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Klebriger Zucker überall/Der Tod der Tiere

Wer wie ich Gebäck vertilgt, während er an Rechenmaschinen sitzt, verbreitet auf diesen und jeder anderen Fläche, die er mit seinen Griffeln berührt klebrigen Zucker. Das schafft eine persönlichere Bindung an die Geräte und Gegenstände. So ähnlich kommt es mir in letzter Zeit vor, wenn ich mit Leuten spreche und in hoher Frequenz zwischen einfühlsamer Freundlichkeit und reitgertiger Fuchtigkeit wechsle. Später liege ich dann rum und denke, dass ich einfach nur ein jemand bin, der nicht weiß, wer er ist. 

Und dann stand ich gestern vor einem Spiegel und betrachtete das Wesen in diesem Glase und wusste, dass ich das sein sollte. Im gleichen Moment kam mir das aber sehr fremd vor und mich beschlich der Gedanke: Wer ist das da? Das Gesicht und die Augen kamen mir so fremd vor. Es könnte daran liegen, dass ich älter werde und auch daran, dass ich sehr viel in mir drin bin, dort Gedanken und Theoreme wälze und so kaum darauf achte, wer ich außen bin. Damit ist nicht gemeint, dass ich nicht weiß mich zu kleiden oder ich eine extrem stinkende Zumutung für meine Umwelt bin. 

Nein, es ist eher so, dass ich über Jahre meinen Geist von meinem Körper getrennt habe und so manchmal und im besonderen beim Blick in den Spiegel jemanden sehe und vergessen habe, dass ich das bin. Aber ich bin es. Oder? 

Ich bin auch derjenige der an dieser Stelle vor 3 oder 4 Wochen über den Schnee schrieb in dem Würmer und ein Taubenkind sich wanden, saßen und wahrscheinlich starben. Ich bezeichnete mich als gleichgültigen Gott. 

Abgesehen davon, dass ich nach dem ich die Zeilen niederschrieb beobachten konnte, wie der kleine Vogel versuchte über die Straße zu laufen und dann unter einem Auto Schutz suchte, welches dann wiederum auf Anlass zweier ortsansässiger Damen dazu gebracht wurde seinen Parkplatz aufzugeben, damit die beiden den Vogel retten konnten, um sich und das unterstelle ich an dieser Stelle, weniger gleichgültig fühlen zu können in einer Welt, wo man machtlos den Schrecken auf Bildschirmen entgegen blickt. Diesen Satz lasse ich mal als stümperhafte Remineszenz an Thomas Bernhard (mit nem Gruß an Tino H) so stehen. So war das also. Und dem selbsternannten gleichgültigen Gott TV widerfuhr dann letzte Woche das nächste Tiererlebnis:

Ich ging meinen täglichen Geschäften im Finanzwesen nach und fuhr einen asphaltierten Weg durch den Wald entlang und war im Begriff diesen zu verlassen, als ein bräunliches Etwas meinen Weg kreuzte. Zwischen Hinter und Vorderrad meines Fahrzeuges hörte ich, wie es ein hysterisches Kreischen von sich gab und spürte für 15 Sekunden einen regelmäßig wiederkehrenden leichten Widerstand in meinem Hinterrad. 

Ich verlangsamte die Fahrt und drehte um. Ich näherte mich mit eingeschnürter Brust der Stelle, an der ich den Kontakt mit dem Tier vermutete und was zuerst wie ein Stück Ast aussah stellte sich als kleines Wiesel, Erdmaus oder ähnliches heraus. Schwer atmend, ziemlich verkrümmt und blutend, bzw. mit heraushängenden Organen, lag es da und schaute mich aus dunklen geweiteten Augen an. 

Das Wesen war ungewöhnlich lang und ich vermute, der Kontakt mit den Speichen meines Rades hat ihm die Wirbelsäule gebrochen und dadurch das verlängerte Aussehen verliehen. So stand ich dort für ewige 5 Sekunden. Ich hab es nicht geschafft es von seinen Qualen zu erlösen in dem ich einen Stein oder gar meinen Schuh auf seinen Schädel geschmettert habe. 

Ich konnte es nicht. Stattdessen drehte ich mich um und fuhr mit Blutflecken, die auf meiner schwarzen Hose nicht zu sehen waren zu meinem Termin auf der Bank. 

Eine schreckliche Erfahrung unter der Frühlingssonne ohne Gnade.
Eine Strafe?
Ein Zeichen?

Wofür.

TV.

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