Als ich so ca. 15 oder 16 war hing ich mit zwei langhaarigen Dudes ab. Wir waren ein Art Postgrungeverweigerungsvereinigung und übten uns in langsamen und egalem Verhalten, schauten auf die Menschen und Dinge in unserer Umgebung mit belustigter Verachtung und provozierten mit unserer schlechten Laune. Ich war leicht im Vorteil, weil ich schon damals ein langes Gesicht hatte ohne den Kiefer allzu sehr hängen lassen zu müssen.
Irgendwann hat sich dir Vereinigung aufgelöst, ich bin dann dem Musikmachen ernsthaft nachgegangen. Ich glaube, ich habe die beiden ein bisschen enttäuscht, weil ich ohne viel zu sagen verschwunden bin, bzw. mit anderen Leuten zu tun hatte. Das ging mir mit Schulfreunden auch schon so. Und es tut mir im Nachhinein ein bisschen leid. Ich hab es zu dem Zeitpunkt nicht gemerkt.
Jedenfalls erinner' ich mich, den Song "Sober" von Tool mit den beiden Dudes gehört zu haben und danach auch noch manchmal allein, auf dem Walkman oder dem MP3 Player. Einmal auch auf der sogenannten Kröllwitzbrücke in Halle. Von der ich auch mal runtersprang, allein. Um mir selbst zu beweisen, dass es geht. Hinein in den Fluss namens Saale, in den ich schon davor mal gefallen war von einem Rennruderboot aus.
Dieses Lied kommt mir in den Sinn, weil ich 14 Tage nüchtern war, in englisch sober. Und als mir dann jemand am 14. Tag sagte, nach 14 Tagen kommt ein unglaublich tolles High, habe ich mich betrunken. Recht stark. Bevor ich das erste Glas hob, kam auch noch der Song "Swimming Pool" von Kendrick. Und ich gab mich gefügig und lappig den Zeichen hin. So sehr, dass ich mich am nächsten Tag wälzte und ächzte und fror und mich doch heimlich heimisch fühlte in dieser Lache aus Leid, Urin und Erbrochenem.
Aber und ausnahmsweise versuche ich mich jetzt mal an einem postiven "Aber", ich habe diese Nüchternheit schätzen gelernt. Hat sie mir doch eine Klarheit gezeigt, die nicht unbedingt schön, aber klar ist. In welchem Sinne meine ich klar? Ich fühle mich selbst, mehr als zuvor. Fühle mich erschlagen und traurig, aber als mich selbst. Und das kommt mir ehrlicher vor, als die Alkvernebelung. Und Ehrlichkeit ist ein schweres Schaf, Scharfes Schwert, ein blauer scheuer Esel.
Dieselbe mir ungewöhnlich nah gekommene Person, die von dem High erzählte, legte mir den Schriftsteller Haruki Murakami nahe. Und ich erschrak mich, dass die Figur in dem Buch, dass ich gerade von ihm lese, viele Ähnlichkeiten zu mir aufweist. Lakonisch, starr, verzweifelt auf der Suche nach geben und nehmen von Liebe. Aber das bilde ich mir viel zu oft ein. Weshalb ich es auch tunlichst meide, Musikerbiopics zu sehen. Denn schon mit 14 hat mir die Lektüre der Nirvanabiografie "Come As You Are" einen gehörigen Komplex verschafft. Siehe weiter oben. Ich bin ihn immer noch nicht los. Und mein Appetit ist auch noch nicht zurück.
Purr Purr, Schnurr Schnurr,
TV.
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