Ich lege die Brille zur Seite und höre der Besprechung von vier Männern zu, gebe einen Kommentar ab, lasse meinen Blick aber an den Mauern, die die Gruppe und mich umgeben, entlang gleiten. Alte Backsteine, von Pflanzen überwuchert und dank eines Regens, hier und da eine Pfütze und die Steine sind tief-rot und grau. In einer Tonne sind altes Geäst und Rinde aufgehäuft und ganz oben auf liegt ein solches Stück Rinde mit zwei Löchern darin. Ich hebe es an und bemerke, dass es die Form einer Rennaissance-Ball-Maske hat. Ich halte sie vor mein Gesicht und schaue die sich immer noch beratenden Männer durch die Astlöcher in der Maske an. Ich sehe sie kurz als Lageraufseher, dann als Textilarbeiterinnen, die in ihrer Pause, filterlose Zigaretten rauchend vor der Tür ihres Fabrikabschnitts stehen. Ihre Funktionsjacken verwandeln sich in geblümte Schürzen, ihre Jeanshosen verschwinden ganz und geben bleiche, von blauen Flecken übersäte Beine preis. Im schwülen Wetter bilden sich Schweißperlen in ihren Nacken, die auch bleiben, als ich die Maske wieder senke.
Die vier reden weiter und mein Blick bleibt an einer Feuerschutztür hängen. Eine riesige Ameisenstraße führt vom Boden aus an ihr entlang und immer weiter hinauf an dem vierstöckigen alten Gebäude. Da ich nichts weiter zum Gespräch beizutragen habe, verabschiede ich mich, verlasse mit tanzenden Schritten die Runde und schließe mich den Ameisen an, laufe mit ihnen bis aufs Dach und warte auf die Sonne, die jeden Moment durch die Wolkendecke brechen wird.
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