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Alles/Manches/Nichts Beroien

Le roi, der König. Mit einem Floß auf dem Fluss der Träume landet er an neuen Ufern. Sandig oder mit Kieseln bedeckt. Das Floß besteht aus vier Plastikkanistern Bautzener Senf Mittelscharf, wie sie von gastronomischen Großverbrauchern benutzt werden, bevor jene sie in die Fluten des Traumflusses werfen. Sitzmöglichkeiten und Kopfbedeckungen gegen den Regen hat er sich aus Joghurtbechern von Lidl geschnitzt.

Der König ist ein Stadtmensch, denn vor allem in der Stadt sind die Ränder der Gewässer mit Müll übersät und die Wasserbewohner lernten anstatt aus Holt und Gras ihre Fortbewegungsmittel aus Plastik zu bauen.

Aus Obst und Gemüseplastiktüten besteht das Segel. So bewegt er sich also schweigend und träumend über den Fluss. Der ist erwartbar trübe, denn Träume erzählen meistens in mindestens undeutlicher Sprache. Wenn sie nicht sogar nuscheln oder lallen. 

Ich erwachte in den vergangenen Nächten nicht selten und glaubte mich berauscht von Tresen heimkehrend, bevor ich gewahr wurde, dass ich mich nicht aus meiner geliebten Schlafstätte heraus bewegt hatte. Diese meine Träume waren schon nahezu belästigend real. 

Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich schon seit vielen Jahren meine Träume als zweite Realität akzeptiert habe. Als eine Alternative zum Tagleben. Das liegt vor allem daran, dass äußerst selten unmögliche Dinge darin passieren. Äußerst selten fange ich an schnell mit den Armen zu schlagen und erhebe mich über die Häuser einer Stadt, um dann in fremden Wohnungen zu landen, in denen ich mehr oder weniger versaute Sachen mit Menschen mache. 

Schon öfter erlebte ich eine Zeit lang, das warme Gefühl des Todes, nachdem mich die Kugel einer Pistole ins Herz oder in den Kopf traf. Ich sank zu Boden oder in die Polster eine Autorückbank und es wurde angenehm warm und schummerig. Kein Schmerz und kein weißes Licht oder "Licht aus". Nur angenehme Benommenheit. 

Noch öfter fahre ich in Autos durch die Gegend, an denen immer etwas nicht stimmt. Mal gelange ich mit den Füßen nicht an die Pedale, mal ist der Sitz so weit vorn, dass ich meine Gliedmaßen nicht bewegen und koordinieren kann. Ein andern mal kann ich so viel Gas geben, wie ich will, doch das Auto fährt nur ganz langsam. 

Kleiner Einschub: Der Formulierung "Gas geben", so fiel mir und Bruder T einmal auf, wohnt eine unangenehme Konnotation inne, denkt man an die Verbrechen des Dritten Reiches. 

In jedem Fall aber, ist mir in jedem dieser Autoträume bewusst, dass ich etwas verbotenes tue. Denn obwohl ich rudimentär dazu in der Lage bin, ein Auto zu steuern, habe ich keinen Führerschein. Und so bewege ich mich immer an der Grenze des Erwischtwerdens durch die Ordnungskräfte, auch Polizei genannt. In den Träumen wohl gemerkt, in echt fahre ich so gut wie nie ein Auto. 

Und so widerspreche ich doch ein wenig meiner Anfangs getroffenen Aussage, der Traumfluss habe trübes Wasser. Denn relativ eindeutig möchte ich in meinen Träumen erkennen, dass es um unerfüllte Wünsche, Vorstellungen und Willen geht. 

Die Probleme mit den Autos stehen ganz eindeutig für Probleme mit dem eigenen Fortschritt, mit dem erreichen von Zielen. Letztlich ist es, wie so oft: Der Gedanke ist der erste Schritt, die Tat der zweite und schwer. Aber was ist schon leicht? Wer will es leicht? Du etwa? Oder ich? 

Morgen spiele ich ein Konzert in Leipzig für einen gestorbenen Hund.

T.

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