Was macht den Unterschied zwischen Schweigen und Stille aus? Stille ist die vollkommene Abwesenheit störender Geräusche. Schweigen impliziert den Willen zur Stille oder die Forderung von Außen still zu sein. Ich schweige gern und rede viel. Widerspruch? Sicher. Schweigen schafft Raum für die Gedanken und Worte anderer.
Ich habe mich recht lange zur Thematik "sexuelle Misshandlung und Belästigung" ausgeschwiegen. Ist ja auch ein kompliziertes Thema. Ich habe zugehört, was zu dem Thema zu Tage steigt, Stimmte Dingen zu, lehnte andere ab, fühlte Unsicherheit aufsteigen, fing an darüber nachzudenken, ob und wann ich selbst übergriffig gegenüber anderen Menschen handelte, dachte auch darüber nach, ob ich selbst übergriffig behandelt wurde. Zweiteres entzieht sich meiner Erinnerung. Bei ersterem bin ich mir nicht sicher, fing an mein Verhalten aus der Vergangenheit bis zum jetzt zu reflektieren.
Und wie ich erfuhr, geht es ja auch darum, für mich als Mann, der ich bin: die Möglichkeit zu nutzen und über mein Verhalten und eventuelles Fehlverhalten nachzudenken. Das liegt ja von dem Gedankendorf und den dunklen Orten, an denen ich sonst auch viel Zeit verbringe nicht so weit entfernt. Und so kam ich zu dem Schluss, dass es Situationen gab, in denen ich aufdringlich war. Eine verbale oder körperliche Geste der Abweisung des Gegenübers jedoch deuten konnte.
Des weiteren wurde mir klar, dass ich mich bisher selten in Situationen begab, in denen es überhaupt zu einer Annäherung kommen könnte oder kann. Woran das liegt? Ich gehe nicht viel raus. Nicht mehr als nötig. Da kann einem die Menschenfeindlichkeit dann doch zum Vorteil verhelfen. Oder ist das ein Zeichen dafür, dass ich einfach nur ein kranker Irrer bin, der keine Ahnung vom Umgang mit Menschen hat?
Wie auch immer: es ist gut, das eigene Verhalten zu reflektieren, um ein besserer Mensch zu werden. Für sich selbst und andere. Was ist ein besserer Mensch? Einer der es allen Recht macht? Einer der sich aus Liebe zu selbiger aus der Gesellschaft entfernt? Ein Film der allen gefällt? Gibt es sowas? Was ist denn nun wichtig? Mit sich selbst im Reinen zu sein? Hier häufen sich schon wieder Fragen und ein Unbehagen.
Meine Fragen und mein Unbehagen sind unwichtiger, als die Tatsache, dass Opfer von Misshandlungen und Übergriffen ihre Stimme erheben. Was zur Zeit geschieht und was eine Debatte und eine Veränderung im Denken anregt. Wie ich Eingangs schrieb, haderte ich mit einer vorschnellen Äußerung zu dem Thema, fühlte mich unwohl dabei. Aber es geht darum, auch da nachzugraben, wo es einem selber weh tut. Vielleicht bricht an dieser Stelle auch die Form dieses Blogs mal auf. Ihr merkt, ich komme ins Straucheln.
Was ich noch loswerden wollte, war der Gedanke, dass die sexuelle Misshandlung, der sexuelle Übergriff auch eine Demonstration des Prinzips der Macht ist. Eine negative Demonstration. Denn in vielen öffentlich gemachten Fällen, waren es Männer, die ihre Machtposition ausnutzten, um dadurch sexuelle Vorzüge zu genießen. Es gilt dieses Machtprinzip anzugehen. Nur weil jemand Macht hat, muss keiner dieser Macht gehorchen. Wobei natürlich an dieser Stelle auch die Frage zu stellen ist, in wie weit sich eine Person auf die Macht ausgeübt wird, dieser Macht beugt und dieses Beugen zu ihrem Vorteil nutzt und damit letztlich die Macht aufrecht erhält.
Macht ist ein interessantes mindestens zwei-schneidiges Thema, wie sich aus diesen Zeilen unter Umständen erkennen lässt. Und wie ich erkennen musste, liegt Macht vielen, wenn nicht allen Bereichen des Lebens im Kapitalsystem zu Grunde. Gilt es nun zu sagen: Macht ist doof? Ich glaube nicht, es gilt den richtigen Umgang mit ihr zu finden. So wie mit allen Substanzen und Mitteln. Macht macht vielen möglich.
Ich höre jetzt auf zu schreiben, denn ich drifte in Belanglosigkeit ab.
T.
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