Hallo.
Habt ihr schon mal ein Stück Haut gesehen, dass im Morgenlicht blau von innen leuchtet? Begebt euch an Orte, wo es möglich ist, bewegt euch, nähert euch langsam und mit etwas Glück, geschieht euch ähnliches. Wundervoll, mystisch, körperlich und flüchig (von fluchend). Gerade jetzt im Frühling. Die Bäume wechseln die Kleidung von einer Nacht zur anderen.
Ich hab inzwischen Turnschuhe unter den Fußsohlen. Und Baby J bringt die Creepers zum Schuster.
Ich machte Screenshots von Überwachungskamera-Stills der Attentäter von Brüssel. Ich sammle seit einiger Zeit Aufnahmen auf meinen Reisen durch das Internet. Beim betrachten des verpixelten Bildes (ich mag das sehr), begann ich mich irgendwann darüber zu wundern, warum die beiden Bomber am Flughafen jeweils einen schwarzen Handschuh an der linken Hand trugen. Warum einen?
Konnten sie sich daran erkennen, galt es mit der linken Hand keine Spuren zu hinterlassen? Beides doch eher unlogisch, weil sie einer "Zelle" entstammten und es doch relativ unwahrscheinlich ist, die Sprengung zu überleben. Beim runterschreiben fällt mir nur ein, dass dies ein Indentifizierungsmerkmal hätte sein können. Aber für wen?
Ich finde, das sind merkwürdige Details und gleichzeitig auch seit langem mal wieder ein zeitpolitscher Schnipsel, den ich hier einstreue, in meine selbstbezogene, aber doch mindestens weltflüchtende Bratpfannensammlung.
So denn fahre ich fort: es sind solche Details, wie die Handschuhe, die mir auffallen. Genau so, wie die Namensüberseinstimmung der Anwälte von Beate Zschäpe, 2 Wolfgangs vs. ihre 2 Uwes.
Ist das Zufall? Bin ich der Sammler unwichtiger Details? Oder mag ich es einfach, die unwichtigen Dinge im Kopf und auf der Zunge zu wenden, weil ich ein ängstliches Ferkel bin, anstatt mich im Bus umzudrehen, als eine Dudette amüsiert meinte: "Der Typ versteht eh kein Deutsch, da können sie genauso gut mit einer Ziege reden. Haha."
Das war meine erste Erfahrung mit Alltagsrassimus. Ich hätte was sagen sollen, hab auch überlegt, es dann aber gelassen. Und schon war ich ein schweigender Mitläufer, einer von denen, die sagen: ich hab doch gar nichts gemacht. Gar nichts machen heisst aber nicht, nicht für Handlungen und deren Konsequenz verantwortlich zu sein.
Denn "nichts-tun" ist eine Handlung.
In dem Cronenberg-Film "The Brood" gibt es eine interessante Aussage, die ich hier unterbringen will: "30 Sekunden nach dem wir geboren werden, werden wir uns unserer Existenz bewusst. Nach einer Minute lernen wir uns selbst zu belügen." Der Film ist spannend und von wunderbarem Körper-Horror und Psychologie geprägt.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ich glaube, das Selbstverblendung echt schnell geschieht und tiefer im Geist sitzt, als wir glauben wollen.
Aber es gibt ja auch positive Formen von Verblendung: Ich glaube zum Beispiel an die Liebe. Obwohl ich erst lerne sie zu buchstabieren. Ich glaube an den Rock (das Kleidungsstück und die Musik).
Und ich habe Hunger auf Erdnussbutter.
Es war vor kurzem wie eine Zeitreise zurück in die Küche von meinem Schulfreund, als ich in einer Küche sitzend das Produkt auf ein Gebäckstück strich. 2 Familienmitglieder des Schulfreunds waren in New York und brachten ein Glas des köstlichen Aufstriches von dort mit.
Das Brot, das berühmte GRAUBROT DES GRAUENS lag bei meinen Schulfreund in einem speziellen Fach im Schrank. Seine Mutter schnitt das Brot immer mit einem Messer. Es gab keine Maschine. So dass die Scheiben eher dicker wurden, als zu dünn. Der Geschmack der Erdnussbutter war herb und zuckrig und es gab selbstgemachte Marmelade oben drauf. Meine vorpubertären Geschmacksknopsen gaben mir für einen Moment, während ich an dem kleinen schwarzen Holztisch saß und kaute, die Vorahnung von den höhen und tiefen des Lebens. Erdnussbutter und Marmelade auf Graubrot.
Bei meinen Eltern musste ich für dickere Scheiben, an der Brotschneidemaschine (heisst das so?) Das Plastikrad für die Brotbreite verändern. Das sorgte manchmal für leichte Meckre (Wort für Schimpfen in Halle). Das mache ich heute noch, wenn ich dort ein Brot esse.
Es ist auch noch die selbe Maschine, die merkwürdiger Weise ihre klare Weisse behalten hat. Also nicht mit der Zeit vergilbte. Und wenn ich mir mal ein Brot kaufe, schneide ich es selbstverständlich mit einem Messer. Kleiner Tipp: meist geht das mit einem hochkant liegenden Laib besser, als wenn er normal da liegt. Für einen sauberen und gleichmässigen Schnitt ist es wichtig, dass das Schneidewerkzeug den Laib vollständig durchfährt.
So sage ich es euch! Und drehe mich Kinskischraubend um die eigene Hinterachse und setze mich auf meinen päpstlichen 90-Karat-Hocker. Vor vielen Jahren von einem Häftling des DDR-Strafvollzugs zusammengeschraubt.
Guten Appetit.
