Sonst hacke ich ja immer direkt ins Blogdialogfenster, da wo es Internet gibt. Heute breche ich mal mit meinen Zwängen und sitze in meinem Zimmer und kaue an einem ganz okayen Käsebrötchen, halte mich am Strohhalm des Kakaos fest und da läuft auch schon „Ivy“ der zweite Track von Frank Oceans Album „Blonde“ los. Was für ein Album! Das ist eines von denen, mit denen ich meinem Umfeld in den Ohren lag, dass es (das Umfeld) es unbedingt hören muss.
So zerbrechlich und traurig und doch stark. Und natürlich fragmentarisch. Das interesiert mich grade sehr. Formelle Disziplin ausarbeiten und dann entfernen, bzw. frei damit jonglieren. Haha, hier redet wieder einer von Dingen, die ne Nummer zu hoch für ihn sind. Aber ich schrieb mir ja letztens auch auf, dass ich ein weisser Ferrari ohne Fahrer sei. „White Ferrari“ auch n Song von dem Album.
Dieser Frank Ocean plaudert da über dieses und jenes gebrochene Herz und es fliesst so schön dahin. Die erste Zeile des ersten Songs „Nikes“ klingt für mich wie: „Die Bitches wollen Nikes“. Was auch richtig toll ist: es gibt ganz viele Strecken ohne Beats. Ach ja…bei manchen Leuten ist es einfach klar, warum die so krass berühmt sind. Und ich bin nicht mal neidisch sondern zur Abwechslung beeindruckt und füge mich.
Am Wochenende war wieder bauen angesagt und am Abend sass ich mit Special K in einer famosen kleinen Kneipe, die so eine Hawaii-Bast-Überdachung überm Tresen hatte und an den Wänden hingen Fotos von vergangenen Feiern und Autogrammkarten von Jürgen von der Lippe und solchen Leute. Dieser Jürgen sah auf der Autogrammkarte merkwürdig blass und nahezu gespenstisch aus. Ist der eigentlich letztens gestorben?
Als mich K fragte, ob wir einen Schnaps einnehmen sollte, sagte ich: warum nicht. Die Bardame trug uns vor, was zur Auswahl stand und da ich nicht richtig zuhörte, wählte ich einen Weinbrand, da ich dachte Special K nimmt auch einen. Zurück am Tisch stellte sich aber heraus, dass er einen „Kräuter“ wählte. So denn erschien unsere Bestellung.
Mein Weinbrand stellte sich als „Goldkrone“ heraus, was mit Abstand das mir am widerwärtigsten erscheinende Gebräu ist, dass ich mir vorstellen kann. Es dümpelte in einem kleinen Schwenkglas. Dieses Glas war aber nicht irgendein Glas. Es war das speckigste und dreckigste Glas meiner dreckigen Heimatstadt Halle/Saale. Wo sonst sollte sich diese Szenerie auch abgespielt haben?
Ich versuche nun zu beschreiben, was jeder Beschreibung spottet und mich beim tippen dieser Zeilen erneut erschauern lässt und meine Gedärme zucken lässt.
Das Glas war Innen und Aussen überzogen mit einer fettigen Schicht die im Tischkerzenlicht und den pinken, blauen und grünen Punkten, die die Lichtkugel hinter der Bar auf uns warf, matt schimmerten. Ich entdeckte auch grosse Fingerabdrücke. Und am Glasrand eine etwas gröbere transparente Kruste, sicher eine Mischform von Glukose und Speichel, bzw. getrocknetem Speichel.
Ich drehte das Glas schwenkte den Goldbrand bis zum Rand in der Hoffnung, der Alkohol möge seine desinfizierende Wirkung verbreiten. Dann stiess ich mit Special K an und kippte den Brand in meine Kehle. Manchmal tut es gut, sich dreckigen Situationen auszusetzen, finde ich.
Dann lief noch „Sorry“ vom Bieber in so nem Hitmix aus dem Kneipen-Radio und ich sang mit, was K erst gar nicht bemerkte um sich dann umso mehr darüber zu erschrecken.
Just a perfect day würde ich mal sagen.
TV.
PS:
Nicht so perfect war es Paranormal Activity 4 allein in der elterlichen Wohnung im Fernsehen zu schauen. Dumme Idee und auf keinen Fall zu empfehlen, denn es fühlt sich alles doppelt so grauenvoll an, weil die Umgebung einen daran erinnert, wie es war als Kind allein Horrorfilme gesehen zu haben. Und wenn die Wohnung dann noch Geräusche von sich gibt…
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