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"Hilfe, Mami. Die sprechen Ostdeutsch."

Seit langem habe ich mal wieder Notizen gemacht, bevor ich an diesem Ort hier die Finger in die Tasten haue und mich richtig gefreut, was zu schreiben zu haben. 

Und jetzt? Bin ich müde und mürbe. 1 bisschen supersad natürlich auch. Ich versuch's trotzdem. Denn es soll sich lohnen zu kämpfen. 

Es tropfte innerhalb weniger Tage wiederholt von mehreren Seiten auf mich ein und selbst Baby J sagte: "Steter Tropfen höhlt das Herz", während ihm ein überschäumendes Bier über die Hand lief, im Treppenhaus des Probegebäudes in Halle. Was tropfte auf mich ein? Ein entscheidender Satz:

Timm, öffne dich und teile deine Gefühle über Worte mit. Frag nach. Sag auch mal, dass du dich freust. Das ist wichtig für dich und die Menschen in deiner Umgebung. KOMMUNIKATION. 

Ich glaube, da ist was dran. Und macht das Leben lohnenswerter. Ich will die Wand überwinden! Und kein Stein mehr sein.

Very V hat mir eine Dokumentation empfohlen, die mich sehr berührt hat. Sie trägt den Titel "Paris is Burning" und zeigt das Leben queerer black men im New York der 70er. Was genau hat mich begeistert? Nicht nur die wunderschönen Bilder und tollen Klamotten, Bewegungen und Sätze. 

Vor allem hat mich die Kraft dieser Menschen ergriffen, die ihr Leben als Outsider feiern. Und der Gesellschaft die sie ausgrenzt mit soviel Stolz und Kraft entgegen treten. Ich dachte und notierte mir dann: Leben ist eben das, was ich daraus mache. 

So eine Art "Come As You Are 2.0", nicht nur "sei wie du bist" oder "es ist okay, wie du bist" sondern "sei wie du sein willst" oder "mach aus dir das, was du sein willst". 

Es fühlt sich fremd an, wenn ich sowas schreibe. Aber auch gut. Mir ist ein bisschen schwindelig. Leichte Empowerment-Überdosis.

Ich freue mich verkünden zu können, dass wir am Mittwoch in Hamburg spielen. Im Komet Klub mit Sex Jams. Es stand ja ein bisschen auf der Kippe, da der Pudelklub gebrannt hat, wo das Konzert eigentlich stattfinden sollte.

Ein letzter Absatz noch: ich hab vergeblich versucht, meine neueste musikalische Errungenschaft in einen Song einzuschmuggeln den Special K gerade produziert. Es ist ein Song des Proto-Synth-Duos "Ursula". Und meine Errungenschaft sind "Claps" also der Klang klatschender Hände. 

Nicht irgendwelche Claps irgendwo. Nicht Claps auf den Po sondern Claps auf die geraden Zählzeiten! Also die 1, die 2, die 3 und die 4 jedes Taktes. Denn die Menschen brauchen Orientierung in Zeiten der Orientierungslosigkeit. Das war zumindest mein Gedanke. Wurde aber abgelehnt.

Vielleicht ist die Zeit dafür noch nicht reif.

Ich bin jetzt auf jeden Fall reif für eine Mütze schlaf. Denn es gilt nach wie vor den Tag zur Nacht zu machen und so verbleibe ich mit handwarmen Grüßen,

"Geist und Fahrer" aka "PY-Dirty-T" aka Timm V.








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