T.
Habt ihr schon mal ein Stück Haut gesehen, dass im Morgenlicht blau von innen leuchtet? Begebt euch an Orte, wo es möglich ist, bewegt euch, nähert euch langsam und mit etwas Glück, geschieht euch ähnliches. Wundervoll, mystisch, körperlich und flüchig (von fluchend). Gerade jetzt im Frühling. Die Bäume wechseln die Kleidung von einer Nacht zur anderen.
Ich hab inzwischen Turnschuhe unter den Fußsohlen. Und Baby J bringt die Creepers zum Schuster.
Ich machte Screenshots von Überwachungskamera-Stills der Attentäter von Brüssel. Ich sammle seit einiger Zeit Aufnahmen auf meinen Reisen durch das Internet. Beim betrachten des verpixelten Bildes (ich mag das sehr), begann ich mich irgendwann darüber zu wundern, warum die beiden Bomber am Flughafen jeweils einen schwarzen Handschuh an der linken Hand trugen. Warum einen?
Konnten sie sich daran erkennen, galt es mit der linken Hand keine Spuren zu hinterlassen? Beides doch eher unlogisch, weil sie einer "Zelle" entstammten und es doch relativ unwahrscheinlich ist, die Sprengung zu überleben. Beim runterschreiben fällt mir nur ein, dass dies ein Indentifizierungsmerkmal hätte sein können. Aber für wen?
Ich finde, das sind merkwürdige Details und gleichzeitig auch seit langem mal wieder ein zeitpolitscher Schnipsel, den ich hier einstreue, in meine selbstbezogene, aber doch mindestens weltflüchtende Bratpfannensammlung.
So denn fahre ich fort: es sind solche Details, wie die Handschuhe, die mir auffallen. Genau so, wie die Namensüberseinstimmung der Anwälte von Beate Zschäpe, 2 Wolfgangs vs. ihre 2 Uwes.
Ist das Zufall? Bin ich der Sammler unwichtiger Details? Oder mag ich es einfach, die unwichtigen Dinge im Kopf und auf der Zunge zu wenden, weil ich ein ängstliches Ferkel bin, anstatt mich im Bus umzudrehen, als eine Dudette amüsiert meinte: "Der Typ versteht eh kein Deutsch, da können sie genauso gut mit einer Ziege reden. Haha."
Das war meine erste Erfahrung mit Alltagsrassimus. Ich hätte was sagen sollen, hab auch überlegt, es dann aber gelassen. Und schon war ich ein schweigender Mitläufer, einer von denen, die sagen: ich hab doch gar nichts gemacht. Gar nichts machen heisst aber nicht, nicht für Handlungen und deren Konsequenz verantwortlich zu sein.
Denn "nichts-tun" ist eine Handlung.
In dem Cronenberg-Film "The Brood" gibt es eine interessante Aussage, die ich hier unterbringen will: "30 Sekunden nach dem wir geboren werden, werden wir uns unserer Existenz bewusst. Nach einer Minute lernen wir uns selbst zu belügen." Der Film ist spannend und von wunderbarem Körper-Horror und Psychologie geprägt.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ich glaube, das Selbstverblendung echt schnell geschieht und tiefer im Geist sitzt, als wir glauben wollen.
Aber es gibt ja auch positive Formen von Verblendung: Ich glaube zum Beispiel an die Liebe. Obwohl ich erst lerne sie zu buchstabieren. Ich glaube an den Rock (das Kleidungsstück und die Musik).
Und ich habe Hunger auf Erdnussbutter.
Es war vor kurzem wie eine Zeitreise zurück in die Küche von meinem Schulfreund, als ich in einer Küche sitzend das Produkt auf ein Gebäckstück strich. 2 Familienmitglieder des Schulfreunds waren in New York und brachten ein Glas des köstlichen Aufstriches von dort mit.
Das Brot, das berühmte GRAUBROT DES GRAUENS lag bei meinen Schulfreund in einem speziellen Fach im Schrank. Seine Mutter schnitt das Brot immer mit einem Messer. Es gab keine Maschine. So dass die Scheiben eher dicker wurden, als zu dünn. Der Geschmack der Erdnussbutter war herb und zuckrig und es gab selbstgemachte Marmelade oben drauf. Meine vorpubertären Geschmacksknopsen gaben mir für einen Moment, während ich an dem kleinen schwarzen Holztisch saß und kaute, die Vorahnung von den höhen und tiefen des Lebens. Erdnussbutter und Marmelade auf Graubrot.
Bei meinen Eltern musste ich für dickere Scheiben, an der Brotschneidemaschine (heisst das so?) Das Plastikrad für die Brotbreite verändern. Das sorgte manchmal für leichte Meckre (Wort für Schimpfen in Halle). Das mache ich heute noch, wenn ich dort ein Brot esse.
Es ist auch noch die selbe Maschine, die merkwürdiger Weise ihre klare Weisse behalten hat. Also nicht mit der Zeit vergilbte. Und wenn ich mir mal ein Brot kaufe, schneide ich es selbstverständlich mit einem Messer. Kleiner Tipp: meist geht das mit einem hochkant liegenden Laib besser, als wenn er normal da liegt. Für einen sauberen und gleichmässigen Schnitt ist es wichtig, dass das Schneidewerkzeug den Laib vollständig durchfährt.
So sage ich es euch! Und drehe mich Kinskischraubend um die eigene Hinterachse und setze mich auf meinen päpstlichen 90-Karat-Hocker. Vor vielen Jahren von einem Häftling des DDR-Strafvollzugs zusammengeschraubt.
Guten Appetit.
T.
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