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Saugkraftregulierung/Ährenmahn


Letztens habe ich einen Staubsauger benutzt. Zur Reinigung eines Fußbodens. Laminat und Teppich. Als ich fertig war, betätigte ich den Knopf an dem Staubsauger auf dem das Symbol einer Steckdose zu sehen ist. Und wie von Geisterkraft gezogen, kroch das Stromkabel zurück ins Innere des Saugers. Nur beim letzten Stück musste ich es nochmal kurz heraus ziehen, damit es nach erneuter Betätigung des Knopfes vollständig verschwand. 

Dieses Phänomen faszinierte mich schon, als ich ein Kind war und meine Eltern ihren ersten Staubsauger kauften, der nicht mehr aus einem Teil bestand, dass einem Besen gleich vor sich hergeschoben wird, sondern aus einem Wagen mit Rüssell bestand. Später sollte ich auch die Bekanntschaft mit Henri, bei dem dieses Rüsselspiel zur Gänze perfektioniert wurde. 

An dieser Stelle die kurze Frage: Hat jemand aus der Leserschaft schon mal einen Elefanten gesehen, der mit seinem Rüssel saubermacht? Überhaupt: ist es für den Elefanten nicht generell genauso unangenehm, wie für den Menschen, etwas, sagen wir, Wasser in seine Nase einzusaugen? Oder ist der Rüssel evolutionär gesehen etwas anderes als unsere Nase? 

In meiner Kindheit also stand ich fasziniert neben dem neuen Staubsauger, der irgendetwas mit Jet und 2000 im Namen trug. Er war anthrazitfarben mit Metallic-Glitzer-Flocken im Lack. Er hatte einen An/Aus Schalter und den für das Einziehen des Stromkabels. Desweiteren einen Schieberegler für die Leistung, den Turboboost-Schalter und eine rote Lampe, die leuchtete, wenn der Sack voll war oder das Rohr verstopft. 

Noch eine Frage an die Leserschaft: Sagt einmal, wozu ist dieser Saugleistungsregler gut? Gibt es unter euch jemanden, der den jemals benutzt hat? Soweit ich mich erinnere, stand der in meinem Elternhaus immer auf 100% oder auch Max. Power. Denn: Wann sollte man weniger Saugkraft nutzen? 

Ich konstruiere ein Beispiel:Wenn man etwas sucht, sagen wir einen Goldring, der vom Finger flutschte. Er würde bei geringer Saugkraft liegen bleiben, während alle Fusseln und andere Dinge, die Leichter sind, als der Ring beim Staubsaugen eingesaugt würden. Am Ende würde der Boden sauber sein und nur noch der Ring da liegen. 

Dazu aber müsste man erstens das Gewicht des Rings ermitteln (Drogenwaage?) und dann die Saugleistung. Und bitte: wer macht sowas? Als Kind habe ich den Schieberegler benutzt, um das Starten und Landen von Flugzeugen zu immiteren. Ich habe es mir glaube ich auch auf einen Kassette aufgenommen. 

Im zweckgebundenen Einsatz jedenfalls, sah ich den Saugkraft-Schieberegler nie und sehe ihn auch bis heute nicht. So geschah es mir auch, dass ich bei meiner letzten Saugtätigkeit ein Stück bröckelnder Fliese mit einsaugte. Der Sack war zum Glück nicht sehr voll und nach kurzer Herumfingerung fand ich das Stück und setzte es wieder an seine Stelle im Mosaik der gesprungenen Bodenfliesen. 

Ich werde jetzt auch, der bis hier hin angedeuteten sexuellen Konnotation Raum geben und euch den Gedanken offenbaren, dass die Saugkraftregulierung evtl. jenem dienen könnte, der sexuelle Befriedigung darin sucht, seine männlichen Geschlechtsorgane in das Staubsaugerrohr einzuführen und dann langsam die Leistung zu steigern und zu reduzieren und das der Regler allein dazu an den Maschinen installiert wurde. 

Da das jetzt endlich raus ist, zurück zur anhaltenden Faszination der Strom-Strippe: Als Kind erledigte ich sehr wenig Dinge im Haushalt, war aber stets bereit nach jedem Staubsaugereinsatz den Stecker aus der Dose zu ziehen um daraufhin den Schalter zu drücken, der das Kabel in hoher Geschwindigkeit zurück in den Staubsauger schießen ließ. 

Irgendwann sagte mir jemand, es sei bei dieser Art von Aktion schon öfter zu schlimmen Verletzungen gekommen, wenn was Ende des Kabels an dem sich der metallbewährte Stecker befand, einer Peitsche gleich, hin und her wirbelte und man seinen Fuß oder schlimmer noch eine Hand in der Reichweite der Peitsche hatte. Prellungen, Hämathome und Platzwunden durch stumpfe Einwirkung waren die Folge. Gerne auch am unbeschuhten und unbesockten Fuß beim sommerlich sonntäglichen Saugen. 

Wenn ich mich so zurück erinnere, bestand ein nicht geringer Teil meiner Erziehung daraus, dass Dinge, die reizvoll aber verboten waren mir dadurch madig gemacht wurden, in dem davon berichtet wurde, welch verheerende körperliche oder seelische Verletzung das Verbotene mit sich bringen könnte. 

Ich ziehe ein Beispiel heran: Meine Ur-Oma verbat mir als ich ca. 6 Jahre alt war zu Michael Jackson zu tanzen und den Griff in den Schritt zu machen, der für mich ein wichtiger Bestandteil des Tanzes war. Der Grund des Verbots und gleichzeitig die Erklärung: der Urheber dieses Moves, Michael Jackson, Kinder misshandelte und es sein könnte, dass, wenn ich diese Moves mache, ein Kinderschänder dies sehen und gleiches mit mir tun könnte. 

Jeder weiß es, Prellungen, Stauchungen und Quetschungen am Fuß sind besonders schmerzhaft. Und jeder fragt sich: Warum nur? Schuld ist mal wieder die Evolution. Denn einst waren unsere Füße wie unsere Hände, wichtige Greif- und Tastorgane, vernetzt mit vielen Nervenbahnen. Bis hier hin, werdet ihr sagen: "Das wissen wir doch schon, Timm." 

Aber (Awer):

Inzwischen sehen unsere Füße kaum noch das Licht der Sonne, außer beim sonntäglichen Sommerputz und die Empfindlichkeit ist evolutionär eigentlich gar nicht mehr nötig. Warum also immer noch diese Sensibiltät? 

Es kann sein, dass unsere Füße als eigenständig denkende Endglieder Rache nehmen durch Selbstverletzung bei der Kabelrückholung des Staubsaugers und sagen möchten: Hey, wir haben auch Gefühle und wir haben ein Recht auf Licht. 

Abschließend kann ich also zwei Behauptungen in Bezug auf Staubsauger aufstellen: 

1. Saugkraftregulierung dient der Befriedigung

2. Kabelrückholung mit Fußverletzungsfolge dient der Befreiung der Füße aus stinkender Schuh und Sockendunkelheit.

TV

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