nur unterbrochen durch das Blinzeln damit die Augen feucht bleiben. Die Bäume. Die Bäume, sie nehmen den Wind einfach hin, genauso wie die Hitze und alle anderen Witterungserscheinungen. Obwohl sie Wesen von erstaunlicher Größe und Kraft sind, so könnte man denken, schwingt eine Hilflosigkeit in ihrer Existenz mit. Sie können sich den Platz an dem sie leben nicht aussuchen, vor allem, wenn die Bedingungen ungünstiger werden, können sie nicht gehen. Und sie nehmen es hin, wirken bei genauerer Betrachtung eben gar nicht so hilflos, sondern erfüllt von einem Gleichmut, der sie alles ertragen lässt, was sie sowieso nicht ändern können. Ganz anders, als ich, als wir, die, überzeugt durch die Fähigkeit uns zu bewegen, glauben, Situationen ändern zu können, den Standort zu wechseln, wenn uns etwas nicht passt. Doch mit der Bürde der Bewegung kam auch die Rastlosigkeit in unser Leben und wenn es dann mal wieder besonders rattert, wie offene Kohlewaggons gezogen von einer Taiga-Trommel, frage ich mich, ob es nicht doch besser wäre, Baum zu sein, den Wind in mich aufzunehmen, ein bisschen mit den Blättern zu schütteln und die Situation hinzunehmen. Denn, was nützt all die Bewegung am Ende? Man kann aus der Sonne gehen und sich im Schatten eines Baumes verlieren. Das ist doch schon genug.
TV
Kommentare
Kommentar veröffentlichen