Wenn ich huste, dann klingt es wie der Ruf des Velociraptors aus "Jurassic Park", als sich die beiden John Hammond Enkel in der Küche verstecken und der eine Dino den anderen ruft. Als ich den damals als Kind endlich bei nem Schulfreund zu Hause auf VHS sehen konnte, viel später als er im Kino lief, in dass ich nicht rein durfte, was mir mein Vater in einem tränenreichen (meinerseits) Gespräch in der Garderobe meines Kindergartens erklären musste und mich dann Gott sei dank mit Merchandise-Figuren trösten konnte, wobei Gott hier natürlich korrekterweise die Firma war, die die Produkte erst mit Schiffen aus China aufs europäische Festland und dann per Zug und LKW in die damals noch nicht so alten neuen Bundesländer brachte, wo sie dann in Halle/Saale und Umgebung von emsigen Regalfachleuten nach Vorgabe der Firma mit flinken Händen in Regale einsortiert wurden, um kurze Zeit später, ebenfalls von Händen, diesmal denen meines Vaters und seine entspannten sich sicher etwas, beim Anblick der Produkte, die als beruhigendes Argument im Gespräch mit seinem Sohn dienen würden, von diesen Händen also zur Kasse und dann schlussendlich nach einem "Wir können leider nicht ins Kino und den Film schauen, wie ich es dir versprochen habe, weil du zu jung dafür bist." und dem unweigerlich darauf folgenden tränenreichen Ausbruch der Enttäuschung des Sohnes, in den Händen dieses Sohnes, also mir landeten, als ich dann also ein paar Jahre später, aber immer noch unter der FSK Altersgrenze den Film sehen durfte, fand ich das schon sehr unheimlich und wirksam. Ich hoffe dieser Bernhard-Schachtel-Satz hat auf die Lesenden eine ähnliche Wirkung.
Damals fand ich es schon richtig toll, dass am Ende des Films nochmal so eine komplexe Szene steht und entdeckte das selbe Prinzip des Versteckens vor den "Bösen" in einem anderen Spielberg-Film (ich hätte was Springsteen geschrieben) wieder. In "Krieg der Welten" verstecken sich Hauptfigur Ray Ferrier (gespielt von Pauke Fahrt) und seine Tochter im Keller eines verrückten, während die Aliens nach ihnen suchen, um sie zu Dünger zu machen. Der Unterschied zu Jurassic Park ist, dass die Hauptfigur bei "Krieg der Welten" im Laufe des Versteckens vor den Aliens auch noch den Kellerbesitzer eliminieren muss, dies auch noch relativ leise, da dieser Lärm macht.
Das Böse ist also zwischen 1993 (JP) und 2005 (KDW) übermächtiger geworden und auch in den eigenen Reihen zu finden. Ich hab das Gefühl, hierrüber schon einmal geschrieben zu haben. Als ich für "Krieg der Welten" ins Kino ging und das mit einem Gefühl von Freiheit, weil alt genug, wollte ich das der Film nie endet. Dieser dramatische Kampf, diese Reise hätte für mich ewig weiter gehen können. Immer neue Abenteuer, immer neue Hoffnung auf Erlösung aus einer scheinbar auswegslosen Situation gegenüber einem übermächtigen Feid, dabei natürlich auch immer mehr Tod und Leid.
Was sagt das wohl über mich aus?
Was sagt es über mich aus, dass ich den letzten 2 Wochen nach langer Abstinenz wieder in Levis-Jeanshosen geschlüpft bin? Hintergrundinfo dazu: Vor noch längerer Zeit saß ich mal in einer Bar, die es jetzt nicht mehr gibt, nach dem ich woanders schon ein paar Bier getankt hatte und dachte ich Tino H., der da gerade in Mexiko lebte, gesehen zu haben. Ich schrieb eben jenem darauf hin, bzw. als ich wieder Emails schreiben konnte, dass ich einen gesehen habe, der wie er aussah in braunen Wranglerjeans, dort an der Bar. Relativ schnell schrieb er mir zurück, dass das nicht sein kann, da er a) nicht da sei und b) seit er 16 ist, keine Wranglerjeans, ja Jeans überhaupt trüge.
Diese Konsequenz hat mich beeindruckt und als ich irgendwann später mal wieder meinen Kleiderschrank aufräumte, beschloss ich die Jeanshosen, deren Schnitt und Materialität mich seit meiner Kindheit begleiteten (es gab Zuhause keine Jogginghosen), wegzupacken und mir ein paar Stoffhosen zu besorgen. Und so trug auch ich eine ganze Weile keine Jeans mehr. Nur ab und zu, an Waschtagen kamen sie mal zum Einsatz. Stoffhosen sitzen lässiger, légèrer, weltmenschlicher.
Aber vor 2 Wochen da zog ich die eine 501er wieder aus dem Schrank und sie schmiegte sich fest an meine Hüften und Schenkel und abgesehen davon, dass sie mich bei den kalten Temperaturen besser wärmten als die Stoffis, spürte ich eine angenehme Art von Halt, die mir der Jeansstoff beim Bewegen gab. Ich fühlte mich fester, nicht durch jeden Windschlag bedroht umzufallen. Das brauche ich wohl zur Zeit, wenn ich durch die kalten Flure schleiche und auf der Suche nach veganen Crispy-Chicken-Sticks mein hustiger Velociraptorenvampirruf an den Wänden abprallt und die Menschen zittern lässt.
Wenn sie nur wüssten, wie sehr dieser Dino weinte, als er selbst noch ein kleiner Mensch war und nicht ins Kino durfte...
TV
Kommentare
Kommentar veröffentlichen